Wie geht es weiter?

Conchita Wurst: Auch wie Phönix aus der Asche?

Musik
10.08.2014 12:00
Ganz langsam ebbt der größte Hype um unsere Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst ab. Was kommt nun? Ein neuer Hit ist noch nicht in Hörweite, und man hat es verabsäumt, nach dem großen Triumph ein Studioalbum nachzulegen. Experten geben Tipps, wie Conchita noch die Kurve kriegt.
(Bild: kmm)

"Wenn Sie einen fabelhaften Song für Conchita haben, kontaktieren Sie uns!" – Das Team Wurst redet mit dem Aufruf auf seiner Homepage nicht lange um den heißen Brei herum: Ein fabelhafter Song muss her!

Gallionsfigur der Toleranz
Fast drei Monate ist der Song-Contest-Sieg in Kopenhagen her – und kaum ein Tag verging, an dem Conchita Wurst nicht von einer Veranstaltung zur nächsten herumgereicht wurde: vom "Life Ball" bis zu den glamourösen Filmfestspielen in Cannes, von der Pride-Parade in Amsterdam bis hin auf den Pariser Laufsteg von Jean-Paul Gaultier, der Conchita zur Muse erkoren hat. Lady Gaga, Cher, Elton John und viele mehr outeten sich gleich nach ihrem Sieg als Fans. Keine Frage – als Friedenstaube der Toleranz wurde unser Phönix aus der Asche europa-, ja fast weltweit zur bärtigen Gallionsfigur.

In all dem Wirbel blieb etwas sehr still – die Musik. Statt mit neuen Songs geht Manager René Berto nun mit "100 Tage Song Contest" als Medienereignis hausieren. Doch eigentlich möchte Conchita viel mehr sein als eine "Reichweiten-Figur mit Botschaft". Sie will als Sängerin die Welt erobern. Genau daran hapert es zurzeit ein wenig. "Rise Like A Phoenix" ist nur noch selten zu hören. Auf Ö3 läuft "Calm After The Storm", der leichtfüßige Folksong der zweitplatzierten Common Linnets, um einiges öfter als Wursts Bombast-Ballade.

Musikalische Anerkennung fehlt
Wie schwer es ist, musikalische Anerkennung zu bekommen, hat schon Tom Neuwirth erfahren müssen. Nach dem Finaleinzug bei "Starmania" versuchte er es mit der Boyband Jetzt anders!, die sich aber nach wenigen Monaten wieder trennte. Der durch die Castingshow automatisch abgeschlossene Plattenvertrag mit Universal lief irgendwann sang- und klanglos aus. Auch aus der Partnerschaft mit Sony Music, die sich aus der Teilnahme bei "Die große Chance" ergab, konnte der zur Conchita Wurst gewandelte Tom kein Album herausholen.

"Wir haben damals beschlossen, getrennte Wege zu gehen, weil wir der Figur Conchita Wurst nicht im Wege stehen wollten", meint Sony-Music-Chef Dietmar Lienbacher diplomatisch. Zurzeit hat unsere Song-Contest-Königin also nicht einmal einen Plattenvertrag.

Zu wenig Songs im Repertoire
"Ich habe mich unheimlich gefreut, als Conchita gewonnen hat – und hatte sehr große Erwartungen. Aber ich verstehe als Außenstehender den derzeitigen Plan nicht ganz", meint Musik-Urgestein und ehemaliger Christina-Stürmer-Manager Bernd Rengelshausen ehrlich. "Eigentlich wurde das Wesentliche verabsäumt. Sie ist ja zum Song Contest mit dem Vorsatz gefahren, den bestmöglichen Platz zu erzielen, und zumindest mit einer Top-Ten-Platzierung hat man ja gerechnet. Da hätte man an sich schon davor ein Album vorbereiten sollen. Der Sieg war eine absolute Sternstunde. Natürlich wäre es dann sinnvoll gewesen, wenn sie schon ein wenig Repertoire gehabt hätte." Zurzeit kann sie Veranstaltern nur drei Songs bieten – ein bisschen mager für einen ordentlichen Auftritt.

Dass die Erwartungen hoch sind, scheint die Dragqueen ein wenig zu bremsen. "Fehler werden in dieser Branche nicht verziehen. Wenn das nicht funktioniert, habe ich eine sehr große Chance vertan. Da warte ich lieber länger, um etwas Ordentliches zu machen, als dass ich auf schnell, schnell was rausbrate", meinte Conchita unlängst in einem Interview. "Jetzt sollte sie sich einmal zwei Monate ganz zurückziehen und intensiv an ihrem Album arbeiten. Sie ist toll und kann wirklich was, sie darf sich nur nicht nervös machen lassen", ist Star-Produzent Thomas Rabitsch überzeugt.

Lady Gaga als Vorbild
"Ich würde ihr raten, nicht nur nach großen Balladen zu suchen, sondern den Stil von Lady Gaga als Vorbild zu nehmen – ein bisschen Electronic Music würde sicher zu ihr passen. Das Album kann ruhig ein bisschen schräg und mystisch werden." Hudeln muss sie seiner Meinung nach aber nicht. "Ich glaube, jetzt ist der erste Moment bereits verstrichen. Ich würde ein Album erst herausbringen, wenn der Hype rund um den Song Contest in Österreich wieder neu entfacht wird."

"Conchita hat durchaus eine musikalische Zukunft, es bedarf aber einer guten Planung. Mit dem richtigen Produzententeam, den besten Songschreibern, eventuell dem einen oder anderen berühmten Duettpartner und dem richtigen Timing geht das garantiert auf", ist Lienbacher von seinem ehemaligen Schützling überzeugt. Und vielleicht laufen da sowieso schon die Vertragsverhandlungen - schließlich weiß Sony Music, wie man aus Song-Contest-Gewinnern Weltstars macht – Celine Dion ist bei ihnen unter Vertrag.

Und so hoffen wir weiterhin nur das Beste: Alles hat ein Ende – nur die Wurst hat garantiert noch keines!

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