Zusammenziehen?

Wann man bereit für eine gemeinsame Wohnung ist

Leben
13.11.2015 09:08
Es ist eine der größten Entscheidungen, die man als Paar zusammen treffen kann: jene für eine gemeinsame Wohnung. Denn das Zusammenziehen hat viele Vorteile, birgt jedoch auch einiges an Konfliktpotenzial, wenn man es zu früh angeht.

Kennen wir einander gut genug?
Der Zeitpunkt für eine gemeinsame Wohnung ist im Normalfall dann gekommen, wenn Sie einander schon einige Zeit kennen und wissen, dass Sie sich aufeinander verlassen können. Schließlich werden die persönlichen Rückzugsmöglichkeiten und Freiräume durch eine gemeinsame Wohnung automatisch weniger. Bisher hat man einander immer zu ausgewählten Zeiten getroffen. Der andere hatte jeweils Zeit, sich hübsch zu machen und seine Alltagsprobleme für ein paar Stunden zur Seite zu schieben. Das Zusammensein konnte wirklich als Qualitätszeit genutzt werden.

Haben wir einen ähnlichen Ordnungsbegriff?
Kleine Spleens, wie der Hang zur Unordentlichkeit - oder im Gegenteil manischer Perfektionismus -, können in einer gemeinsamen Wohnung recht schnell anstrengend werden, wenn man sich in diesem Punkt nicht einig ist. Denn räumt einer immer hinter dem anderen her und fühlt sich dadurch ausgenutzt, ist Streit schnell an der Tagesordnung.

Kenne ich meinen Partner auch im Alltagmodus?
In einem gemeinsamen Lebensraum gilt es, damit fertigzuwerden, dass der vorher perfekte Partner nun eben nicht immer perfekt sein kann: Unfrisiert, ungeschminkt, unrasiert und im Jogginganzug gestresst nach einem langen Arbeitstag kann man sich nicht mehr immer von der Schokoladenseite zeigen.

Haben wir einen ähnlichen Tagesrhythmus?
Ein Frühaufsteher und eine Nachteule können natürlich zusammen glücklich werden. Allerdings sollte dann die Wohnung groß genug sein, damit man einander nicht gegenseitig stört. Ideal ist es, wenn das Wohnzimmer bzw. die Küche und das Schlafzimmer räumlich so voneinander getrennt sind, dass man einander nicht aufweckt oder wachhält. Und natürlich sollten gerade dafür Spielregeln definiert werden: besondere Rücksichtnahme, wenn der andere einen schwierigen Tag hatte oder am kommenden Tag vor sich hat, oder auch Zeiten, die der andere nach Möglichkeit einhält - wie nicht vor 6 Uhr aufzustehen, nicht nach Mitternacht schlafenzugehen oder wenn, dann möglichst leise.

Wie sehen die Finanzen aus?
Zusammenziehen bedeutet in der Regel eine finanzielle Entlastung: keine zwei Mieten, kein Pendeln mehr. Sie sollten sich vor dem Zusammenziehen dennoch im Klaren sein, welche Kosten auf Sie zukommen und wer welchen Anteil trägt. Sonst wird viel gestritten. Ein gemeinsames Haushaltskonto sollte zu Beginn, wenn überhaupt, nur für die klar gemeinsamen Ausgaben geführt werden. Denn das Gefühl, dem anderen gegenüber Rechenschaft ablegen zu müssen, kann sehr belastend sein. Getrennte Kassen sind für den Start oft die konfliktfreiere Variante. Sollte doch etwas schiefgehen, ist es sehr mühsam, alle Zahlungen wieder auseinanderzudividieren und das Konto aufzulösen. Besser ist es, ein Partner trägt die gemeinsamen Ausgaben und verrechnet diese anteilig weiter. Man kann dies beispielsweise so handhaben, dass vierzehntägig oder einmal pro Monat die Kosten überwiesen werden.

Generell empfiehlt es sich, alle Ausgaben streng 50:50 zu teilen, denn sonst gibt es im Fall der Trennung schnell die Situation, dass ein Partner meint, viel mehr bezahlt zu haben. Ebenso sollte von Anfang an geklärt werden, wie mit der Wohnung und der Einrichtung bzw. den damit angefallenen Kosten im Fall der Trennung verfahren wird - so erspart man sich im Fall des Falles viele Probleme.

Wie teilen wir uns die Hausarbeit?
Sprechen Sie auch vorher darüber, wer welchen Anteil an der Hausarbeit übernehmen wird. Wenn sich ein Partner aus dem Haushalt komplett heraushält oder erwartet, dass der andere alles macht, kann das nicht gutgehen. Merken Sie, dass es hier Differenzen gibt, diskutieren Sie das vor dem großen Schritt aus. Sind die Finanzen entsprechend vorhanden, kann auch eine Putzhilfe die Konflikte verringern.

Wie viel Rückzugsmöglichkeit brauchen wir?
Bei der Auswahl einer geeigneten Wohnung sollten Sie darauf achten, dass diese auch Raum für Rückzug bietet. Denn klebt man ständig aneinander, wird ein Streit schnell zu einer kleinen Katastrophe. Auch sollte jeder die Privaträume bzw. Privatzeiten des anderen akzeptieren und sich nicht darin einmischen - denn kaum etwas ist anstrengender, als auch hier ständig Kompromisse eingehen zu müssen.

Haben wir die gleichen Vorstellungen unseres Zuhauses?
Besichtigen Sie einige Wohnungen, um herauszufinden, was Ihnen beiden zusagt, und einigen Sie sich im Vorfeld, welche Punkte auf jeden Fall gegeben sein müssen: Öffentliche Anbindung, hell, Balkon, Badewanne, Größe - wenn einer von Ihnen beiden hier zurückstecken muss, sind Streitigkeiten programmiert.

Ist die Traumwohnung gefunden, gilt es auch bei der Einrichtung, Kompromisse zu finden. Gehen hier die Geschmäcker weit auseinander, hilft es eventuell, sich raumweise zu einigen, wie Sie Ihre Präferenzen unter einen Hut bringen. Ein Stilmix kann auch sehr reizvoll sein. Vorrecht hat jedoch immer derjenige, der den Raum vorrangig benutzen wird. Ist die Wohnung fertig eingerichtet, sollten Sie sich langsam daran gewöhnen, hier nun zu wohnen.

Zusammenwohnen auf Probe
Versuchen Sie, wenn möglich, schon vorab zumindest für einzelne Tage zusammenzuwohnen, um einen Eindruck zu bekommen, ob das Zusammenziehen funktionieren kann. Erst wenn alle Fragen geklärt sind und Sie wissen, wie Sie mit der neuen Situation umgehen können, sollten Sie sich auf die Suche nach einer neuen Wohnung begeben.

Sanfter Umstieg
Anfangs kann es helfen, tageweise noch in der alten Wohnung zu bleiben, damit der Umstieg von tageweiser Trennung auf ein Zusammensein rund um die Uhr nicht ganz so plötzlich passiert. Viel Verständnis gehört einfach dazu, aber dann wird es dafür so richtig schön!

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(Bild: kmm)



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