Cooler geht's nicht

Der ¿Da-Da-Da¿ ist wieder da!

Musik
10.07.2006 14:25
Stephan Remmler kehrt nach zehn Jahren Pause wieder ins CD-Regal zurück. Mit dem erklärten Ziel uns die Ohren mit schrägen Texten und elektronischen Retorten-Beats zuzuduseln. Mit „1,2,3,4…“ beweist der Ex-Frontmann von Trio sich, und allen die’s sonst noch wissen wollen, wer die Coolness gepachtet hat. Aber, hallo!
(Bild: kmm)

Den leiernden Synthesizer von „Keine Sterne in Athen“ hat man wohl gleich nach den magischen Worten „Da-Da-Da“ im Ohr, wenn einem Stephan Remmler in den Sinn kommt. Ein alter Schinken? Keine Spur!

Und überhaupt: Wer noch keine Nacht durchgemacht hat, in der von ansonsten eher braven Männchen im ausnahmsweise benebelten Zustand „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ gegrölt wird, der ist sowieso noch nicht lang alt.

Mit seiner Mischung aus albernen Saufliedern und Sprechgesang mit ernsten bis ironischen Themen hat man Stephan Remmler, seit er vor 20 Jahren mit „Keine Sterne in Athen“ den Solo-Durchbruch schaffte, noch nie so richtig in eine Schublade einordnen können. Seine Songs dringen aus dem Seniorenradio im Wohnzimmer der Urstrumpftante und plärren nebenan aus der 5000-Watt-Anlage im Yuppie-Tanzpalast.

Baujahr 1946 ist Remmler, runde sechzig wird er, wenn man hierzulande zum 51. Mal der Unterzeichnung des Staatsvertrages gedenkt. Dass er mit den Songs auf „1,2,3,4…“ viele Grünschnäbel aus der deutsch-sprachigen Musikszene ganz schön alt aussehen lässt, vergönnt man ihm. War er doch mit Trio in den Achtzigern seiner Zeit schon weit voraus. Die erste Single „Frauen sind böse“ – eine musikalische Mixtur aus SEEED-Reggae und Mendocino-Orgel – erfreute sich als Download bereits vor Wochen großen Andrangs.

Die zweite Auskoppelung, „Einer muss der Beste sein (Ich, ich, ich)“, kommt in alter Trio-Manier. Schuhkarton-Bassdrum und Super-Mario-Synthies, mehr braucht man nicht zu sagen. „Ich bin der Nabel der Welt – zumindest der sich dafür hält“ remmlert er da ins Mikro und nichts klingt peinlich. Andere Prolos aus deutschen Nachbarlanden, die es vor ein paar Jahren noch geil fanden, ein Arschloch zu sein, stinken gegen soviel Coolness erbärmlich ab. Und man denkt sich: „Gottseidank ist der Remmler wieder da… da, da.“

Auf dem Titeltrack „1,2,3,4…“ ist anspruchsvoller Sprechgesang angesagt. Mit ironischen Fragmentsätzen nimmt Remmler den deutschen Kleingeist auf die Schaufel und tätschelt ihn mit zynischen Aufmunterungen. „Wenn das die Wahrheit ist, dann will ich lügen. Wenn das die Freiheit ist, sperr ich mich ein“ heißt es auf „Let’s go to Elvis“. Der Meister des monotonen Sprechgesangs liebäugelt mit der Ewigkeit, vergisst aber nicht vorher noch dem Diesseits die Meinung zu geigen.

Höhepunkt des Remmler’schen Zählwerks ist ein Song aus der Sicht von unten: „Mach den Sarg auf“ brüllen knapp 60 Jahre Pop-Historie ins Mikro. „Dann dicke Erde drauf, sie werfen mich ins Loch. Keiner kommt noch schnell mal gucken, keiner weiß ich lebe noch!“ Doch Stephan, ab dem 14. Juli - dann erscheint das Album - wissen sie’s wieder!

10 von 10 coolen Remmlern


Christoph Andert

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