Neues Studioalbum

Brian Wilson zwischen Nostalgie und neuem Sound

Musik
04.04.2015 17:00
Von unten sieht man die Seebrücke, die Holzpfähle spiegeln sich im Wasser, sanfte Wellen rollen heran. "No Pier Pressure" heißt das neue Album von Brian Wilson. Der Pier ist auf dem Coverfoto des Albums zu sehen. Nur kleine Schaumkronen haben die Wellen auf dem Bild, doch für die Ohren ist das elfte Album des Beach-Boys-Gründers ein dreiviertelstündiges Wohlfühl-Schaumbad.
(Bild: kmm)

Ausgesprochen könnte der Titel auch "Kein Gruppenzwang" ("No Peer Pressure") bedeuten - Wilson will offenbar schon mit dem Albumtitel klarmachen, dass er mehr vorlegen will als einen Aufguss alter Ideen. Der legendäre Beach-Boys-Sound ist sofort wieder da, die mehrstimmigen Arrangements, der kristallklare Gute-Laune-Sound. Doch vom ersten Song "This Beautiful Day" darf man sich nicht auf die falsche Spur schicken lassen - Brian Wilson schaut mit seinem neuen Album nicht nur nostalgisch zurück in die glorreichen Zeiten der Surfmusik. Auch wenn Wilson bald 73 wird, hat er noch viel vor, das hört man seinem neuen Werk deutlich an.

Verstärkung aus Hollywood
Den künstlerischen Nachwuchs hat sich Wilson ins Studio geholt. "Wir haben fünf Gastkünstler auf dem Album, die alle eine großartige Arbeit gemacht haben", schwärmt er in einem Interview. "Es ist eine tolle Zusammenarbeit mit anderen Stars." Besonders von der Sängerin des Indie-Folkduos She & Him ist der Altmeister begeistert: "Zooey Deschanel hat eine irre Stimme." Bekannt ist sie vor allem als Schauspielerin, etwa in der TV-Serie "New Girl". Songs, die Wilson bereits zusammen mit Lana Del Rey und Frank Ocean aufgenommen hatte, packte er allerdings nicht auf das Album.

Einige seiner Fans hatten im vergangenen Jahr kritisiert, dass Wilson Songs mit Sängerinnen wie der 26-jährigen Kacey Musgraves aufnahm. Verständnislos hatte der frühere Beach-Boys-Frontman darauf reagiert und seine Fans gebeten, das neue Album abzuwarten und erst dann zu urteilen. "Mit den jungen Künstlern um mich herum zu arbeiten, das war wie einen tiefen Zug reinen Sauerstoff einzuatmen", sagte Wilson bei einem Berlin-Besuch im Februar. "Sie singen alle so rein, so klar. Sie haben sehr schnell gelernt und ihre Vocals genau so eingesungen, wie ich es mir vorgestellt habe."

Stilgrenzen sprengen
Und es wird nicht langweilig: Mit Capital-Cities-Sänger Sebu Simonian zusammen hat er "Runaway Dancer" aufgenommen, mit treibendem Rhythmus, knackigen Discobeats und psychedelischem Background-Gesang. Besser in den Gesamtklang des Albums passen allerdings die Country- und Rock-Anklänge in "Guess You Had To Be There", ein Duett von Wilson mit Musgraves: Banjo, E-Gitarre plus ein bisschen Sound der 60er. Es passt. Wilson vertraute bei der Arbeit an "No Pier Pressure" aber auch auf langjährige Weggefährten wie Al Jardine, David Marks und Blondie Chaplin. Vor allem Jardine, ein Beach Boy der ersten Stunde, setzt Akzente. Schon auf der ersten Single-Auskopplung "The Right Time" war er zu hören.

Den Schlusspunkt auf "No Pier Pressure" setzt "The Last Song", eine ergreifende und sehr persönliche Ballade. Klavier und Streicher setzen ein, dann Wilsons Stimme: "Ich wünschte mir, ich könnte euch noch soviel mehr geben...", so eine Liedzeile. Es klingt wie ein persönliches Vermächtnis des 72-Jährigen: "Sei nicht traurig, es gab eine Zeit und einen Platz für das, was wir taten. Wenn da nur eine weitere Chance wäre, für euch zu singen." Wilsons Resümee: "Man hat nie genug Zeit für die Menschen, die man liebt."

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