Wiener Stadthalle

5 Seconds Of Summer: Zwischen Kängurus & Schnitzel

Musik
13.05.2016 09:46

Für 6.500 Fans war Donnerstagabend Weihnachten und Ostern zusammen - endlich gab die australische Pop/Punk-Erfolgsband 5 Seconds To Summer ihr Österreich-Debüt und überzeugte dabei mit einem flott-sympathischen Set in der Wiener Stadthalle. Luke Hemmings, Michael Clifford und Co. zeigten sich als geübte Entertainer mit dem richtigen Händchen fürs Songwriting - der Kreischpegel stieg ins Unermessliche.

(Bild: kmm)

Rund um die Jahrtausendwende wäre es schier undenkbar gewesen, dass Bands wie die Backstreet Boys mit Sum 41 auf gemeinsame Tour gehen. Heute bilden sich ganze Karrieren aus der Vermischung stilistisch unterschiedlicher Boybands. So etwa auch bei den Australiern 5 Seconds Of Summer, die nach mehreren Touren mit One Direction und adäquaten Single-Erfolgen mittlerweile selbst die großen Hallen füllen und sich zu einer Megaseller-Band entwickelten. Die Magie der vier sympathischen Burschen schwappte relativ spät nach Europa, in den USA zählt die Band schon seit geraumer Zeit zu den unverrückbaren Live-Institutionen im Teenie-Segment.

Mehr als eine Boyband
Wobei man 5 Seconds Of Summer mit dem Terminus "Teenie-Band" Unrecht tut, denn auch wenn gefühlt 98 Prozent des Publikums dauerkreischende weibliche Teenager sind, spielen die Australier bodenständigen Pop-Punk mit Skatepunk-Anleihen, wie man ihn andernorts von Bands wie Green Day, Billy Talent oder eben Sum 41 kennt. Während eben genannte Genrevertreter sich ihr Publikum über Jahrzehnte aufbauten und mit ihnen alterten, müssen 5 Seconds Of Summer diesen Beweis erst noch antreten - die Voraussetzungen dafür sind in musikalischer Hinsicht jedoch gegeben.

In der Wiener Stadthalle versammeln sich Donnerstagabend beachtliche 6.500 Fans zur lang erwarteten Österreich-Premiere ihrer Helden. Dass die Stadthalle im Hauptbereich bestuhlt war, ist wohl damit zu erklären, dass die weniger enthusiasmierten Eltern und Aufpasser die folgenden 90 Minuten sitzend verbringen können. Mit zwei großen Videoleinwänden und einer Bühne in Skaterampenform ausgestattet, gehen die Australier mit Songs wie "Carry On" und "Hey Everybody!" auch gleich in die Vollen und entfachen eine schweißtreibend-laute Stimmung, die von den Musikern auf der Bühne mit motivierenden Ansagen immer wieder weiter angeheizt wird.

Krach und Melodie
Musikalisch könnten 5 Seconds Of Summer mühelos jeden "American Pie"-Soundtrack füllen und das Erfolgsrezept ist denkbar einfach erklärt. Vier fesche, aber in ihrer Optik total unterschiedliche Schulfreunde aus Sydney, die abwechselnd für den Gesang zuständig sind, sich abwechselnd mit Ansprachen ans Publikum wenden und neben den treibenden Rhythmen des zwanglos-kurzweiligen Sounds auch dank des dazu passenden Surfer-Boy-Grinsens die Dezibelwerte in die Höhe treiben. Zu flotten Pop-Punk-Songs wie "Voodoo Doll" oder "Permanent Vacation" gesellen sich immer wieder ruhigere Momente, in denen sich das musikalisch versierteste Mitglied, Lead-Gitarrist Michael Clifford, ans Klavier setzt oder Frontmann Luke Hemmings - übrigens auch nach fünf Jahren im Geschäft noch keine 20 Jahre alt - das melodische Stimm-Timbre auspackt.

Die Songs des in Österreich auf Platz eins gelandeten Albums "Sounds Good Feels Good" funktionieren dabei noch besser als die Hits des Debüts. Der musikalische Übergang funktionierte problemlos und als Songwriter arbeiteten die Jungs mit den Madden-Brothers (Good Charlotte) oder Alex Gaskarth von All Time Low - ein weiteres Zeichen, dass 5 Seconds Of Summer eben keine typische Teenie-Band sind.

Nicht schmähstad
Passend zur ausgelassenen Stimmung rennt während des Konzerts auch der Schmäh. Clifford erntet den ersten überschwänglichen Applaus für die Tatsache, dass er sich extra für den Wien-Auftritt die Haare blond färbte, sämtliche Austria/Australia-Klischees werden von der Band humorig auf die Schippe genommen und enden in einem spontan eingestreuten "We had the biggest Wiener Schnitzel"-Jam - offenbar das musikalische Nachbeben eines neuentdecken, lukullischen Genusses.

Die Fans danken diesen Einsatz nicht nur mehr Textsicherheit, sondern auch mit unzähligen Liebesbekundungen auf Plakaten und zahlreichen mitgebrachten Geschenken von Blumen über Briefen bis hin zu ganzen Geschichten, die man im Kinderzimmer für die eigenen Heroen notiert hat. Dass man sich die beiden Superhits "She's Kinda Hot" und "She Looks So Perfect" für den Zugabenteil aufgehoben hat, erweist sich geschickter Schachzug. Noch einmal bebt die Halle, noch einmal muss man die Ohrenstöpsel nachjustieren, noch einmal wird einem gewahr, dass 5 Seconds Of Summer mit Sicherheit genug Talent haben, um nicht so flammend zu verglühen, wie es anderen Boybands allzu oft passierte. Die Australier wären gewiss auch eine gute Festivalband…

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