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LG G5: Modul-Smartphone für Weitwinkel-Knipser

Elektronik
01.05.2016 09:00

Der südkoreanische IT-Konzern LG Electronics bringt bald sein neues Android-Flaggschiff G5 nach Österreich. Das innovative Gerät bietet Features, die kein anderes Handy hat. Dazu zählt ein Akku-Einschubmechanismus, über den Zubehör - etwa ein Zusatz-Akku mit Kamera-Griff - nachgerüstet wird ebenso wie eine Zweitkamera, die Weitwinkelfotos knipst. Ob es LGs Alu-Flaggschiff an die Spitze der Smartphone-Hackordnung schafft, klärt unser Test.

Das G5 von LG hebt sich mit seinen Besonderheiten wohltuend von der Smartphone-Masse ab. Es ist das einzige High-End-Smartphone eines großen Herstellers, bei dem der Akku problemlos gewechselt werden kann und das wohl erste Handy mit Weitwinkel-Zweitkamera. Auch das Always-on-Display, das permanent die Uhrzeit anzeigt, gibt es bislang nur bei einem einzigen Rivalen.

Abgesehen von diesen Besonderheiten verbaut LG im in Gold, Silber, Grau und Pink verfügbaren G5 absolute High-End-Komponenten. Welche, erfahren Sie in der Leistungstabelle:

LG G5

CPU

Qualcomm Snapdragon 820: 2 x 2,15 + 2 x 1,6 GHz

RAM

4 GB

Diagonale

5,3 Zoll

Auflösung

2560 x 1440 Pixel

Speicher

32 GB

microSD-Slot

Bis 2 TB

Hauptkamera

16 Megapixel; Optische Bildstabilisierung; Laser-Autofokus; F/1.8; LED-Blitz

Frontkamera

8 Megapixel

Funk

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.2, NFC, Infrarot, GPS, GLONASS

Maße

149,4 x 74 x 8,6 Millimeter; 159 Gramm

Akku

2800 mAh

Extras

135-Grad-Weitwinkel-Zweitkamera (8 Megapixel)
Alu-Chassis mit Akku-Einschub
Fingerabdruck-Sensor

Software

Android 6

Preis

Ab 630 Euro

Das G5 ist das erste Smartphone mit Qualcomms neuem Top-Prozessor Snapdragon 820, das bei uns auf den Markt kommt. Gegenüber dem wegen Hitzeproblemen in Verruf geratenen Vorgänger hat sich die Kernzahl von acht auf vier reduziert, die Performance liegt trotzdem im absoluten Android-Spitzenfeld. Im Benchmark-Test AnTuTu liegt das G5 mit seinem Qualcomm-Chip in etwa gleichauf mit Samsungs Galaxy S7 mit dem hauseigenen Exynos-8-Achtkernprozessor.

Neben einem rundum flüssigen Android-Bedienerlebnis, flotten App-Starts und hoher 3D-Leistung heißt das auch, dass Samsungs Prozessordominanz aus dem Vorjahr gebrochen ist. Qualcomm kann wieder mit dem stärksten Samsung-Chip mithalten, die Hitzeentwicklung ist im Vergleich zum Vorgänger überschaubar. Unter länger anhaltender Last wird der neue Chip zwar warm, aber bei weitem nicht mehr so heiß wie der Vorgänger.

Tolles Display mit Always-on-Feature
Das Display im G5 hinterlässt ebenfalls einen sehr guten Eindruck. Die hohe Auflösung von 2560 mal 1440 Bildpunkten sorgt für eine scharfe Darstellung, bei der selbst bei genauer Betrachtung keine Einzelpixel mehr sichtbar sind. Bilder und Videos werden detailreich, Text klar lesbar dargestellt. Die Farbdarstellung ist natürlich und brillant, die seitliche Ablesbarkeit gegeben und die maximale Helligkeit auch für den Außeneinsatz ausreichend.

Beim Kontrast liegt das Display allerdings nicht ganz auf AMOLED-Niveau, zudem ist die Always-on-Funktion, bei der die Uhrzeit permanent am Display angezeigt wird, nicht so gut wie bei der Konkurrenz. Das liegt vor allem an der geringen Helligkeit, mit der die Darstellung erfolgt - wohl ein Tribut an die im Gegensatz zu AMOLED nicht selbstleuchtende Displaytechnologie.

Exzellente Hauptkamera, praktische Weitwinkel-Cam
Die Hauptkamera im G5 spielt - wie beim Vorgänger G4 - auf ganz hohem Niveau. Der 16-Megapixel-Sensor der Hauptkamera liefert scharfe und detailreiche Bilder mit natürlichen Farben, dank F/1.8-Blende können sich die Schnappschüsse auch bei schlechtem Licht sehen lassen. Der Autofokus arbeitet sehr schnell, wenngleich nicht ganz so rasant wie beim koreanischen Rivalen.

Eine coole Besonderheit des G5 ist seine Weitwinkel-Zweitkamera. Sie knipst weitwinkelige 135-Grad-Fotos mit acht Megapixeln Auflösung und fängt so einen wesentlich größeren Bildausschnitt ein als die Hauptkamera.

