Erotik-Thriller

“Chloe”: Amanda Seyfried verführt Liam Neeson

Kino
11.08.2010 10:27
Als Callgirl und Lockvogel für einen fragwürdigen Treuetest bringt die verführerische US-Aktrice Amanda Seyfried in Atom Egoyans Erotik-Thriller "Chloe" eine Ehe ins Schlingern. Julianne Moore und Liam Neeson fesseln als Paar.

Sie hat etwas von einer Libelle. Diese schwebende Leichtigkeit, diese zarte, ja fragile Gestalt. Dazu ein engelhaftes blasses Antlitz, das von großen, in blaugrünen Facetten schimmernden Augen beherrscht wird. Insektenaugen unter nervös flatternden Lidern. Ihre Armbewegungen sind anmutiger Flügelschlag. Die üppige Mähne: seidig-blondes Gewelle. Das Feenwesen Amanda Seyfried betört. Was die 1,61 Meter kleine, 24-jährige US-Schauspielerin erdet, ist ihr ansteckend fröhliches Lachen.

Durchbruch mit "Mamma Mia!"
Die Tochter einer medizinischen Beschäftigungstherapeutin und eines Apothekers aus Pennsylvania war erst auf TV-Serien wie "Big Love" abonniert. Ihr internationaler Durchbruch kam mit der Musical-Verfilmung "Mamma Mia!". Als freche Film-Tochter von Meryl Streep entwaffnete sie sogar strikte ABBA-Verweigerer. Doch das Gute-Laune-Spektakel unter griechischer Sonne hatte längst nicht die ganze Bandbreite ihres Könnens ausgereizt. In dem melodramatischen, auf einem Roman von Bestsellerautor Nicholas Sparks basierenden Streifen "Das Leuchten der Stille" bewies sie als Soldaten-Liebe viel Gespür für tief empfundenen Herzschmerz. In Kürze ist sie im Film "Briefe an Julia" zu sehen.

"Nathalie - Wen liebst du heute Nacht?"
Nun, in "Chloe", darf Amanda Seyfried eine bislang unentdeckte, hocherotische Seite von sich zeigen. Als Filmvorlage diente Anne Fontaines französischer Kinohit "Nathalie - Wen liebst du heute Nacht?". Dass die hitzig-sinnliche Mär rund um ein Ehepaar in der Vertrauenskrise (brillant: Julianne Moore und Liam Neeson) und ein auf den Gatten als Lockvogel für den definitiven Treuetest angesetztes Luxus-Callgirl ganz gemach in einen Thriller kippt, ist dem feinen Gespür Atom Egoyans - kanadischer Regisseur armenischer Abstammung - für zwischenmenschliche Abgründe zuzuschreiben. Ein Regietalent, das ein Trio infernal unter die Lupe nimmt, und drei Menschen, allesamt Gefangene ihrer Obsessionen und Sehnsüchte, einander wie Raubtiere umkreisen lässt. Ein kühl bebildertes trügerisches Gefühlsinferno mit Amanda Seyfried als sinnlich-enigmatischem Objekt der Begierde.

Ort des Geschehens: das hippe Yorkville-Viertel in Toronto. Er, David, Professor für Musik mit einem Lehrstuhl für das Fachgebiet Oper, sie, Catherine, eine renommierte Frauenärztin. Ein gemeinsamer musikalisch begabter Sohn. Ein elegantes Stadthaus. So die Koordinaten des designten Glücks. Bis, ja bis David die von seiner Frau akribisch geplante Geburtstagsparty boykottiert, indem er einen Rückflug verpasst. Absicht? Zufall? Zum ersten Mal schmerzt der Dorn der Eifersucht.

Und dann ist da Chloe, diese verführerische Sirene für gewisse Stunden, die Liam Neeson und Julianne Moore gleichermaßen umgarnt. Wie geht man mit so viel Starpräsenz, gepaart mit pikanten Bettszenen, um? Seyfried: "Natürlich vergöttere ich Aktricen wie Meryl Streep oder eben Julianne Moore. Doch in dem Moment, wo die Klappe fällt, konzentriere ich mich nur auf mich und ganz auf die Emotionen, die ich sichtbar machen will. Dass mir der Kameramann dabei ungeniert auf den Hintern starren kann, stört mich nicht!"

Erregendes Treffen in Gewächshaus
Atom Egoyans früher Film "Exotica" hatte unsere Phantasie beispielhaft beflügelt. Auch in "Chloe" spielt er erneut mit unserer Imagination - und mit der der Protagonisten - und gibt dem Kopfkino exquisites Futter. Wie etwa in jener Szene, in der Chloe der alarmierten Catherine von einem erregenden Treffen mit David in einem Gewächshaus des botanischen Gartens erzählt...

Prompt gebiert die nach Antworten lechzende Vorstellungskraft im schwülen Treibhausklima von Nähe und Sex ebensolche Bilder! Bilder, die die Flamme des Begehrens auch in Catherine entzünden und ihre Angst vor dem Älterwerden übertünchen. Ist "Chloe" ein klassisches Dreiecks-Melodram? Seyfried: "Nicht unbedingt. Atom Egoyan interpretiert diesen Stoff vielmehr als fesselnd-fatale Frauengeschichte. Und der Eros ist dabei aufrührerische und zutiefst verstörende Macht!"

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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