Flüchtlingsdrama
Tunesier (27) steuerte Flüchtlinge in den Tod
Die Staatsanwaltschaft in Catania wirft den beiden Schleppern mehrfache fahrlässige Tötung, Begünstigung illegaler Einwanderung und Herbeiführung eines Schiffbruchs vor. Der 27-jährige Kapitän versuchte sich laut den Ermittlern, einem portugiesischen Frachtschiff zu nähern, das dem Notruf gefolgt war. Dabei kam es zur Kollision mit dem viel größeren Boot, wie mittlerweile Überlebende der Tragödie bestätigten. Der Kapitän des portugiesischen Schiffes "King Jacob" hatte eine Kollision mit dem Flüchtlingsboot allerdings dementiert. Die Aussagen werden jetzt von der Staatsanwaltschaft von Palermo überprüft, die die Ursachen der jüngsten Flüchtlingstragödie ermittelt.
Kapitän: "Habe mich versteckt"
"Ich wollte nicht, dass die Besatzung der 'King Jacob' mich am Steuer entdeckt. Deswegen habe ich mich versteckt und bin zu nahe an das Frachtschiff geraten. Dann sind wir zusammengestoßen", sprach auch der Schlepper-Kapitän laut der italienischen Tageszeitung "La Stampa" von einer Kollision. In diesem Moment seien alle Passagiere auf eine Seite gelaufen, wird Malek in dem Bericht zitiert.
Durch die Wucht des Zusammenpralls und die Verlagerung des Gewichts sei das Schiff umgekippt, dann sei Panik ausgebrochen. "Die Menschen, die unter Deck waren, haben nur den Aufprall gehört und wollten raus. Andere auf der Brücke sind sofort ins Wasser gestürzt. Dann hat sich das Schiff immer mehr zur Seite geneigt und ist schließlich gekentert", beschrieb der Schlepper-Kapitän die letzten Minuten vor dem Unglück.
Überlebende erkannten Kapitän und Besatzungsmitglied
Nach der Ankunft der Überlebenden wurden die beiden Schlepper am Dienstag festgenommen. Der tunesische Kapitän und der syrische Seemann Mahmud Bikhit seien von Überlebenden erkannt worden, bestätigte Staatsanwalt Giovanni Salvi. Die beiden Männer sollen noch am Dienstag dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.
Die anderen Überlebenden wurden in ein Auffanglager nahe Catania gebracht, berichteten italienische Medien. Vier Minderjährige wurden in eine Einrichtung für junge Flüchtlinge eingeliefert. Der 28. Überlebende des Unglücks vom Wochenende war wegen seines schlechten Gesundheitszustands schon früher nach Catania gebracht und dort ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.