Filmstart

Royaler Schmalz und Tragik in Paris: “Diana”

Kino
07.01.2014 09:17
Der Film "Diana" kommt am 10. Jänner 2014 in unsere Kinos. "Krone"-Filmkritikerin Christina Krisch hat den Film bereits bei der Weltpremiere in London gesehen und brachte davon sehr persönliche Eindrücke mit. Royaler Schmalz, Arztroman-Kitsch & tödlich-finale Tragik in Paris.

London, Anfang September. Weltpremiere also für die royale Kino-Romanze. Komischer Zeitpunkt für die Präsentation, so denke ich und starre in den dichten Verkehr. Mein Taxi-Chauffeur beweist stoisch und very british "stiff upper lipp". Maulfaul eben.

Wird er sich den Film ansehen? "Welchen Film?" Na den über Diana! "Da geh ich lieber ins Pub", kommt prompt die Antwort. Und: "Princess Di lässt sich nicht kopieren." Was sagen die Royals so zur Verfilmung von Dianas letzten zwei Lebensjahren? Jetzt wird Edward, so heißt der gute Mann, gesprächiger: "Nothing. Die wollen keine Seifenoper sehen. Gerade jetzt, nach der Geburt des kleinen Prinzen George, sind die Popularitätswerte der Windsors so hoch wie schon lange nicht mehr. Niemand will jetzt an Dianas tragisches Ende erinnert werden."

Am Leicester Square kreischen Girlies. Roter Teppich. Großer Bahnhof vor dem Odeon Cinema. Zwei süße Engländerinnen, mega-aufgebrezelt. Warum seid ihr hier? "Wegen Diana!" Jetzt oberschlau zu antworten, "Diana ist tot!", wäre nicht die feine englische Art. Also noch mal: Was erwartet ihr euch von diesem Film? Wieder nur ein ersticktes "Diana". Ich geb's auf - und bahne mir den Weg ins Kinodunkel.

Drei-Wetter-Taft-Köpfe im Publikum
Drinnen geballte Skepsis und Haarspray-geschwängerte Luft. Blonde Drei-Wetter-Taft-Köpfe gleißen im Publikum. Und dann ist sie da. Im Saal - und auf der Leinwand: Naomi Watts, die Diana spielt. Spielt eben. Nicht ist. Verflixter Kritikerblick. Doch schon höre ich neben mir: "Das sind nicht Dianas Augen. Diana war größer, athletischer." Und bevor das erste "silence" gezischt wird, denke ich mir: Die da vor mir hat recht.

Okay, der scheue Blick, der Augenaufschlag sind perfekt imitiert. Auch irgendwie Dianas Stimme... Naomi Watts ist nach Helen Mirren als Queen und Meryl Streep als Maggie Thatcher erneut ein weiblicher Star, der sich an eine Figur aus der jüngsten britischen Geschichte wagt.

Ich sehe Diana-Naomi als Quasi-Heilige in den Minenfeldern von Angola und umringt von der Paparazzimeute, Bilder, die Teil unseres medial-geprägten Gedächtnisses sind. Raffiniert, der Hirschbiegel, so denke ich, da kommt auch schon Dianas letzte große Liebe ins Spiel - Herzchirurg Hasnat Khan. Und damit nimmt eine Arzt-Romanze ihren Lauf, dass sich die nicht vorhandenen "Klinik-Palmen" nur so biegen.

Klaus Wussow und die Schwarzwaldklinik
Mit handgeschnitzten Dialogen von narkotischer Raffinesse. "Du bist die berühmteste Frau der Welt", so sülzt der Medikus. Schade, dass Di nicht pampig "Yes, I know!" entgegnet. Stattdessen flötet sie zurück, er habe als Chirurg "Macht über den Tod". Sauerstoffzelt, please. Meine Gedanken sind längst bei Klaus Wussow und der Schwarzwaldklinik. Der war nicht nur Herz(en)spezialist. Der konnte alles heilen...

Als der Staubsauger dröhnt, bin ich wieder voll da. Shocking indeed, Princess Diana beim Hausputz in Hasnats Bleibe in Chelsea. Und ich muss lachen, als von hinten ein Superkommentar kommt: "Jesus, Diana wasn't Bridget Jones!" - Herrgottnocheinmal, Diana war doch nicht Bridget Jones!

Dann skippert Teilzeitlover Dodi Fayed kurz mit Di, das Meer ist blau, und Paris bleibt den beiden nur für Momente, weil es dann auch schon kracht im Pont-de-l'Alma-Tunnel. Jetzt werden Augen feucht, und britische Betonlippchen zittern ergriffen. Doch nicht Diana auf der Leinwand wird beweint, sondern ihr Mythos.

Licht an. Naomi Watts lächelt huldvoll. Direkt royal. Das kann sie nun. Und die Royals? Keine Spur von ihnen. No comment. Draußen am Leicester Square liegen Blumenbouquets mit Bildern von Diana. Der echten, unerreichten Diana.

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