Lang ersehnt

Horror-Rückkehr ins “Alien”-Universum: “Prometheus”

Kino
08.08.2012 18:49
Wer sind wir? Woher kommen wir? Es sind zutiefst menschliche Fragen, mit denen sich Regie-Altmeister Ridley Scott in "Prometheus - Dunkle Zeichen" (Kinostart: 9. August) auseinandersetzt. Verpackt im Science-Fiction-Gewand und gespickt mit blutigen Body-Horror-Elementen geht es ihm um nichts Geringeres, als den Ursprung des Menschen zu ergründen. Der monströse Film stellt zugleich die lang ersehnte Rückkehr des Filmemachers ins "Alien"-Universum und zu jenem Genre dar, das der heute 74-Jährige vor 30 Jahren maßgebend geprägt hat.

Ein Team von Archäologen, angeführt von Noomi Rapace (durch ihre Rolle als Lisbeth Salander in der schwedischen "Millennium-Trilogie von Stieg Larsson zum Weltstar avanciert), will im Jahr 2089 in Höhlenmalereien eine Sternenkarte entdeckt haben, die zum Schöpfer der Menschheit führen soll. Finanziert wird die Spurensuche in den dunklen Weiten des Weltalls vom Mega-Konzern Weyland (aus dem in "Alien" das noch größere Firmenkonglomerat Weyland-Yutani geworden ist; Anm.).

Rund zwei Jahre später scheint das Raumschiff am Ziel, dem fernen Mond LV-223, angekommen. Der Android David (Michael Fassbender, "Inglourious Basterds", "X-Men: Erste Entscheidung" und zuletzt "Dunkle Begierde") weckt die Besatzung, darunter eine aalglatte Charlize Theron als Vertreterin der Firmeninteressen, aus dem Kältetiefschlaf. Nachdem Konzerngründer Peter Weyland (gespielt von Guy Pearce) die Crew als Hologramm auf ihre Mission einstimmen darf, beginnt die Reise in den Abgrund. Die Suche nach unserem außerirdischen Ursprung führt Rapace und Co. schließlich aber zum möglichen Ende der Menschheit.

Prequel oder nicht: Film spannt Bogen zu "Alien"
Auch wenn die Reihen der Crew-Mitglieder dann, wie zu erwarten, dank grässlichen aggressiven Lebensformen gelichtet werden – ein direktes Prequel zu "Alien" will der Film nicht sein. Vielmehr betonte Regisseur Ridley Scott in zahlreichen Interviews, dass "Prometheus" Alien-DNS in sich trage. Zudem orientiert sich der Filmemacher an der Horror-Erzählung "Berge des Wahnsinns" von Kultautor H.P. Lovecraft aus dem Jahr 1931. Darin trifft ein Expeditionsteam in der Antarktis auf eine Millionen Jahre alte außerirdische Zivilisation, die die Zukunft der Menschheit bedroht. Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden, denn "Prometheus" lebt neben den Horror-Sequenzen vor allem von seinem rätselhaften, wenn auch streckenweise leicht durchschaubaren Fragespiel.

Android Fassbender stiehlt allen die Schau
Darstellerisches Highlight des Films ist neben den wie schon bei "Alien" auf Entwürfen des Schweizer Künstlers H. R. Giger basierenden Monstrositäten definitiv Michael Fassbender. Der Mime mit deutschen Wurzeln stiehlt als ironiebegabter Android mit einer Vorliebe für Filmklassiker des 20. Jahrhunderts den menschlichen Protagonisten Noomi Rapace und Charlize Theron die Schau. Dem blonden David garantiert Fassbenders grandiose Darstellung jedenfalls einen Platz in den Top Ten der unvergesslichen filmischen Maschinengestalten Hollywoods.

In 3D gedreht, ist "Prometheus" ein technisch hervorragendes, visuell beeindruckendes Werk, das in einem Kino-Sommer voller Superhelden-Spektakel eine willkommene Rückkehr ins goldene Zeitalter der Science-Fiction darstellt. "Prometheus" ist aber, angefangen vom titelgebenden griechischen Titan, der den Menschen das Feuer brachte, auch ein Film voller Ideen und philosophischer Fragen - und es ist die Last jener Fragen, die den Film letztlich zu erdrücken droht. Doch zu Ridley Scotts Verteidigung sei gesagt: Manchmal ist es - wie im Fall von "Prometheus" - für den Zuschauer interessanter, einem genialen Filmemacher beim Scheitern zuzusehen, als ständig von risikoresistenter Blockbuster-Mittelmäßigkeit unterhalten zu werden.

Versteckte Anzeichen für Fortsetzung im Web
Trotz des am Heimatmarkt USA mäßigen Erfolgs dürfte eine Fortsetzung der unheimlichen Reise ins Weltall so gut wie fix sein. Regisseur Scott bekundete bereits seine Absicht, die Handlung weiterspinnen zu wollen. Und eine eigens eingerichtete Website, auf die im Abspann des Films hingewiesen wird, wirft weitere Fragen auf: So verweist unter anderem ein 30-Sekunden-Video mit einem jungen Peter Weyland auf Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra". In dem Buch setzt sich der deutsche Philosoph mit der "ewigen Wiederkehr des Gleichen", der Parabel vom "Tod Gottes" und der Prophezeiung des "Übermenschen" auseinander - wahrhaft "dunkle Zeichen".

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