Kuchen statt Gemüse

Macht die Marie-Antoinette-Diät wirklich schlank?

Gesund
03.03.2014 13:37
"Dann sollen sie eben Kuchen essen" – dieser Satz wird heute noch der französischen Königin Marie Antoinette in den Mund gelegt, stammt jedoch aus der Feder von Jean-Jaques Rousseau. Tatsächlich belegt ist allerdings die Vorliebe der Königin für Süßes. Die britische Journalistin Karen Wheeler nimmt sich nun den Ernährungsplan der Herrscherin zum Diät-Vorbild. Sie glaubt: Wer schon morgens nascht, nimmt ab. Marie Antoinette war nämlich auch für ihre schlanke Linie bekannt. Doch kann das gesund sein?

"Die Leute haben kein Brot? Sollen sie doch Kuchen essen!" Jeder kennt das berühmte Zitat, das Marie Antoinette später dem Volksglauben nach sogar den Kopf kosten sollte. Doch es stammt ursprünglich aus der Feder des französischen Schriftstellers Jean-Jacques Rousseau, der bereits 1766 in seinen "Bekenntnissen" über eine "große Prinzessin" schrieb, "der man sagte, die Bauern hätten kein Brot mehr, und die antwortete: 'Sie können ja Kuchen essen.'"

1766 war Maria Antonia (so lautete ihr eigentlicher Name) allerdings erst zehn Jahre alt und lebte als Prinzessin am Hofe ihrer Eltern Maria Theresia und Kaiser Franz I. in Wien. In diesem Alter wird sie wohl kaum die Worte ausgesprochen haben, die ihr später in den Mund gelegt wurden. Historisch belegt ist allerdings die Vorliebe der Königin für Torten, Kuchen und andere Süßspeisen. Eine britische Journalistin nimmt sich das Faible der Herrscherin nun zum Vorbild. Die Monarchin soll nämlich schon zum Frühstück reichlich süße Backwaren geschmaust haben – und dennoch war sie zeitlebens für ihre schlanke Linie bekannt.

Monarchin schlemmte sich durch den Tag
Laut Wheeler schlemmte sich die Monarchin regelrecht durch den Palastalltag. Zum Frühstück nahm Marie Antoinette Torten oder Kuchen zu sich, dazu gab es eine Tasse Kaffee oder heiße Schokolade. Das süße Frühstück soll dafür sorgen, dass man den restlichen Tag keinen Heißhunger auf zuckerhaltige Naschereien hat. Ein Trugschluss, wissen Ernährungsexperten. Denn nur gewisse Zuckersorten stoppen nachweislich Heißhunger-Attacken am Vormittag, der Rest verstärkt besonders in Kombination mit Fett nur das Magenknurren.

Mittags schlemmte die Königin herzhafte Speisen wie Hasenbraten oder Foie Gras, die berühmte französische Stopfleber, wie in den Memoiren von Marie Antoinettes erster Kammerfrau Jeanne Campan nachzulesen ist. Auch danach soll die Königin Käse, Nudeln und reichlich Backwaren genascht haben.

"Wunder in der Schüssel" als Figurgeheimnis?
Am Abend schlürfte die Königin dann lediglich eine leichte Suppe mit Gemüse und magerem Geflügelfleisch. Im "Wunder in der Schüssel" sieht Wheeler das Diätgeheimnis: Auch ihre französischen Freunde sollen abends nicht mehr als eine leichte Suppe essen und sie alle seien schlank. Trotzdem habe die Königin mit einem extrem schmalen Taillenumfang (gerade einmal 58 Zentimeter) beeindruckt, weiß Karen Wheeler. Dass das möglichweise ein Resultat der ungesunden Korsettschnürung war, verschweigt die Journalistin allerdings.

Auch die "Quellen" ihrer Recherche scheinen zeitweise alles andere als seriös. So nennt Wheeler den Hollywoodfilm "Marie Antoinette" aus dem Jahr 2006 als Ausgangspunkt für ihre Recherche. "Regisseurin Sofia Coppola stellte das Leben der französischen Königin wie ein endloses Kuchenfest dar, mit Makronen und Nougat-Gebäck", schreibt die Autorin in ihrem Ratgeber "Die Marie Antoinette Diät. Kuchen essen und trotzdem abnehmen". Fortan beschäftigte sie sich intensiv mit dem täglichen Speiseplan der Blaublütigen, ließ ihren Eindruck vom Ernährungsexperten wissenschaftlich überprüfen und war schnell überzeugt: So geht die ideale Diät!

Hungern für ein paar fette Snacks?
Dass Süßes zum Frühstück durchaus hin und wieder erlaubt ist, darüber sind sich Ernährungsexperten mittlerweile einig. Wer allerdings dem Heißhunger am Vormittag vorbeugen und sich dazu noch gesund ernähren möchte, sollte auf Obst und Vollkornprodukte setzen. Gesund sind die fetthaltigen Schlemmereien jedenfalls nicht. Außerdem sollte die tägliche Kalorienzufuhr für einen realistischen Gewichtsverlust nicht mehr als 1.200 bis 1.500 Kalorien betragen.

Für Experten klingt die Marie-Antoinette-Diät daher insgesamt mehr nach Verzicht als nach lustvoller Schlemmerei. Wer sich unter diesem Gesichtspunkt ein ordentliches Stück Kuchen oder Torte gönnen möchte, der muss den restlichen Tag fast darben – mehr als ein paar Häppchen und magere Suppe am Abend sind da nicht mehr drin. Satt macht das nicht. Und wer will schon für ein paar kalorienreiche Snacks fast den ganzen Tag hungern…

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