Umstrittenes Konzept

Blutgruppendiät: Gesunde Ernährung oder Gefahr?

Gesund
14.05.2014 11:37
Es gibt zahlreiche Ernährungsmodelle, die alle ein Ziel anvisieren: Auf möglichst genussvolle Art und Weise zu einem langen und gesunden Leben beizutragen. Immer wieder schießen neue Diätprogramme aus dem Boden und werden als das Nonplusultra gehandelt. Einer der umstrittensten Trends ist die sogenannte Blutgruppendiät, auf die zum Beispiel Ex-Victoria's-Secret-Engel Miranda Kerr schwört. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept?

Es gibt wohl kaum ein anderes Thema, das so umstritten ist wie die richtige Ernährungsweise. Mit seinem Konzept der Blutgruppendiätsorgt auch der US-amerikanische Naturheilmediziner Peter J. D'Adamo für Diskussionen. Seine Bücher haben sich nicht nur in den USA zu Verkaufsschlagern entwickelt. Doch was steckt hinter seinem Konzept – ein Weg zu einer gesünderen Lebensweise oder doch Scharlatanerie?

D'Adamo geht davon aus, dass Menschen mit unterschiedlichen Blutgruppen Nahrung auf unterschiedliche Art und Weise verarbeiten. Dafür sind angeblich bestimmte komplexe Glykoproteine in der Nahrung verantwortlich. Diese sogenannten Lektine würden bestimmten Blutgruppenmerkmalen ähneln. Würden aber die "falschen" Lektine aufgenommen, könne es, so D'Adamo, zur Verklumpung der Antigene im Blut kommen. Langfristig könnten so zahlreiche Krankheiten entstehen. D'Adamo rät daher, sein Essen an seine Blutgruppe anzupassen.

Reine Typsache?
Blutgruppe 0 ist laut des US-Amerikaners die älteste Blutgruppe. Menschen dieses Typs sind, glaubt man dem Naturheilkundler, wie die Jäger und Sammler der Vorzeit an fleischreiche Kost gewöhnt, nicht aber an Getreide und Milchprodukte, die erst später auf den Speiseplan kamen. Menschen mit der Blutgruppe A seien hingegen Vegetarier, da diese Blutgruppe, so D'Adamo, mit den ersten Bauern entstanden sei. Sie sollten ihm zufolge vor allem Gemüse und Getreide essen, Fleisch und Milch aus ihrem Ernährungsplan jedoch streichen.

Die Blutgruppe B soll sich unter Viehzüchtern in Asien entwickelt haben, daher seien Vertreter dieser Blutgruppe an Milch gewöhnt und könnten auch bestimmte Fleisch- und Getreidesorten in ihre Ernährung integrieren. Träger der Blutgruppe AB würden als Mischtyp Eier, Getreide und Milchprodukte vertragen. Nur auf Schweinefleisch sollten sie möglichst verzichten.

Asthma dank Blutgruppe 0
Laut D'Adamo kann man mit seinem Konzept nicht nur Diäterfolge verbuchen, auch sei jede einzelne Blutgruppe mit ihren Besonderheiten in Bezug auf Verdauung und Immunsystem anfällig für bestimmte Krankheiten: So würden Träger der Blutgruppe 0 zum Beispiel verstärkt unter Asthma, Heuschnupfen und anderen Allergien leiden, während Menschen mit Typ A eine hohe Toleranz gegenüber Allergien besitzen würden.

Typ B ist laut D'Adamo anfällig für verschiedene Autoimmunerkrankungen. Menschen mit Typ AB seien hingegen oftmals von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Hält man sich an die Ernährungskonzepte der jeweiligen Blutgruppen, könne man diese Krankheiten vorbeugen, heißt es.

"Entbehrt jeder Grundlage"
Was auf dem Papier verlockend logisch klingt, hat in der Praxis enorme Schwächen. So nehmen Wissenschaftler heute mit hoher Wahrscheinlichkeit an, dass es sich bei Blutgruppe A um die älteste handelt, nicht - wie D'Adamo behauptet - Blutgruppe 0. Kritiker bemängeln zudem, dass die einzelnen Blutgruppentypen mit der festgelegten Ernährungsform nicht alle essentiellen Nährstoffen zu sich nehmen würden.

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung betonte im Dezember 2013 in einer Aussendung überdies, dass es keinerlei wissenschaftlichen Nachweis für einen "gesundheitlichen Nutzen" der Blutgruppendiät gebe. Es gebe zwar Studien, die unterschiedliche Effekte einer bestimmten Ernährungsweise in Abhängigkeit von genetischen Variationen beschreiben würden. "Dies als Basis für blutgruppenspezifische Ernährung zur Gesundheitsförderung zu nehmen, entbehrt jedoch jeder Grundlage", heißt es in der Mitteilung.

Ausgewogenheit durch Nahrungsergänzungsmittel
Die Anhänger D'Adamos halten dagegen, dass man gesunde Ernährung nicht mit ausgewogener Ernährung gleichsetzen könne. D'Adamo selbst halte dies für ein klassisches Beispiel von Vereinfachung, heißt es in einer Mitteilung von 4blutgruppen.de, der offiziellen Website für den deutschsprachigen Raum. Man nehme hier die Gesamtbevölkerung, vereinfache diese und baue darauf irgendwelche Vorgaben auf.

Dass sein Ernährungskonzept allerdings gewisse Schwächen in Sachen Nährstoffversorgung hat, dürfte auch Dr. D'Adamo nicht entgangen sein. Deshalb empfiehlt er die zusätzliche Einnahme diverser, von ihm entwickelter, Nahrungsergänzungsmittel, – selbstverständlich blutgruppenspezifisch und per Onlineshop käuflich zu erwerben.

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