Mercedes-Posse

Toto Wolff: “Alle Fehler gehen auf meine Kappe”

Sport
26.05.2015 08:54
Jene Fehlentscheidung, die Lewis Hamilton den schon sicher geglaubten Sieg beim Formel-1-Klassiker in Monte Carlo gekostet hat, ist auch am Dienstag noch heißes Diskussionsthema. Was ist in der Mercedes-Box abgelaufen? Wer trägt die Schuld? Welche Konsequenzen gibt es? Fragen, denen sich der 43-jährige österreichische Teamchef Toto Wolff im Interview mit der "Krone" ehrlich stellte.

"Krone": Toto, was ist in der Safety-Car-Phase in der Mercedes-Box wirklich passiert?
Toto Wolff:Hamilton hatte über 20 Sekunden Vorsprung. In dieser Phase hat das Strategieteam in Brackley und vor Ort berechnet, dass sich, für den Fall, dass Vettel auf die Supersoft-Reifen wechseln würde und damit natürlich einen Vorteil hätte, ein zusätzlicher Stopp bei Lewis ausgehen würde. Aber: Die Daten waren falsch. Sein Vorsprung war geringer!

"Krone": Wer hat sich letztendlich verrechnet, wer hat Hamilton in die Box geholt?
Wolff: Zwei Kurven vor der Boxeneinfahrt hat Lewis gefunkt, dass er keinen Grip auf den Reifen hat, das heißt, wir haben in der Rascasse, kurz vor der Einfahrt, in Millisekunden gesagt: Box. Eine Entscheidung, die wir gemeinsam getroffen haben. Wir gewinnen und wir verlieren gemeinsam.

"Krone": Nochmals, wo ist der Fehler aufgetreten?
Wolff: Wir hätten sagen müssen: Bleib draußen! Ich kann mich erinnern, 2011 hat Sebastian Vettel in Monaco gewonnen, ohne auch nur einmal die Reifen zu wechseln. Du kannst hier einen guten Fahrer auch mit neuen Reifen nicht überholen. Unsere Entscheidung war zu wissenschaftlich, wir haben die Racing-Perspektive zu wenig berücksichtigt.

"Krone": Toto, du wusstest also, dass der Sieg für Hamilton ohne zusätzlichen Stopp auch möglich gewesen wäre. Gestehst du dir damit auch einen Teil dieses Fehlers ein?
Wolff: Ich bin der Teamchef. Alle Fehler gehen auf meine Kappe. Aber wie gesagt, wir haben uns auf die Daten verlassen – die waren falsch.

"Krone": Dieses Thema ist noch nicht abgehakt. Wie geht Mercedes jetzt weiter vor, wird es eventuell personelle Konsequenzen geben, Niki Lauda sprach ja von einer inakzeptablen Entscheidung?
Wolff: Wir werden ab Dienstag in England diesen Fehler intern genau analysieren und die Kommunikationsprotokolle verändern. Aber das machen wir sicher hinter verschlossenen Türen.

"Krone": Wie war denn dein Kontakt mit Hamilton seit der Fehlentscheidung?
Wolff: Gleich nach der Siegerehrung habe ich mich bei ihm entschuldigt, ihm erlaubt, das Briefing sausen zu lassen und gleich auf sein Boot zu gehen. Und später habe ich ihm noch ein SMS geschickt, ihm geschrieben, dass er ein großartiger Leader ist, ich stolz auf ihn bin."

"Krone": Trotzdem: Mit Nico Rosberg als Sieger und Hamilton als Drittem hinter Vettel kann man als Mercedes-Teamchef gut leben, oder?
Wolff: Natürlich. Und man muss ja vor Nico auch den Hut ziehen. Er ist nach Graham Hill, Prost und Senna erst der vierte Pilot, der den Monaco-Hattrick geschafft hat. In Montreal werden wir wieder zwei mental extrem starke Burschen erleben, die sich nichts schenken und damit dem gesamten Team einen weiteren Boost nach vorne geben werden."

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(Bild: KMM)



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