Schweizer Doppelpack

Indiepop-Nachbarn: We Invented Paris und Asleep.

Musik
08.07.2014 17:00
Die Schweiz braucht sich nicht nur im Fußball, sondern auch im musikalischen Indie-Sektor nicht vor großen internationalen Gegnern verstecken. Mit Asleep. und We Invented Paris überzeugen gleich zwei Bands abseits ausgetretener Mainstream-Pfade mit Herzblut und Hingabe zur Musik. Wir haben reingehört.
(Bild: kmm)

Der heroische Kampf gegen einen schier übermächtigen Gegner. Die letzten Kräfte herausholen, das Extraprozent Zusatzmotivation abrufen und dann im richtigen Moment noch zustechen, um siegreich vom Feld zu schreiten. Was dem Fußballnationalteam der Schweizer im WM-Achtelfinale gegen Argentinien nicht ganz gelungen ist, dient als Grundidee dafür, als Säule für die eidgenössische Indiepop-Szene. Asleep. aus dem mondänen Zürich etwa sind ein Beispiel für innovative Musizierkunst fernab gängiger Businesspfade und Major-Label.

Auf verwegenen Pfaden
Ohne kurzlebige Effekthascherei zu verfolgen und sich dabei jeglicher Identität berauben zu lassen, verfolgt das Quintett die musikalische Beständigkeit. Oder – gekommen um zu bleiben, wenn Sie so wollen. Vor allem Frontmann Fabio Andres betritt auf dem dritten Studioalbum "Igloo" unbewanderte Indie-Pfade, deren tückische Abzweigungen den Genre-Größen zu anstrengend geworden sind. Anstatt sich naserümpfend anzubiedern oder in selbstmitleidiger Mauschelei zu versinken, setzt der Sänger auf sein fragil-eindringliches Stimmtimbre, das sich mit Sanftmut durch die Gehörgänge schlängelt.

Wo früher die Gitarren durchbrachen und sich auch Piano-Klänge in den Vordergrund schummelten, konzentrieren sich Asleep. anno 2014 auf behutsame Reduziertheit. Etwa im in die Mitte des Albums gestellten "Igloo I", wo sich jeder anbahnende Instrumentalausbruch zu einem seichten Dahinplätschern der Akkorde verwandelt. Andres philosophiert über die Vergänglichkeit der Jugend, versucht Erwartungen des Umfelds zu erfüllen und würde für so manchen gar als robuster Mammutbaum zur Verfügung stehen. Irgendwie familiär, heimelig und gewohnt. Man wünscht sich, die Felskluft auf dem melancholischen Cover-Artwork würde sich schließen, doch dazu gibt es noch zu viele Dinge aufzuarbeiten. Man soll ja nichts überstürzen.

Alles selbstgemacht
Einen völlig anderen, für die Allgemeinheit etwas zugänglicheren Ansatz verfolgt das Künstlerkollektiv We Invented Paris aus Basel. Frontmann Flavian Graber sammelte Freunde, um die Band im Herbst 2010 auf einer "Couchsurfing-Tour" durch fünf Länder bekannt zu machen. Die oftmals propagierte "Do It Yourself"-Mentalität reizt das aus Musikern, Filmemachern, Grafikern und Designern bestehende Kollektiv bis zum Exzess aus. Neben den Wohnzimmer-Konzerten spielen die Basler gerne unverstärkt Songs mitten im Publikum, verschicken persönlich Weihnachtskekse an die Fans und erstellen, basteln und veröffentlichen alles innerhalb ihres eigenen Biotops.

"Rocket Spaceship Thing", der neueste Streich der Indiepop-Truppe, klingt nicht nur im Titel abgedreht. Es geht um die Selbstständigkeit jedes Individuums, das Schwimmen gegen den Mainstream-Strom und das Verfolgen eigener großer Träume. Was nach einem Mantra-artig vorgebetenem Alphabet der Flanellhemden tragenden Alternative-Klientel klingt, erweist sich in der Umsetzung aber als durchaus attraktiv. "Mont Blanc", "Polar Bears" oder "Zeppelins" mögen sich ohne Umschweife in der Großhirnrinde festsetzen und schwemmen neben der üblichen Verträumtheit auch viel Lebenskraft und Positivität mit.

Einige Österreich-Konzerte
Umso besser, dass sich We Invented Paris im Herbst mehrmals in Österreich blicken lassen, um die kraftvollen Songs auch live präsentieren zu können. Unter anderem am 25. September im St. Pöltner Freiraum, am 30. September im Lendhafen Café in Klagenfurt, am 2. Oktober am Spielboden Dorn und als krönendes Finale am 3. Oktober beim Wiener Waves-Festival.

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