Live im WUK

Joey Badass: Magier zwischen Tradition und Moderne

Musik
01.07.2015 11:44
Um Geld muss er sich derzeit wohl keine Sorgen machen: Joey Badass, der seinen Künstlernamen gerne mit Dollarzeichen statt S schreibt, ist einer der meist gefeierten Newcomer im Rapzirkus. Seit sein erstes Mixtape vor drei Jahren erschien, geistert er durch die Szene und präsentiert sich als Magier zwischen Tradition und Moderne. Das erfuhr am gestrigen Dienstag auch das Publikum im Wiener WUK.
(Bild: kmm)

Wobei es oft so eine Sache ist, mit gehypten Jungspunden und Debüts, auf die sich plötzlich alle einigen können. Genau an seinem 20. Geburtstag im Jänner hat Joey, der bürgerlich auf den Namen Jo-Vaughn Virginie Scott hört, mit "B4.DA.$$" (zu lesen als "Before Da Money") seine erste richtige Platte veröffentlicht: Ein mehr als einstündiger Ritt quer durch alle Subgenres, die East Coast Rap in den 90ern bereit hielt. Plötzlich waren es nicht mehr nur Blogs oder Hip-Hop-Magazine, die den gebürtigen New Yorker auf der Rechnung hatten.

Bewährtes gut wiedergegeben
Und wirklich, er hat vieles richtig gemacht: Joey Badass erfindet das Rad zwar nicht neu, setzt aber auf Bewährtes und mischt dazu eine ganz eigentümliche Würze. Im WUK wurde er von Statik Selektah an den Turntables begleitet - ein weiteres Indiz, macht einer der angesagtesten Produzenten doch nicht für jedermann den Live-DJ. Nachdem dieser rund 20 Minuten mit einer Tour de Force quer durch die jüngere Rapgeschichte seinen Job auch als Anheizer bestens erfüllte, hatten die Joey-Rufe endlich ihren Adressaten gefunden.

Zunächst noch in T-Shirt und mit Goldkette behangen, begann Joey Badass seine Achterbahnfahrt mit einigen frühen Tracks, bevor sein Album im Mittelpunkt stehen sollte. Das harte, von Selektah selbst produzierte "No. 99" traf dabei auf entspanntere Klänge wie bei "Paper Trail$". "Who'd have thought that 19 I might be in my prime", rappte er in "Hazeus View", ein beinahe schon meditativer Zwischenstopp, der kurz Selbstreflexion aufblitzen ließ. Darum sollte es aber nicht gehen: Von der ersten Sekunde an hingen die im ausverkauften Saal dicht gedrängt stehenden Leute an den Lippen Joeys, brüllten jede Zeile mit und warfen die Hände in die Luft.

Glaubwürdige Street Credibility
Entsprechend benötigte dieser Abend keine Anlaufzeit, keine Verschnaufpausen, keine kurze Durchhänger überspielende Interaktion. Einzig "Viennaaaa" wurde immer wieder gerufen, und Joey durfte zufrieden in die Runde blicken. Sein live noch eine Spur aggressiver rüberkommender Stil ist für dieses Setting wie gemacht. Und wie es in "Big Dusty" heißt: "Truth is, if it ain't real, I don't feel it". Hier war aber einer am Werk, den die Community sofort als glaubwürdig einstuft, der anhand seiner durchaus poetischen Erzählungen sogenannte Street Credibility mitbringt.

Ob bereits mehrfach aufgetauchte Vergleiche mit dem jungen Nas oder anderen Rap-Größen zulässig beziehungsweise überhaupt nötig sind, bleibt dahin gestellt. Vielmehr machte Joey Badass in den etwas mehr als 70 Minuten seines Wien-Gastspiels, in das er auch eine Gedenkminute für die "Gefallenen" einbaute, deutlich, dass er keine nur kurz aufflackernde Erscheinung im Hip-Hop-Business ist. Von der ihm nachgesagten schwierigen Art war hier ebenso wenig zu spüren wie von zu Kopf gestiegenem Erfolg. Das Mikrofon in der geballten Faust, die Augen auf seine Anhänger gerichtet, war es nichts weniger als eine Machtdemonstration.

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