Ist weniger mehr?

Low Carb oder High Carb: Auch Forscher sind uneins

Gesund
23.04.2014 12:21
Der Sommer naht und die Diäten boomen. Aber welche Ernährungsform zum Abnehmen geeignet ist, darüber scheiden sich - auch die wissenschaftlichen - Geister. Die in letzter Zeit propagierten kohlenhydratarmen Ernährungskonzepte stehen immer noch dem High Carb gegenüber. Denn wissenschaftliche Studien über den Erfolg von Low Carb gibt es noch zu wenig, wie Experten betonen.

Der Kohlenhydratreduktion ist durchaus Positives abzugewinnen, wie Bernhard Ludvik von der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Wien am Rande eines Vortrages berichtete. Er hat Low-Carb-Ernährungsformen (Atkins-Diät, Mediterrane Diät, High Protein und Glykämischer Index) miteinander verglichen. Jedoch fehlen noch Langzeitstudien, um den gesundheitlichen Vorteil zu beweisen.

Fakt ist, dass sich Low Carb gerade am Anfang günstig auswirkt, andere Ernährungsformen nach einem Jahr aber nahezu ähnlich gut abschneiden, wie eine von Ludvik präsentierte Studie (2005 bis 2007) zeigt. Dabei wurden zwei Jahre lang drei Ernährungsformen beobachtet: eine kohlenhydratreduzierte Kost, wo zunächst zwei Monate lang täglich lediglich 20 Gramm Kohlenhydrate konsumiert und danach auf 120 Gramm täglich erhöht wurde, die Mittelmeerdiät mit viel Fisch, Geflügel, Gemüse, Nüsse und Olivenöl sowie eine fettreduzierte Kost.

In den ersten sechs Beobachtungsmonaten hatte die Low-Carb-Ernährung die Nase vorne. "Der Gewichtsverlust war deutlich besser, auch Parameter wie Lipide haben sich verbessert", sagte Ludvik. Nach zwölf Monaten kam es zu einem Angleich zwischen der Low-Carb-Ernährung und der mediterranen Kost. Bei der fettreduzierten Ernährung konnte zwar auch Gewicht reduziert werden, sie schnitt jedoch am schlechtesten ab.

Trend zu mehr Proteinen: "Nordic Diet"
Neu auf dem Diätenjahrmarkt ist die "Nordic Diet", die von Rene Redzepi für Bewohner der nordeuropäischen Länder entwickelt wurde, damit diese vermehrt auf regionale Nahrungsmittel zugreifen können. Hier werden viel Fisch, Gemüse und Obst in Form von Beeren mit Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten sowie Rapsöl kombiniert, erklärte Ludvik.

Eine proteinreiche Ernährung hat laut des Mediziners durchaus den Effekt, den Hunger längerfristig zu stillen. Ein Phänomen, das auch die Tiroler Diätologin Daniela Pfeifer für ihren eigenen Lebensstil entdeckt hat. Als "bekennender Brot-Junkie" hat sie aufgrund einer Autoimmunkrankheit ihre Ernährung auf Low Carb umgestellt. "Mir war allerdings die schmackhafte, sättigende und einfache Umsetzung nicht klar", so Pfeifer.

Mittels Eigenversuch stellte sie eine Steigerung der Leistungsfähigkeit und einen erstaunlichen Gewichtsverlust ohne Hunger fest. "Als Nebenwirkung dieser Kost verlor ich meine Süß-Gelüste sowie meine Stimmungsschwankungen und das Verlangen nach Brot und Nudeln." Für die Tirolerin ein Grund, ihre Erfahrungen nun in einem Buch zusammenzufassen. Sie hat rund 50 Rezepte entwickelt, die alle glutenfrei und sojafrei und somit auch für glutenintolerante und autoimmun-erkrankte Personen geeignet sind.

Zu wenig Eiweiß nicht Ursache für Übergewicht
Einen positiven Effekt wegen der langen Sättigung sieht auch die steirische Diätologin Anna Auer, obwohl sie zu bedenken gibt, dass es noch zu wenige Langzeitstudien dazu gibt. "Es geht schon in die Richtung, dass der Proteinanteil höher sein sollte", so Auer. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sollten 70 bis 80 Gramm Eiweiß pro Tag konsumiert werden, für eine Gewichtsabnahme werden doppelt so viel, nämlich 140 Gramm pro Tag, empfohlen.

Auers Erfahrung nach nehmen die Menschen allerdings zu wenig Eiweiß zu sich. Während die Männer die Bilanz mit Fleisch noch halbwegs einhalten können, kommen Frauen so gut wie nie auf die empfohlenen Mengen. "In der Früh essen sie Butterbrot mit Marmelade und danach meistens fleischlose Gerichte." Doch verallgemeinern könne man die Empfehlungen nicht, die Ursache für Übergewicht sei immer noch zu viel zugeführte Energie und zu wenig Bewegung.

"Haben verlernt, normale Portionen zu essen"
"Die Leute haben verlernt, normale Portionen zu essen", weiß auch Ernährungsberaterin Christina Lachkovics-Budschedl. "Und man muss ihnen wieder beibringen, dass sie regelmäßig essen", sagt die Expertin, die viele Profisportler berät. Und man sollte sich weniger Gedanken übers Essen machen. Lachkovics-Budschedl: "Wir müssen atmen, schlafen und essen. Übers Atmen macht sich auch keiner so viele Gedanken."

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