"Floppy Bird" & Co.

Klonen von Handy-Apps verspricht schnelles Geld

Elektronik
18.04.2014 13:19
Begonnen hat alles mit einem kleinen Vogel, der nicht gegen Röhren fliegen durfte. Dann wurde das Spiel "Flappy Bird" zu einem Hit für Smartphones und schoss an die Spitze der App-Charts. Es folgten unzählige Nachahmer: Ob Fische, Schweine, Ponys oder sogar eine "Flappy Dragqueen" - meist wurde der Vogel einfach ausgetauscht. Noch Wochen nachdem sein Erfinder das Spiel aus den Download-Plattformen entfernen ließ, überschwemmen "Flappy Bird"-Klone die App-Stores. Denn das Nachbauen von Apps hat sich zu einem eigenen Markt entwickelt. Abkupfern spart schließlich Zeit und verspricht schnelles Geld.

Der Markt für mobile Spiele ist groß: Nach Zahlen des deutschen Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware daddeln mittlerweile allein in Deutschland fast 21 Millionen Menschen auf Smartphones oder Tablets. Gleichzeitig gibt es mehr Konkurrenz. Die Berliner Spielefirma Wooga schätzt, dass jeden Monat etwa 1.000 neue Spiele auf den großen App-Plattformen auftauchen. Wer da einen Hit landen will, braucht eine gute Idee, Zeit, Geld und viel Glück.

Die Versuchung, sich einfach in den Windschatten einer beliebten App zu hängen, ist daher groß. Die Nachahmer nutzen verschiedene Methoden: Manche kopieren einfach das Aussehen oder den Namen einer App und hoffen auf einen Verwechslungseffekt, andere tauschen Werbebanner durch eigene aus und verdienen so an ihrer Kopie. Oder sie schleusen mit den geklonten Apps Schadsoftware auf die Geräte. Einmal installiert, werden im Hintergrund dann Daten ausgespäht oder überteuerte Textnachrichten verschickt.

Programm-Bausteine aus dem Internet
Das Grundproblem sei, dass der Programmcode einer App relativ leicht zugänglich sei, sagt Candid Wüest. Er analysiert für den Sicherheitsanbieter Symantec Bedrohungen im Internet. Die Programm-Bausteine der Apps zu finden, "ist eine Sache von fünf Minuten", sagt er. Und es brauche keine großen Programmierkenntnisse, um sie in Details zu verändern und als neue App auf den Markt zu bringen.

Im Internet kursieren die Anleitungen. Vor allem Android-Apps seien davon betroffen, sagt Wüest. "Bei Apple werden Apps rigoroser geprüft. Zudem gibt es nur einen Markt für iOS-Apps. Bei Android-Apps gibt es viele." Und gerade über die vielen kleinen Download-Shops kommen oft bösartige Apps auf die Geräte.

Auch Programmierer haben Urheberrechte
Sich inspirieren zu lassen, ist natürlich nicht verboten. Viele Künstler - ob in Musik, Malerei oder eben Spielen - hatten Vorbilder. "Im Grundsatz gilt: Ideen sind frei. Nachahmen ist nicht generell verboten", sagt Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware. Doch auch Programmierer haben Urheberrechte, deswegen gebe es Grenzfälle. Wer ein Datenpaket einfach kopiere, handle womöglich rechtswidrig.

Das schadet den ursprünglichen Entwicklern. "Für die Original-Entwickler hat ein Plagiat natürlich einen großen Nachteil: Sie verlieren Umsatz und vielleicht sogar ihren guten Ruf", sagt Tobias Arns vom deutschen Branchenverband Bitkom. Laut der Spielefirma Wooga entdecken Mitarbeiter immer wieder Spiele, die zu nah an den eigenen Entwicklungen seien. Das melden die Entwickler dann den Plattformbetreibern von Google oder Apple. Die Erfolgsaussichten seien in der Regel gut, dass ein Klon über kurz oder lang entfernt werde.

Ein Haken für 3,99 Dollar
Manchmal ist allerdings auch gar keine Kopie notwendig, um Nutzer zu täuschen. Die App "Virus Shield" schoss vor kurzem auf den ersten Platz der Downloadcharts - bei einem Preis von 3,99 Dollar. Der Virenschutz schien denkbar einfach zu funktionieren. War ein Haken zu sehen, sollte das Smartphone sicher sein. Das Problem: Die App war gar kein Virenschutz, wie die Website "Android Police" zuerst entdeckte. Ihre einzige Funktion: Sie konnte einen Haken anzeigen.

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