Ab 24. April im Kino

Hubert von Goisern: “Brenna tuat’s schon lang”

Kino
04.04.2015 17:00
Hubert von Goisern ist ein Musiker, dessen Botschaften lodern, in uns weiterglimmen. Der Film "Brenna tuat's schon lang" (ab 24. April im Kino) kommt dem Menschen und Weltenbummler ungewöhnlich nah.

Er liebt die Stille, die in aller Herrgottsfrüh über dem Hallstätter See liegt, wenn er seine Köder auswirft. Weil, so Hubert von Goisern, "Angeln so ein gesunder Dialog mit der Natur ist". Er mag das Reisen und ist doch heimatverbunden, verwurzelt. Mit seinem Geburtsort, dessen Namen er wie ein Adelsprädikat trägt.

Von Goisern. Soll heißen: Da bin i her! Er hat den Alpen-Blues in der Kehle, spielt auf der Quetschn, bis die Fingerkuppen bluten, er nimmt der Tradition das Nationale und peppt sie rockig auf. Lässt freche Mundartreime mit Gesellschaftskritik kollidieren. Und ist ein Menschenfischer - was frenetisch gefeierte Konzerte im deutschsprachigen Raum belegen.

Die Doku "Brenna tuat's schon lang", Regie: Marcus H. Rosenmüller, folgt den Spuren des Musikers, Wortschmieds und Philosophen von Goisern, der sich, wenn ihn Lob überfällt, schnell in seine Bescheidenheit zurückzieht wie auf einen Einödhof, um das Leben mit gebührendem Abstand zu betrachten - und dann wieder in Töne und Texte zu packen. Eine Annäherung an einen, der für das, was er tut, brennt.

"Krone": Der Filmtitel "Brenna tuat's schon lang" klingt leidenschaftlich. Im ähnlich lautenden Song "Brenna tuat's guat" lodert Gesellschaftskritik nicht zu knapp.
Hubert von Goisern: Ja, es geht um das Verheizen von Lebensmitteln zur Treibstoffgewinnung. Wenn zeitgleich dann Menschen an Hunger sterben, ist etwas aus dem Lot geraten. Auch ein leerer Magen brennt.

"Krone": Ein echtes Wutlied also?
Hubert von Goisern: Nein, Wut verstellt die Sicht auf die Dinge, lässt Unschärfen zu.

"Krone": Wie entstehen solche Lieder, aus welcher Stimmung heraus nehmen sie Form an?
Hubert von Goisern: Aus der Situation oder aus dem Nachdenken, dem Nachspüren heraus. Sinnieren ist so ein schönes Wort, das diesen Schaffensprozess umreißt. Irgendwann steigen dann konkrete Gedanken auf, ziehen Kreise, wie Kiesel, die man ins Wasser wirft.

"Krone": Kennt der Liedermacher so etwas wie eine "Textblockade"?
Hubert von Goisern: So ein Ringen um Worte? Eigentlich nicht. Wenn's fließt, dann fließt's. Ein Tischler kann sich ja auch keine Hobelblockade leisten.

"Krone": Wie bekömmlich sind für Hubert von Goisern die Musik-Begriffe "Alpen-Rock" oder "Weltmusik"?
Hubert von Goisern: Mit dem Gebirgler-Rock kann ich mich identifizieren. Weltmusik hatte einmal etwas Exotisches, das nach musikalischem Neuland klang. Dann verkam der Begriff zu Allerweltsmusik. Ich mag Traditionen, Althergebrachtes. Und ursprüngliche ethnische Sounds. Archaische Klangbilder, die aus dem Volk, gleich wo, kommen.

"Krone": Sie beherrschen gleich mehrere Instrumente virtuos. Ziehharmonika, Trompete, Gitarre, Mundharmonika, Klavier...
Hubert von Goisern: Passt schon. Beherrschen wäre zu viel gesagt. Ich spiele sie. Besser gesagt, ich malträtiere sie. Aber sie verzeihen mir immer wieder.

"Krone": Ein Lied lautet da "Halt nit an". Ist das Unterwegssein Teil der Lebensphilosophie eines Musikers?
Hubert von Goisern: Na ja, wer immer hinterm Ofen sitzt, der hat nit viel zum Erzählen. Ich hab da so meine Phasen. Die des Rastens, Ausharrens. Und die des Aufbrechens. Die meisten Reisen passieren mir einfach. Aus Neugier.

"Krone": Was sucht ein Kreativer wie Sie auf Reisen?
Hubert von Goisern: Ich suche nicht. Der Zufall ist der beste Reisebegleiter. Er sorgt für unerwartete Begegnungen. Oder für einen Sonnenaufgang, den man nie vergisst. Landschaften, die mir viel Raum geben - zum Atmen, zum Nachdenken (von Goisern bereiste u.a. Afrika, Tibet, Kanada, Grönland, Anm.) -, sind mir generell lieber als urbanes Menschengewirr.

"Krone": "Heast as nit" ist ein Hit mit großer Verweildauer. Nehmen Sie die Bewegungen im Stundenglas akustisch wahr?
Hubert von Goisern: Manchmal ja, dann wieder nicht. Die Zeit ist halt neidig. Wer sich ganz an den Augenblick verliert, hat mehr davon. Klingt nach chinesischem Glückskeks, ist aber so.

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