Wettskandal-Prozess

SMS-Drohung gegen Taboga: “Wird Ende für dich”

Sport
25.08.2014 15:29
Am neunten Tag des Prozesses rund um den Fußball-Wettskandal in Graz ist am Montag vor Gericht ein brisantes Video abgespielt worden. Es wurde am 31. Oktober 2013 von einem der Angeklagten, einem 33-jährigen Tschetschenen, aufgenommen. Darauf zu sehen ist Dominique Taboga, wie er sagt: "Ich heiße Dominique Taboga und schulde dir 50.500 Euro." Weiters sagt der Ex-Spieler: "Weil ich kein Elfmeter-Foul verursacht habe." In einer SMS an Taboga schrieb der Tschetschene: "Das wird das Ende für dich und deine scheiß Karriere."

Der Tschetschene beteuerte, dass er das Video nicht für eine geplante Veröffentlichung gemacht habe. "Und warum hat Taboga dann nicht schon vor dem Video, sondern erst danach Schulden zurückgezahlt?", fragte Richterin Elisabeth Juschitz. "Ich weiß es nicht", antwortete der Beschuldigte. Der 33-Jährige gestand freilich, viele SMS an Taboga geschickt zu haben, mit vielen schlimmen, aber auch guten Inhalten. Müsste er für jeden Buchstaben zahlen, käme er wohl auf eine Million.

Tschetschene: "Ich klopfe deine Haustür ein"
Er habe Taboga aber nicht schlagen wollen. "Er hat mir ja leidgetan, ich war in der gleichen Situation, hatte Druck und Schulden." Die Richterin las jedoch eine SMS vor, die der Tschetschene Taboga geschickt hatte: "Wenn du mich verarscht, wird es dir alles kosten, was du liebst." Und: "Ich klopfe deine Haustür ein." Der Tschetschene dazu: "Ich weiß nicht einmal, wo er wohnt. Ich stand selbst massiv unter Druck und wollte nur, dass er zahlt."

Sportwetten-Beobachter: Hinweise auf Manipulationen
Im Anschluss an das Abspielen des Videos und die Befragung des Tschetschenen wurde ein Mitarbeiter eines englischen Unternehmens für Sportwetten-Beobachtung als Zeuge befragt. Der Experte beschrieb, wie Analyse-Ergebnisse auf Manipulationen hinwiesen: "Bestimmte Personen wussten offenbar, wie das Spiel ausgehen wird. Alle Analysen deuteten darauf hin, dass jemand Vorwissen hatte."

Zwei Teams - Kapfenberg und Grödig - seien 2012 und 2013 in Österreich aufgefallen. Das erste Spiel, bei dem das automatische Alarmsystem anschlug, sei am 17. März 2012 die Partie Kapfenberg gegen Salzburg gewesen. "Was war da auffällig?", wollte Richterin Juschitz wissen. "Die erste Halbzeit war normal. Aber ab der Spielpause beobachteten wir ein verdächtiges Wettverhalten. Kapfenberg sollte verlieren. Es gab aber keine wesentlichen Auswechslungen und auch keine anderen Geschehnisse in der ersten Halbzeit, die einen derartigen Wetteinsatz auf eine Niederlage rechtfertigen würden."

Großes Augenmerk auf südostasiatischen Raum
Zwar konnte das Analyse-Unternehmen nicht sehen, wie hoch die Wetten genau waren, aber es erkannte, dass bei diesem Spiel hoch und bevorzugt im südostasiatischen Raum gesetzt wurde. Das könne über Vermittler vor Ort, die wiederum Wetten an leitende Vermittler und übergeordnete Vermittler weitergeben, passieren, führte der Zeuge aus. Ein ähnliches Muster habe das Unternehmen auch beim Spiel Innsbruck gegen Kapfenberg am 31. März 2012 festgestellt: "Wir kamen zu dem Schluss, dass einige Spieler von Kapfenberg wohl den Abstieg schon hingenommen hatten und aus Niederlagen noch einen Gewinn ziehen wollten."

Albanischer Geldgeber sagte ebenfalls aus
Am Montagnachmittag befragte Richterin Juschitz auch erstmals den 51-jährigen Albaner ausführlich, der von den anderen Beschuldigten - vor allem dem ehemaligen Spieler L. - belastet wird. Er bekannte sich teilweise schuldig und gestand die Beteiligung an manchen, aber nicht allen angeklagten Spiel-Manipulationen. Mit Nötigung oder Erpressung habe er nichts zu tun.

Im Detail bestritt der Beschuldigte die Beteiligung an den Manipulationen von drei Spielen in den Jahren 2004 und 2005. Damals will er die anderen Angeklagten noch gar nicht gekannt haben. Sanel Kuljic habe er 2008 kennengelernt – und über ihn dann den 32-jährigen L. im Jahr 2009. Mit ihm habe er sich dann öfter getroffen, um ein Geschäft zu vereinbaren. Er habe drei Reisebusse und Spielautomaten in Österreich kaufen wollen, 180.000 Euro hatte er zur Verfügung. Aus dem Geschäft sei aber nichts geworden, dafür soll ihm L. Spielmanipulationen vorgeschlagen haben.

Insgesamt 300.000 Euro aufgebracht
Davor sei er "ganz normal an Fußball interessiert" gewesen - "wie jeder Mann". Mittlerweile könne er aber keine Minute mehr sehen und habe eine regelrechte "Allergie". Die Idee von L. sei gewesen, dass insgesamt 300.000 Euro nötig wären: Die Hälfte sollte bei einem Wettanbieter angelegt werden, der Rest sollte für die Bestechung von Spielern verwendet werden. Das erste Spiel, bei dem er an einer Manipulation beteiligt war, sei die Partie Salzburg - Kapfenberg am 16. Oktober 2010 gewesen.

Der Prozess wird am Dienstag mit der Befragung weiterer Zeugen fortgesetzt. Geladen sind rund 30 - zum Teil ehemalige - Spieler von Mattersburg.

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(Bild: KMM)



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