Schwere Zeiten

Brasiliens stolze “Selecao” liegt in Trümmern

Sport
13.07.2014 15:39
Brasiliens Fußball steht vor schweren Zeiten – nach dem 0:3 gegen die Niederlande am Samstag und dem enttäuschenden vierten Platz bei der Heim-WM ging es bald nur mehr drunter und drüber. Brasiliens Fans hatten endgültig genug von ihren WM-Versagern. So schnell es ging, buhten sie die abgestürzten Helden mit dem humpelnden Neymar nach dem erneuten Fiasko vom Rasen und feierten lieber das drittplatzierte Team der Niederlande um Arjen Robben.

Als der angeschlagene Trainer Luiz Felipe Scolari später bei der Pressekonferenz wieder und wieder versuchte, den aufgebrachten brasilianischen Journalisten den Fehlschlag zu erklären, kam plötzlich Neymar als moralische Unterstützung durch die Tür. Der verletzte Superstar schlich mit falsch herumgedrehter schwarzer Kappe zu Scolari, herzte lange und innig seinen Coach, der ihm noch ein Küsschen auf die Wange drückte. Szenen eines wahrscheinlichen Abschieds.

Scolari: "Wir haben die Top Vier erreicht"
"Wir haben die Top Vier erreicht. Ich denke nicht, dass wir das Nationalteam kritisieren können", erklärte der Weltmeistertrainer von 2002 entgegen jeder Erwartungshaltung. Nichts anderes als der Titel war von der "Selecao" verlangt worden - und doch klammert sich Scolari trotz des 1:7-Desasters gegen Deutschland auch nach Auslaufen seines Vertrags an eine mögliche Fortsetzung der Arbeit. "Darüber muss der Verbandspräsident entscheiden. Wir hatten vereinbart, dass wir nach Ende des Wettbewerbs einen Bericht einreichen werden", sagte der 65-Jährige, nachdem sein Team mehrere Negativmarken gesetzt hatte. Seit 1986 hatte kein Team 14 oder mehr Gegentore bei einer WM-Endrunde kassiert, zuletzt vor 74 Jahren verlor das stolze Brasilien zwei Heimspiele nacheinander.

Hinter den Kulissen geht es ebenso drunter und drüber wie auf dem Platz. Der designierte Präsident des Verbandes CBF, Marco Polo Del Nero, hatte sich zuletzt für einen Verbleib von Scolari ausgesprochen. Nach der Blamage im kleinen Finale sagte Noch-Verbandschef Jose Maria Marin der Zeitung "Folha da Sao Paulo", die Situation mit Scolari sei "unhaltbar". Adenor "Tite" Bacci (zuletzt Corinthians Sao Paulo) und U20-Nationaltrainer Alexandre Gallo gelten als Nachfolgekandidaten.

"Dass es so zu Ende geht, haben wir nicht verdient"
Der neue Mann muss vor allem emotionale Aufbauarbeit leisten, das Selbstvertrauen liegt in Trümmern. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist ein furchtbares Gefühl", sagte Mittelfeldspieler Oscar ratlos und vergoss - wieder einmal - ein paar Tränen. Auch Kapitän Thiago Silva war restlos bedient. "Dass es so zu Ende geht, haben wir nicht verdient. Wir müssen uns beim Volk entschuldigen." Der verletzte Neymar, der vor dem Spiel unter großem Beifall auf der Bank Platz genommen hatte, zog sich sein Leibchen über die Augen. Auch er konnte nicht mehr hinsehen.

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(Bild: KMM)



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