Weitwinkel: Praktisch in gewissen Situationen
Im Test erwies sich das immer dann als enorm praktisch, wenn man sich etwa in einem engen Raum aufhält und nicht weit genug vom Motiv zurücktreten kann, um es komplett zu fotografieren. Ein Wechsel auf die Weitwinkel-Kamera wirkt hier Wunder, ebenso bei Panoramen. Auch bei Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven - etwa bei Nahaufnahmen - kann die Weitwinkel-Cam praktisch sein.

Allerdings: Die erzielbare Bildqualität kann nicht mit jener der Hauptkamera mithalten. Weitwinkel-Fotos sind weniger scharf als jene der Hauptkamera, zudem neigen die Bilder - typisch für Weitwinkel-Linsen - im Randbereich ein wenig zu Verzerrungen. Die Frontkamera lässt indes keine Wünsche offen, liefert helle und angenehm scharfe Selfies.

Praktisches Infrarot-Modul, zuverlässiger Fingerscanner
Auch abseits der Zweitkamera bietet das G5 nette Extras. Dazu zählt der Infrarot-Blaster, der das Gerät auf Wunsch zur Universalfernbedienung macht, ebenso wie der microSD-Slot und der gut zu erreichende und flott arbeitende Fingerscanner an der Geräterückseite, der gleichzeitig als Home-Taste fungiert. Inkonsequent: Saßen bei früheren LG-Flaggschiffen auch die Lautstärketasten an der Rückseite, hat das G5 diese nun an der linken Gehäuseseite. Das ist gewöhnungsbedürftig.

Kleine Schwächen bei der Verarbeitung
Gewöhnungsbedürftig ist auch die Verarbeitungsqualität des Alu-Smartphones. Der Akku-Einschub an der Geräteunterkante ist zwar eine ausgesprochen praktische Idee, die sogar die Erweiterung des Handys mit Zusatz-Modulen - etwa besseren Lautsprechern oder Akku mit Kamera-Griff - erlaubt, bei unserem Testgerät war der Übergang zwischen Smartphone und Akkumodul aber nicht absolut sauber umgesetzt.

Der Übergang zwischen beiden Teilen ist fühlbar, es gibt einen kleinen Spalt und auch der Akku selbst erschien uns im Test nicht fest genug mit dem Verschluss verbunden zu sein. Alles kein Drama, aber bei einem Smartphone dieser Preisklasse trotzdem unscet, sondern auch noch wasserdicht ist.

Trotzdem: Die Idee, das G5 mit Modulen anpassbar zu machen, halten wir für sehr gut. Im Test mit dem Kamera-Modul mit zusätzlichen 1200 mAh Akkukapazität und physischen Buttons zum Auslösen, Kamera starten und zoomen brachte das Zusatz-Modul mehr Ergonomie und ein etwas angenehmeres Fotoerlebnis, als man es mit dem G5 allein hätte. Ein Preis von rund 70 Euro für das kleine Zubehör erscheint uns aber recht hoch gegriffen.

Für ein 5,3-Zoll-Gerät liegt das G5 gut in der Hand
Abgesehen davon liegt das G5 für ein 5,3-Zoll-Gerät aber gut in der Hand, die Gehäusekanten sind ergonomisch abgerundet und das Gehäuse hinreichend steif. Dass die Kamera aus dem Gehäuse hervorsteht, könnte manche Nutzer stören. Unglücklicherweise fühlt sich das Gehäuse zudem - wohl wegen der Lackierung - nicht so metallisch-kühl an, wie man es erwarten würde.

Akku lädt über USB-C, Software ist Rückschritt
Der 2800 Milliamperestunden große Akku liefert genug Saft für einen Tag intensiven Betrieb. Nächtliches Aufladen - über den neuen verdrehsicheren Anschluss USB-C - bleibt dem Nutzer aber wohl nicht erspart, wenn er nicht extrem sparsam mit dem verfügbaren Saft umgeht. Intensivnutzer werden es derweil schätzen, dass sie zur Not einfach einen zweiten Akku mitführen und so längere Zeit steckdosenunabhängig operieren können.

Einen Rückschritt gegenüber dem Vorgängermodell orten wir bei der Benutzeroberfläche, die LG Android 6 beim G5 übergezogen hat. Sie verzichtet - wie bei chinesischen Herstellern Usus - auf die App-Übersicht, stattdessen landet jede installierte Anwendung automatisch auf dem Startbildschirm. Wer Ordnung schaffen will, muss mit Ordnern oder alternativen Launchern arbeiten. Da gefiel uns das Interface bei früheren LG-Smartphones besser.

Lobenswert ist dagegen, dass das G5 generell mit wenig unnötigem Ballast ausgeliefert wird. Es ist kaum Bloatware an Bord, die vorinstallierten Dritthersteller-Anwendungen kann man an einer Hand abzählen. Vieles gibt's trotzdem doppelt - etwa Kalender von Google und LG. Was stört, kann deinstalliert oder zumindest deaktiviert werden.

Fazit: LG liefert mit dem G5 ein mutiges Gerät ab, das mit unorthodoxen Details - vor allem dem Akku-Einschub, Modulen und der Weitwinkel-Zweitkamera - einige coole Alleinstellungsmerkmale mitbringt. Rechenleistung, Display und Kamera spielen auf hohem Niveau und sind überzeugend umgesetzt. Da ist es doppelt schade, dass sich LG mit kleineren Schnitzern bei Verarbeitung und Software selbst sabotiert. Abgesehen davon ist das G5 nämlich ein ziemlich cooles Smartphone geworden.

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