Lokalaugenschein: das Wetter trüb, perfekt zum Shoppen. Doch in Wiens neuer "goldener" Meile am Tuchlauben ist davon wenig zu merken. Das Verkaufspersonal der protzigen Luxusboutiquen findet sich rauchend vor den Shops statt hinter der Theke, wo die Kassen klingeln könnten: Es fehlen die Kunden, die Geschäfte sind leer.
Nur vereinzelt bleiben Passanten vor den Schaufenstern stehen, argwöhnisch beäugt von den zahlreichen Security-Männern - beim Anblick der Preise gehen Neugierige ohnehin schnell weiter. Kein Wunder, für einen Look beim It-Label 7 blättert man 1.430 Euro hin - und ist dabei noch günstig weggekommen.
Das Designerlabel MiuMiu, die "Billiglinie" (!) von Prada, verlangt für Cardigan (735 Euro), T-Shirt (305 Euro), Rock (680 Euro) und Schuhe (495 Euro) insgesamt 2.215 Euro, der Mantel kommt mit 3.675 Euro noch extra: 5.890 Euro kostet dieser Look! Bei einem Durchschnittseinkommen von etwa 1.570 Euro netto monatlich unerschwinglich, ein Hohn in Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit und steigender Armut in der Stadt.
Paradox: Das Goldene Quartier wurde gerade mit dem Tourismuspreis der Wiener Wirtschaft ausgezeichnet. Es mag Arbeitsplätze schaffen und reiche Touristen anziehen. Doch für seine Bürger ist die Wiener Innenstadt zum "fremden" Quartier geworden. Hier findet Wien nicht statt.
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