Tarantino-Western

In der Prärie fließt verdammt viel Blut: “Django Unchained”

Kino
16.01.2013 15:31
Großartige Schauspielerriege, das Blut fließt, ein Sklave wird befreit: Es ist wieder Tarantino-Zeit. Mit "Django Unchained" (Kinostart: 18. Jänner) hat der US-Regisseur erneut tief in die Trickkiste gegriffen und einen Brutalo-Western kreiert, wie nur er es kann. Der mit Leonardo DiCaprio, Christoph Waltz und Jamie Foxx hochkarätig besetzte Streifen, für den Quentin Tarantino auch das Drehbuch schrieb, dürfte einer der Kultfilme dieses Jahres werden.

Südstaaten, 1858: Der deutschstämmige Kopfgeldjäger und Zahnarzt außer Dienst, Dr. King Schultz (Waltz), befreit den Sklaven Django (Foxx) aus den Händen übler Händler, weil er seine Hilfe braucht. Schultz ist auf der Suche nach den drei Brittle-Brüdern, die wegen mehrfachen Mordes zur Fahndung ausgeschrieben sind - und Django weiß, wie die Schurken aussehen.

Nach verrichteter Arbeit trennen sich die Wege des Duos nicht, vielmehr nehmen sie nun die meistgesuchten Verbrecher des Südens gemeinsam ins Visier. Während Django seine Jagdkünste verfeinert und seine Pistole immer schneller zieht, verliert er sein größtes Ziel nicht aus den Augen: Er will seine Ehefrau Broomhilda (Kerry Washington) finden, von der er vor langer Zeit getrennt wurde.

Ihre Suche führt Django und Schultz zum Großplantagenbesitzer Calvin Candie (DiCaprio), der Spaß daran hat, die Schwarzen auszubeuten und dabei zuzusehen, wie sich die Sklaven gegenseitig die Augen ausstechen. Als Django seine Broomhilda als Dienerin in Candies Haushalt sieht, wähnt er sich am Ziel.

Unter Vorgabe falscher Identitäten kundschaften der Sklave und Schultz das Plantagengelände aus und wollen Candie übers Ohr hauen, um Broomhilda zu befreien. Doch die beiden wecken das Misstrauen von Stephen (Samuel L. Jackson), der rechten Hand des Plantagenbesitzers. Um Djangos Ehefrau ein Leben in Freiheit zu schenken, ist Waffengewalt nötig. Und die fällt, ganz Tarantino-Style, natürlich äußerst blutig aus...

Waltz killt mit Charme
War Christoph Waltz in "Inglourious Basterds" (2009) schon genial, so ist er in "Django Unchained" mindestens genauso gut. Als der wohl charmanteste Kopfgeldjäger, den die Südstaaten je gesehen haben, hinterlässt er als Dr. King Schultz eine blutige Spur in der Prärie - "im Auftrag des zuständigen Bezirksrichters", wie er stets lächelnd hinzufügt. Der redegewandte Killer Schultz, der mit seinem Pferd Fritz durch die Gegend reitet, zeigt aber auch Herz, als er Django bei der Befreiung von dessen Frau helfen will.

Ebenso vom Feinsten ist die Darbietung von Waltz' Schauspielkollegen. Jamie Foxx ist als fast bis zum Tode geschundener Rächer genauso brillant wie Leonardo DiCaprio als etwas einfältiger und skrupelloser Grundbesitzer. Köstlich ist die Darbietung von Samuel L. Jackson als Parkinson-kranker Haussklave, der mit seinen "schwarzen Brüdern" noch schlimmer umgeht als so mancher Weißer. Regisseur und Autor Tarantino gibt sich gegen Filmende schließlich noch mit einem Kurzauftritt die Ehre - und diese Szene ist im wahrsten Sinne des Wortes hochexplosiv...

Tarantino: Idee seit zehn Jahren im Kopf
Die Reise von "Django Unchained" auf die große Leinwand begann vor mehr als zehn Jahren, als Quentin Tarantino erste Ideen für die Hauptfigur hatte. "Mein ursprünglicher Gedanke war die Geschichte eines Sklaven, der zu einem Kopfgeldjäger wird und Jagd auf die Aufpasser macht, die sich auf den Plantagen verstecken", so Tarantino. "Ich habe einfach angefangen zu schreiben, und Django nahm ein Eigenleben an. Am Anfang war er einfach nur der, der er war - der sechste Sklave in einer Reihe von aneinander geketteten Sklaven. Aber er offenbarte immer mehr von sich, je länger ich an dem Drehbuch feilte."

Obwohl der Streifen im US-amerikanischen Süden in der Zeit vor dem Bürgerkrieg spielt, fand Tarantino, dass sich die Geschichte von Django am besten in Form eines Western erzählen ließe. "Ich wollte immer schon einen Western machen. Ich mag alle Spielarten des Genres, aber weil Spaghetti-Western mir immer am liebsten waren, dachte ich mir: Wenn es eines Tages so weit sein sollte, sollte es ein Western sein, der im Universum von Sergio Corbucci spielt."

Waltz in Tarantinos Gedanken
Kurz nach "Inglourious Basterds" begann Tarantino, an dem Drehbuch zu "Django Unchained" zu arbeiten. Christoph Waltz, der für seine Rolle des Hans Landa in "Basterds" einen Oscar gewann, war während des kreativen Prozesses omnipräsent. "Ich las das Drehbuch, während es im Entstehen begriffen war", erinnert sich Waltz. "Es nahm mehr oder weniger vor meinen Augen Form an. Ich besuchte Quentin in seinem Haus und er setzte mich an seinen Tisch und sah mir zu, wie ich es las. Es war ein wunderbares Ritual. Ich war sehr berührt davon, dass er mich tatsächlich nicht nur an der Genese seines Drehbuchs, sondern förmlich an seinen Gedankengängen teilhaben ließ."

Als Western-Fan war Waltz angetan von der engen Verbindung des Drehbuchs zu dem Genre. "Die große Zeit des Spaghetti-Western entspricht der Zeit, in der ich als Bub das Kino für mich zu entdecken begann, in den späten 60- und frühen 70er-Jahren."

"Django" als Schlüsselwort für Spaghetti-Western
Der Name "Django" ist Fans des Spaghetti-Western bestens vertraut. Franco Nero, der in Tarantinos Streifen einen kurzen Gastauftritt hat, spielte diese ikonische Figur erstmals 1966 in dem entsprechend betitelten Film "Django". "Für uns in Österreich war 'Django' ein geflügeltes Wort. Nicht unbedingt Franco Nero, aber auf jeden Fall 'Django'", sagt Waltz. "Jeder zweite Spaghetti-Western, der damals im deutschsprachigen Raum in die Kinos kam, und war er noch so obskur, hatte in der deutschen Fassung 'Django' im Titel, auch wenn im Film überhaupt kein Django vorkam. Man benutzte einfach 'Django', weil der Name so etwas wie ein Schlüsselwort für das ganze Genre war."

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