Filmfestival Venedig

“Paradies: Glaube”: Spezialpreis der Jury an Ulrich Seidl

Kino
08.09.2012 21:57
Ulrich Seidl ist bei den 69. Filmfestspielen von Venedig für seinen Film "Paradies: Glaube" mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet worden. Der österreichische Regisseur hatte mit seinem umstrittenen Film bereits am ersten Wochenende für Aufregung am Lido gesorgt und unter anderem eine Anzeige wegen Blasphemie erhalten. Der Goldene Löwe ging nach Südkorea: Kim Ki-duks Drama "Pieta" hat die Jury um US-Regisseur Michael Mann am meisten überzeugt.

Venedig ist ein guter Boden für Seidl. Der Regisseur hat nun für "Paradies: Glaube" wie schon vor elf Jahren für "Hundstage" den Spezialpreis der Jury erhalten. "Man kann sich nur gut fühlen, wenn man diesen Preis gewinnt", sagte Seidl unmittelbar nach der Preisverleihung, "noch dazu mit einem nicht ganz leichten Film, wie ich meine." Dass "Paradies: Glaube", der zweite Teil einer Trilogie, nicht nur eine Minderheit anspricht, hat selbst den österreichischen Regisseur ein wenig überrascht: "Da bin ich sehr stolz und freue mich sehr."

Seidls Film über eine streng katholische Krankenschwester (Maria Hofstätter), die missionarisch von Haus zu Haus zieht und ein sowohl masochistisches als auch erotisches Verhältnis zu Jesus pflegt, war in Venedig positiv aufgenommen, aber von Ultrakatholiken auch verteufelt worden. Dass sich die Frau selbst geißelt und sogar mit dem Kruzifix masturbiert, hat dem Regisseur, Autor und Produzenten Seidl eine Anzeige wegen Blasphemie eingebracht.

Irrtümlich den Silberne Löwe überreicht bekommen
"Ich bin der Meinung, dass da nichts dabei herauskommen wird", sagte Seidl. "Aber natürlich ist es schön, dass die Qualität des Films nun vom Festival und von der Jury bestätigt worden ist." Auf den Filmemacher, dem auf der Bühne zunächst irrtümlich der Silberne Löwe überreicht worden war, bevor die Trophäe auch noch zu Boden fiel (siehe Bilder 3 bis 5), wartete am Abend "mit Sicherheit eine lange und rauschende Nacht".

Als großer Sieger des Festivals darf sich der Südkoreaner Kim Ki-duk fühlen. Der 51-jährige Regisseur hatte 2004 für sein Liebesdrama "Bin-jip" bereits den Silbernen Löwen erhalten und wurde nun für "Pieta" mit dem Hauptpreis in Gold gekrönt. Das Werk erzählt von einem brutalen Geldeintreiber in Seoul. Als eines Tages seine angebliche Mutter auftaucht, verändert sich sein Leben. Kim Ki-duk thematisiert dabei die Gier nach Geld und stellt so Fragen nach Moral und Werteverlust.

Phoenix und Hoffman beste Schauspieler
Gleich zwei Auszeichnungen gingen an das Sekten-Drama "The Master" von US-Regisseur Paul Thomas Anderson. Das Werk wurde mit dem Preis für die beste Regie geehrt. Außerdem teilen sich die beiden Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman und Joaquin Phoenix den Löwen als beste Schauspieler.

Für ihre Leistung in dem israelischen Film "Fill the Void" wurde Hadas Yaron als beste Schauspielerin geehrt. Für den französischen Beitrag "Après Mai" von Olivier Assayas gab es den Preis für das beste Drehbuch. Die Preise wurden am Samstagabend von der neunköpfigen Jury unter Vorsitz von US-Regisseur Michael Mann vergeben.

Schon am Nachmittag waren die Favoriten mit kleineren Preisen bedacht worden. So kürte die internationale Filmkritikervereinigung FIPRESCI Andersons "The Master" zum besten Film, aber auch Seidl war mit dem CinemAvvenire Award ausgezeichnet worden.

Die wichtigsten Preise im Überblick
Goldener Löwe für den besten Film: "Pieta" von Kim Ki-duk
Spezialpreis der Jury: "Paradies: Glaube" von Ulrich Seidl
Silberner Löwe für die beste Regie: Paul Thomas Anderson für "The Master
Preis für die besten Schauspieler: Philip Seymour Hoffman und Joaquin Phoenix für "The Master"
Preis für die beste Schauspielerin: Hadas Yaron für "Fill the Void"
Bestes Drehbuch: Olivier Assayas für "Après Mai"

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