"Krone"-Rezension

Elton John: Leichtfüßig zurück in die 70er-Jahre

Musik
02.02.2016 12:09

Sir Elton John mag vielleicht 68 Jahre alt sein - Energie und Dynamik des kultigen Sängers erinnern aber vielmehr an einen Mittdreißiger. Mit "Wonderful Crazy Night" legt der Brite endlich wieder ein neues Studioalbum in die Regale und holt damit Glamour und Glitter der 70er-Jahre in die Gegenwart. Zum Glück auch live in Wien - beim "Krone"-Konzert am 24. November in der Stadthalle.

(Bild: kmm)

Ist es jetzt sein 32. oder sein 33. Studioalbum? Weit mehr als der musikalische Inhalt scheint den internationalen Medien die exakte Chronologie von Sir Elton John zu interessieren. Dabei ist das absolut egal, denn aufgenommene Studioalben lassen sich heute genauso wenig zählen wie gewonnene Awards, Nummer-eins-Singles oder Gold- und Platinauszeichnungen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Protagonist kein Pop-Stern, sondern ein regelrechter Erfolgsplanet ist. Und auf wen würde das stärker zutreffen, als auf den 68-jährigen Pianisten mit der markanten Zahnlücke?

Juvenil und frisch
"Wonderful Crazy Night" ist nicht nur ein Albumtitel, sondern eine Lebenseinstellung. Elton John ist ein Meister der nächtlichen Umtriebigkeit, das beweisen nicht nur die fast 400 Shows, die der Entertainer bisher in Las Vegas spielte, sondern auch die unermüdlichen, globalen Touringaktivitäten des Briten, die ihn auch in diesem Jahr wieder rund um die Erde führen werden. Während sich andere Künstler seines Alters zwangsweise mit der Sterblichkeit ihrer Legende befassen müssen, baut sie John mit seinem stets juvenilen Auftreten beständig aus und wirkt dabei von Mal zu Mal jünger und erfrischter.

Woher dieser jugendliche Elan des Altmeisters? Liegt es an der 2014 geschlossenen Ehe mit Langzeitfreund David Furnish? Am unermüdlichen Kampf für die Rechte der Homosexuellen einzutreten oder vitalisiert ihn das Publikum mit dem steten Spenden tosenden Beifalls? Man mag es von außen nur vermuten, aber es ist schön, dass er so voller Lebensfreude steckt, denn das reflektiert sich direkt auf dem neuen Studiorundling, bei dem sich John in mehrfacher Hinsicht wieder an die alten Tage zurückerinnert, und das Gefühl der Unbeschwertheit einzufangen versucht.

Grellbuntes Vergnügen
Bereits der eröffnende Titeltrack "Wonderful Crazy Night" ist ein bekömmlicher, ins Ohr gehender Up-Tempo-Rocker mit einer markanten Piano-Melodielinie, der sich durchaus mit seligen "Goodbye Yellow Brick Road"-Zeiten messen kann. Die Spuren der 70er-Jahre lassen sich in fast allen Kompositionen finden - vermischt mit dem grellbunten Cover-Artwork und der fast schon ansteckenden Spielfreude, die John auf dem Album an den Tag legt, wird sich so manch langjähriger Fan mit Freude in der Vergangenheitsspirale drehen.

Ein Grund für das fröhliche Stelldichein könnte die Wiedervereinigung mit seiner alten Band sein, die ihn letztmals 2006 auf "The Captain & The Kid" unterstützte. Drummer Nigel Olsson war schon in den späten 60er-Jahren ein treuer Gefährte des Meisters und Gitarrist Davey Johnstone hat mit Elton erstmals 1971 zusammengearbeitet. Zudem wurde Johns langjähriger Freund Ray Cooper für fünf Songs als Percussionist engagiert. Alte Besen kehren eben gut, vor allem, wenn sie sich in inniger Freundschaft beiseite stehen.

Kompositionszwilling
Nur so ist es möglich, dass die einzelnen Songs nicht nur frisch, sondern auch extrem lebensbejahend klingen. "Blue Wonderful", die bereits veröffentlichte, an Canned Heat erinnernde Single "Looking Up" oder "Guilty Pleasure" spiegeln ungezwungene Spielfreude wieder und entführen klanglich in warme und blühende Frühlingsgefilde. Für die Texte sorgte einmal mehr Elton Johns "Kompositionszwilling" Bernie Taupin, der seit mittlerweile 48 Jahren Welthits am Fließband produziert und mit "Candle In The Wand" vor 19 Jahren die erfolgreichste Single aller Zeiten kreierte.

"Wir sind derzeit genauso aufgeregt wie damals, als wir begonnen haben zusammenzuarbeiten", erklärte John zum Produktionsprozess, "ich will seine Text gar nicht sehen, bevor ich das Studio betrete. Ich setze mich ans Piano, freue mich darüber, etwas das erste Mal vor mir zu haben, plötzlich trifft es mich, ein Film läuft in meinem Kopf ab und sobald ich den ersten Akkord spiele, entfaltet sich sein ganzer Plan. Ich weiß nicht einmal warum, ich erwidere ja nur seine Texte." Diese magische Kooperation hat aber gewiss einen erklecklichen Anteil an der Lockerheit des Albums.

Dynamik und Energie
Auf "Wonderful Crazy Night" hat Elton John endlich wieder seine Leichtfüßigkeit gefunden und beweist eindrucksvoll, dass es keine leere Phrase ist, wenn er die Gegenwart als den besten und ungezwungensten Teil seines Lebens bezeichnet. Wer im Prinzip schon alles erreicht hat, der kann eben auch zwanglos seiner Leidenschaft frönen. "Musikalisch gesehen ist das Album sehr dynamisch", erklärt John den Sound, "darauf bin ich sehr stolz, denn ich selbst bin derzeit voller Energie. Von all den Alben, die ich in den letzten 30 Jahren veröffentlicht habe, sollte das live am einfachsten zu spielen sein."

Davon kann man sich in Österreich auch selbst überzeugen - und zwar beim "Krone"-Konzert am 24. November in der Wiener Stadthalle. Tickets erhalten Sie unter 01/588 85-100 und im "Krone"-Ticketshop.

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