Google-Forscher:

Suchmaschine der Zukunft wird “gesprächiger”

Web
24.03.2015 13:30
Er hat den angeblich längsten palindromischen Satz der Welt geschaffen, eine der bekanntesten Powerpoint-Satiren kreiert und nebenbei ist er Computerwissenschaftler und Forschungsdirektor bei Google. Am 26. März spricht Peter Norvig an der Technischen Universität Wien über künstliche Intelligenz, wie Computer lernen und warum die Suchmaschine der Zukunft "gesprächiger" sein soll.

"Der gebräuchlichste Weg, wie ein Computer lernt, ist von Beispielen mit korrekten Antworten. Zum Beispiel: Zeige einem Computer ein paar Millionen Fotos mit Bildunterschriften. Wenn man ihm dann ein neues Foto zeigt, das er nie zuvor gesehen hat, gibt es eine gute Chance, dass er dazu eine gute Bildunterschrift errät", so Norvig. Ähnliches gelte, wenn man dem Computer Millionen von Beispielen von Übersetzungen von Deutsch auf Englisch zeige. Davon könne er lernen, Sätze zu übersetzen - "mit Worten, die er gesehen hat, aber in Kombinationen, die er noch nie gesehen hat".

Suchmaschine soll interaktiver werden
In diesen Bereichen hat es laut Norvig zuletzt auch die größten Fortschritte beim maschinellen Lernen gegeben, in der Wahrnehmung und dem Erkennen von Mustern oder von Objekten in Bildern und von gesprochenen Worten. Intelligenter und interaktiver soll künftig auch das Herzstück von Google, die gleichnamige Suchmaschine, werden. "Die Google-Suche tendiert dazu, sich auf kurze Phrasen zu konzentrieren, die aus Schlüsselwörtern bestehen. Ich bin mehr an komplexen Interaktionen interessiert", sagte Norvig.

Wenn zum Beispiel ein Student eine neue Disziplin erlernen will - etwa Genomik - könnte er auf Google suchen und wertvolle Informationen dazu finden. Aber der Student verbringe die meiste Zeit schon damit, sich für Suchbegriffe zu entscheiden. Norvig glaubt, dass hier eine stärkere "Partnerschaft" möglich sei, bei der es eine Interaktion gibt, wie zwischen einem Studenten und einem Tutor. Wie soll eine Suchmaschine in Zukunft also beschaffen sein? "Interaktiver, 'gesprächiger', mehr bereit dazu, Informationen anzubieten, fähiger, eine Aufgabe für dich zu übernehmen und nicht nur Websites aufzulisten", so Norvig.

Frage der Intelligenz
Ziel sei es letztlich, mithilfe von künstlicher Intelligenz "Maschinen zu bauen, welche die ihnen überantworteten Aufgaben so effektiv wie möglich lösen. Man kann das tun, indem man das menschliche Gehirn remodelliert, oder man kann komplett andere Techniken verwenden."

Die Frage nach "wahrer Intelligenz" ist für den Computerwissenschaftler, der vor seiner Zeit bei Google bei der US-Raumfahrtbehörde NASA die Abteilung für Computerwissenschaften geleitet hat, "eine Frage für Philosophen, nicht für Wissenschaftler": "Es hat damit zu tun, was wir 'wahre Intelligenz' nennen - was eine Sache für soziale und linguistische Konventionen ist. Computer machen viele Dinge gut, die wir 'intelligent' nennen, wenn sie Menschen machen. Aber bis jetzt haben wir dem widerstanden, das 'wahre Intelligenz' zu nennen."

Falsche Vorstellungen über künstliche Intelligenz gehen für Norvig oft auf Filme zurück, wo "Roboter die Welt übernehmen und so weiter. Aber diese Filme wurden designt, um spannende Handlungen zu haben und Menschen eine Chance zu geben Helden zu sein; sie wurden nicht entwickelt, um realistisch zu sein."

Angst vor der "Superintelligenz"?
Warnungen, etwa von Stephen Hawking, Bill Gates oder zuletzt Steve Wozniak, wonach eines Tages eine maschinelle "Superintelligenz" sich gegen die Menschheit wenden könnte, nimmt Norvig aber nicht auf die leichte Schulter.

"Ich stimme ihnen darin zu, dass wir nicht genug Wissen und Erfahrung haben, um große, komplexe KI-Systeme zu bauen, die sicher und verlässlich sind. Auf der anderen Seite haben wir auch nicht genug Wissen um große, komplexe Nicht-KI-Systeme zu bauen, die sicher und verlässlich sind. Wir sollten hart daran arbeiten, um KI zu einer Ingenieursdisziplin zu machen, die verlässliche, vorhersagbare Resultate liefert, so wie Ingenieure den Brückenbau zu einer verlässlichen Disziplin transformiert haben", sagt Norvig.

Es gebe noch sehr viel Arbeit zu tun, um das umzusetzen, "aber ich sehe KI nicht so einzigartig gefährlich, verglichen mit all den anderen Technologien die wir verwenden, verwendet haben oder verwenden werden".

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