Nie wieder Käfig!

“Restaurantbären” im Kosovo endlich befreit

Tierecke
27.05.2013 10:02
15 Bären fristen im Kosovo seit Jahren in Betonkäfigen ein qualvolles Leben eingesperrt hinter Gitterstäben. Trotz des Widerstands von sturen Zoobesitzern gelang es einem Team von engagierten Tierschützern nun, erste "Restaurantbären" zu befreien.

Aufgeregt zittern "Ari" und "Arina" in ihrem 20-Quadratmeter- Betonverschlag hin und her. Denn vor dem Zooeingang herrscht heute Megatrubel: Der aufgebrachte Zoobesitzer und zwei Dutzend seiner Anhänger versperren den Tierschützern der Organisation "Vier Pfoten" lautstark den Weg. Polizeischutz und Hilfe durch KFOR-Militärtierärzte wird angefordert.

Tierschützer vom Zoobesitzer beschimpft
Die von Österreichern und Deutschen unterstützten Aktivisten werden jetzt bereits beschimpft: "Schweinehunde, Nazi-Diebe!" An Lärm und Stress haben sich die scheuen Waldbewohner auch nach neun Jahren Gefangenschaft in der sterilen Zoohölle noch immer nicht gewöhnt. Hinter den Gitterstäben sind sie nicht nur praller Sonne, Wind und Regen, sondern auch dem ständigen Geheule, Geknurre und Geschnatter der anderen Tiere schutzlos ausgesetzt.

Bären als Attraktion im Restaurant
Das Braunbärpärchen fristet nämlich sein karges Leben im ersten Stock. Darunter sind Wölfe, Hunde, Füchse, Pfauen und sogar ein Strauß in ebenso schreckliche wie winzige Betonkobeln eingepfercht.
Während der Fütterung erfüllt markerschütterndes tierisches Stimmengewirr das Betonareal im Minizoo "Shqiponja" bei Prizren. Eines von etlichen Zoo-Restaurants im Kosovo, wo ihren getöteten Muttertieren entrissene Bären als Hauptattraktion Lokalgäste anlocken sollen.

Hilfsaktion im Team organisiert
Endlich hat die Regierung in Pristina eingelenkt: Nachdem zwar schon 2010 auf dem Papier die Privathaltung von Bären verboten worden war, folgte vergangene Woche die Befreiung der ersten fünf kosovarischen "Restaurant-Bären". Eingefädelt wurde die Hilfsaktion von einem Dreibund: Österreichs Botschafterehepaar Roswitha und Johann Brieger, US-Botschafterin Tracey Jacobson sowie Deutschlands KFOR-Kommandant Ewald Nau überzeugten Kosovos Umweltminister Dardan Gashi.

"Vier Pfoten" errichteten Bärenpark
Und der mit einer österreichischen Journalistin verheiratete Minister mobilisierte wahre Bärenkräfte: Er schaffte es, ein 15 Hektar großes Waldstück auf einer Alm bei Pristina für ein Gehege zur Verfügung zu stellen. Der Rest ist Teil einer der schönsten Tierschutz-Pioniergeschichten auf dem Balkan: Heli Dungler und sein Profi-Team von den "Vier Pfoten" errichteten einen Bärenpark. "Eine halbe Million Euro haben wir bisher investiert und können so die artgerechte Haltung der traumatisierten Bären garantieren", strahlt der Tierschützer Dungler. So ist es dann auch mucksmäuschenstill, als die befreiten Bären neugierig ins Freie tapsen – und erstmals wieder Gras unter ihren Tatzen spüren.

Zwei "Restaurantbären" vom Besitzer getötet

Zwei der zehn noch in illegaler Privathaltung lebenden Bären wurden am vergangenen Mittwoch von ihrem Besitzer getötet, bevor sie in den Bärenwald übersiedeln konnten. "Rambo" und "Luta" führten ein trauriges Dasein in einem engen Käfig neben einem Supermarkt in Mitrovica. Die kosovarische Polizei hatte die Tiere um die Mittagszeit tot aufgefunden, die Tötung fand also zeitgleich mit der Konfiszierung zweier Bären im "Mini Zoo" in Prizren statt. Heli Dungler von den "Vier Pfoten": "Das ist eine schreckliche Tragödie. Die beiden Bären hätten in Kürze in unserem neuen Bärenwald ein wunderbares Leben führen können."

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