Wahnsinnsakt

Spiderman in Fels und Eis: “Cerro Torre”

Kino
19.03.2014 14:58
Der Film "Cerro Torre" (Kinostart: 21. März) dokumentiert den athletischen Wahnsinnsakt des österreichischen Extremkletterers David Lama, den Anden-Obelisken frei zu erklimmen.

"Scheiß auf die Gams!" Der freche Spruch eines jungen verwegenen Alpin-Visionärs und Sportkletterers - vorzugsweise ohne Hilfsmittel. David Lama, 23, Tiroler mit nepalesischen Wurzeln - der Vater stammt aus dem Mount-Everst-Gebiet - gilt weltweit als Ausnahmetalent, wenn es darum geht, den nackten Fels zu bezwingen.

Unmögliche Berge faszinieren ihn. Und Erstbegehungen. Der Cerro Torre, dieser mörderisch glatte Granitobelisk, der wie ein Turm (sic Torre!) aus der Andengebirgskette hervorsticht, fatale 3.133 Meter hoch, ist so ein "unmöglicher" Berg.

Lama will "den Berg reiten"
David Lama mag Landschaften, die die Wildheit seiner Träume spiegeln. Und er ist einer, der sich nichts schert. Den die Vorstellung, den "Berg zu reiten", ohne dass dieser ihn abwirft, forsch nach oben treibt. Der den beredt-tastenden Dialog mit der Wand und ihren natürlichen Strukturen sucht und sich nur auf gestählte Muskelkraft und atemlose Konzentration verlässt. Seile und Haken dienen dabei ausschließlich der Absicherung.

Patagonien also. Eine Art Glückssuche, die für David zum Spagat zwischen athletischem Können und kalkulierter Unvernunft, stoischer Hartnäckigkeit und einer Riesenportion Restrespekt wird. Dass er diese unbezwingbar anmutenden Felsnadel als Erster frei erklommen und damit seine ganz persönliche Signatur an dem Berg hinterlassen hat, ist ein tolles Gefühl für David Lama, das in dem Film "Cerro Torre - Nicht den Hauch einer Chance" visuell bildgewaltig und dokumentarisch hoch spannend seine Umsetzung findet.

Gemeinsam mit Peter Ortner gelang David Lama 2011 die Besteigung über die legendäre Kompressorroute. 1970 hatte der italienische Bergsteiger Cesare Maestri mit einem Bohrkompressor rund 360 Haken im seifig-glatten Fels des Cerro Torre versenkt und sich mit deren Hilfe bis nach oben gezogen. Eine beispiellose Materialschlacht. Dass David Lamas erster Versuch, diese Route frei - wie Spiderman - zu klettern, an den Tücken des patagonischen Wetters scheitert, macht das sportliche Irrsinnsunterfangen umso spektakulärer.

"Mich reizen Sachen, die noch keiner gemacht hat"
"Cerro Torre" ist ein Film, der über das Abenteuergenre weit hinausreicht und das verrückte Lebensgefühl, das mit dieser Art der Bergbezwingung einhergeht, eindrucksvoll transportiert - was nicht zuletzt dem alpinistisch top ausgebildeten Kamerateam geschuldet ist. Dass Werner Herzog am "Torre" sein berühmtes Bergdrama "Schrei aus Stein" realisierte, verleiht dem Schicksalsfelsen zusätzlich eine mystische Aura. Wie sieht David Lama seine Zukunft? Lama: "Mich reizen Sachen, die noch keiner gemacht hat. Ich sehe mich in den großen Bergen der Welt..." Die Nordwand des Masherbrum in Pakistan hat es ihm neuerdings angetan. Ein Wahnsinnstyp.

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