Beim aufstrebenden kroatischen Musiker Gibonni waren die Schauer noch übersichtlich, doch je weiter sich der Abend in der Wiener Arena hinausstreckte, umso dichter wurden die Regenfälle. Das erste österreichische Joss-Stone-Konzert nach fünf Jahren sollte ursprünglich episch werden, endete aber schlussendlich biblisch. Biblisch waren nämlich die sintflutartigen Regenfälle, die sich mit Donner und Blitzen vermischt über das Open-Air-Gelände erstreckten und den etwa 3.000 Blues- und Soul-Fans eine kräftige Portion Geduld abverlangten.
Sonne im Regen
Doch wo Natur, da auch temporäre Wetterkapriolen, und während die vielleicht talentierteste Soul-Stimme der "Generation Y" samt achtköpfiger Begleitband die überdachte Bühne betrat, blickte sie auf Heerscharen von jubelnden und dem Wetter trotzenden Fans in Regenponchos samt koboldartigen Kapuzen. Wer seinen Star liebt, der durchtaucht auch die herausfordernsten Witterungsbedingungen. Joss Stone machte es dem Publikum auch nicht schwer. In legere Hotpants gekleidet, tänzelte sie gewohnt barfuß über die Bühne und versprühte selbst im kantigsten Sommerwetter sonnige Leichtfüßigkeit.
Die gute Laune projizierte sich von der stets lächelnden Frontfrau direkt in die flotten Songs, die vor allem zu Beginn eine gewaltige Dosis Funk aufwiesen. Bei "Stoned Out Of My Mind" ging die Menge erstmals steil und inmitten des erfrischenden Womack-&-Womack-Covers "Teardrops" setzten die "Raindrops" ein – der Regen potenzierte sich und die ersten größeren Massen suchten im Rudel das Weite Richtung Arena-Innenraum. Die (immer noch erst) 27-Jährige ließ sich davon nicht unterkriegen, scherzte genüsslich über die unvermeidlichen Launen der Natur und machte das in dieser Situation einzig Richtige – sie lud zur großen Party.
Stimme für alle Generationen
Stone bewies in der Arena eindrucksvoll, dass ihre größte Waffe nicht das Aussehen, sondern die unvergleichliche Stimme ist. Wenn die Britin ihr Timbre bis aufs Letzte ausreizt, schwingen Herz und Seele in den Tönen mit. Stone gelang es nicht umsonst bereits vor dem Erwachsenwerden, jugendliche Unbekümmertheit mit einer abgeklärten, souveränen Reife zu paaren. Als sie mit den "Soul Sessions" durchstartete, war sie gerade einmal 16 Jahre jung. Beim Auftritt wurde dieser Soul kräftig aufgepimpt, denn durch die druckvolle Instrumentierung ihrer Backing-Band und die feinen, aber niemals überlangen Jam-Sessions bekam der Auftritt eine kräftige Dosis Originalität.
Obwohl zahlreiche Hits wie "The Chokin' Kind" oder auch "Could Have Been You" Wetter oder gestraffter Setlist zum Opfer fielen, sorgten Songs der Marke "You Had Me" oder "Landlord" mühelos für auffahrende Gänsehaut. Den Schmäh verlor Stone auch mit Fortdauer des Konzerts nichts, obwohl die Zuseher im ersten Geländedrittel bereits bis über die Knöchel in den Wasserbächen standen und die Regengischt zu dieser Zeit Kabel und Equipment auf der Bühne in Mitleidenschaft zog.
Große Welt-Tournee
So musste die stimmgewaltige Diva nach der Bob-Marley-Coverversion "No Woman, No Cry" die Bühne verlassen und das Konzert notgedrungen frühzeitig abbrechen. Die Welttournee, die sie tatsächlich in jeden einzelnen Staat führen soll, geht indes planmäßig weiter. Möglicherweise geht sich da noch - als kleine Wiedergutmachung - ein vollständiges Österreich-Konzert aus…
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