Totale Erschöpfung

Diagnose Burn-out: Auszeitkur statt Schnelltherapie

Gesund
25.07.2011 12:36
Müde schon am Anfang des Tages. Kopfschmerzen. Die Energie, die früher angetrieben hat, weg. Selbstzweifel und Zynismus. Depressionen, Herzrasen, die totale Erschöpfung. Der gepriesene Entspannungs-Workshop und die Massagen, Klangtherapien, yogischen Atemübungen im nassen Gras und die farbtherapeutischen Saunagänge haben nur kurz Linderung gebracht.

"Burn-out" sei bedauerlicherweise kein von der Krankenkasse anerkanntes Leiden, erklärt uns Dr. Regina Hochmair, auf psychosomatische Medizin spezialisierte Allgemeinmedizinerin, im Gespräch über das Schreckgespenst des "Ausgebranntseins". Deshalb erhalten zu wenige Menschen eine echte Therapie.

"Burn-out ist ein Zustand seelischer, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Ein Burn-out entwickelt sich nicht von einem Tag auf den anderen", sagt die erfahrene Therapeutin, "die Symptome entwickeln sich Stufen" und ließen sich deshalb freilich auch nicht schnell einmal an einem Wellnesswochenende heilen.

Burn-out-Erschöpfung
Betroffen sind Menschen, die zuvor zumeist beruflich für etwas "gebrannt" haben, in weitere Folge kann es sich auch ins Privatleben einschleichen. Zuerst ist da der Zwang, sich zu beweisen, dann ein verstärkter Arbeitseinsatz. Die eigenen Bedürfnisse werden vernachlässigt, Konflikte und Probleme verdrängt und Werte umgedeutet. In weiterer Folge kommt es zum Rückzug, das Verhalten ändert sich, Zynismus und eine abweisende Haltung gegenüber anderen sind an der Tagesordnung. Innere Leere, Depressionen und letztendlich die völlige Burn-out-Erschöpfung.

Die meisten würden nach Meinung von Hochmair in dieser Situation durchaus das Richtige tun und sich vom Arzt krankschreiben lassen. "Sie sind dann zu Hause. Das ist eine Entlastung. Aber die Hürde, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen, wird mit der Zeit immer höher." Das Warten auf eine Psychotherapie sei zu lange. Wer Hilfe benötige, solle sich zum Beispiel an den Arbeitsmediziner im Betrieb wenden. Diese seien vielfach auf Burn-out sensibilisiert und könnten helfen, eine "Auszeitkur", wie sie zum Beispiel das Kurhotel Pirawarth anbietet, zu organisieren. Viele Betriebe zahlen einen Teil dazu. Man müsse sich nur erkundigen.

Körperverhaltenstherapie
Burn-out-Patienten hätten im Laufe ihres Leidens verlernt, ihren Körper zu beachten, und oft sogar lebensgefährliche Warnsignale völlig ignoriert, so Hochmaier. Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung sei deshalb, dass die Betroffenen körperlich völlig durchuntersucht werden und sich die Therapie danach richtet. Sie habe Patienten, die "gar nicht wissen, dass sie einen Hinterhofinfarkt hatten", beschreibt die Medizinerin.

Das Anti-Burn-out-Programm, das den Patienten dann erwartet, nennt Hochmaier Körperverhaltenstherapie, die im Gegensatz zur Psychotherapie mit direktem Körperkontakt arbeitet. Atemübungen und Atemanleitungen sind Teil des Programms, das durch Sport, künstlerische Betätigung und sogar Kochen abgerundet wird, um neue Lebenskraft zu erwecken.

Sport und Bewegung, Hochmaier empfiehlt besonders Nordic Walking und Schwimmen, sind einige der wichtigsten Maßnahmen gegen Burn-out. Denn Bewegung kräftigt nicht nur den Körper, sondern hilft auch dabei, abzuschalten.

Zum Ausprobieren schlägt Hochmaier folgende Entspannungsübung aus ihrem Programm vor: "Bewusst in Bauch und Brust atmen. Man legt eine Hand auf Bauch und eine auf die Brust und setzt die Hände als Bewegungssensor ein, die diese Bewegung misst. Mit geschlossenen Augen im Sitzen. Das reicht."

Mehr Informationen zum Thema und Kurangebote findest du auf der Website burnouthilfe.at.

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