Im Handy-Geschäft

Microsoft streicht weitere 7.800 Arbeitsplätze

Wirtschaft
09.07.2015 08:59
Microsoft setzt erneut zum Kahlschlag an. Der weltgrößte Software-Hersteller kündigte an, in den nächsten Monaten 7.800 Stellen abzubauen. Betroffen sei nach dem Kauf des Handy-Pioniers Nokia vor allem das Telefon-Hardware-Geschäft. Microsoft hat aktuell gut 118.000 Beschäftigte, die Hälfte davon in den USA. In Österreich gibt es 400 Microsoft-Mitarbeiter.

Erst vor einem Jahr hatte der für sein Windows-Betriebssystem bekannte US-Konzern angekündigt, 18.000 Arbeitsplätze zu streichen. Das war der größte Stellenabbau seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1975. Österreich war damals nicht betroffen, ob dies nun, bei der zweiten Kündigungswelle, anders ist, könne zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden, sagte Pressesprecher Thomas Lutz.

Massiver Job-Abbau in Finnland
Massiv betroffen dürfte hingegen erneut das Nokia-Heimatland Finnland sein. Der finnische Finanzminister Alexander Stubb warnte in einer ersten Reaktion, dass die Restrukturierung Auswirkungen auf den Staatshaushalt haben könnte.

Microsoft teilte am Mittwoch in den USA zudem mit, 7,6 Milliarden Dollar (7 Mrd. Euro) auf das übernommene Nokia-Geschäft abzuschreiben. Das übersteigt sogar noch deutlich den damaligen Kaufpreis von 3,8 Milliarden Euro. Hinzu kommen Restrukturierungskosten von 750 bis 850 Millionen Dollar. An der Börse kamen die Sparmaßnahmen dennoch gut an: Microsoft-Papiere verteuerten sich um knapp ein Prozent.

Nokia-Übernahme brachte keine Besserung
Microsoft hatte die Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia im Frühjahr 2014 abgeschlossen. Die Idee dahinter war, dass man mit Software und Hardware aus einer Hand erfolgreicher sein könnte - wie es etwa Apple mit seinem iPhone vorgeführt hatte.

Der erhoffte Absatzschub blieb jedoch aus. Geräte mit Googles Smartphone-System Android beherrschen die Verkäufe mit einem Marktanteil von bis zu 80 Prozent. Apple kommt auf rund 15 Prozent und ist hoch profitabel. Microsofts Lumia-Smartphones kommen nur auf wenige Prozent Marktanteil, obwohl die Verkäufe durch Kampfpreise zuletzt zugelegt hatten.

Microsoft will weiterhin Smartphones bauen
Microsoft-Chef Satya Nadella betonte, es werde auch weiterhin Smartphones von Microsoft geben. Er stellte jedoch eine deutlich kleinere Modellpalette in Aussicht: "Auf kurze Sicht werden wir ein effizienteres und fokussiertes Portfolio an Mobiltelefonen anbieten und die Kapazitäten behalten, um uns langfristig im Mobilitätsbereich neu zu erfinden."

Zugleich erklärte Nadella, dass Microsoft kein eigenständiges Mobiltelefon-Geschäft mehr betreiben wolle. Der Konzern räumte ein, dass die Aussichten für die Geräte unter den ursprünglichen Erwartungen liegen. Die Sparte war vor Kurzem bereits mit dem Windows-Bereich zusammengelegt worden. Der frühere Nokia-Chef Stephen Elop verließ dabei den Konzern. Er war von Microsoft zu Nokia gegangen, fädelte den Deal mit seinem früheren Arbeitgeber ein und übernahm danach die Führung des zusammengelegten Gerätebereichs.

Nokia-Übernahme von Ballmer ausgehandelt
Die Übernahme der Nokia-Handys war noch unter dem langjährigen Microsoft-Chef Steve Ballmer ausgehandelt worden. Sein Nachfolger Nadella setzte jedoch seit seinem Amtsantritt Anfang 2015 stärker auf das Geschäft mit Online-Diensten aus der Internet-Cloud und richtete Microsoft immer stärker darauf aus. Hier konkurriert Microsoft unter anderem mit SAP, IBM und Amazon. Wegen der Investitionen ging der Gewinn zuletzt deutlich zurück.

Für Nokias Gerätegeschäft ist es praktisch der Schlusspunkt nach einem spektakulären Abstieg vom Handy-Weltmarktführer in die Bedeutungslosigkeit. Der finnische Traditionskonzern hatte in der Ära moderner Smartphones mit dem Start des iPhone den Anschluss an die Konkurrenz verloren. Entscheidend könnte eine Weichenstellung von Anfang 2011 gewesen sein: Als sich die Entwicklung eines eigenen neuen Betriebssystems in die Länge zog, setzte Elop auf Microsofts Windows Phone statt Googles Android.

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