Zweifel am Erfolg

Massenmarkt oder Nische? Ultrabook-Zukunft ungewiss

Elektronik
12.01.2012 10:38
Apple hat zwar auf der weltgrößten Technikmesse CES keinen Stand, trotzdem schwebt der Geist von Steve Jobs über den Messehallen: Bei etlichen Produkten haben sich die Hersteller von den Schöpfungen des verstorbenen Technik-Visionärs inspirieren lassen. Ein besonders deutliches Beispiel dafür sind die Ultrabooks: Die flachen Rechner erinnern sehr an das MacBook Air. Sie sollen den PC-Herstellern helfen, die Einbußen durch den Tablet-Boom auszugleichen. Ob das tatsächlich gelingen wird, vermag derzeit aber keiner so recht zu sagen.

Als Ultrabooks definiert Intel flache Geräte mit mindestens fünf Stunden Akkulaufzeit, die dank einer SSD-Festplatte innerhalb weniger Sekunden starten. An Bord muss ein Intel-Prozessor aus der zweiten Generation der Core-Reihe mit integrierter Grafik-Einheit sein. Das Gewicht darf höchstens 1,4 Kilogramm betragen. Die maximale Bauhöhe hängt von der Größe des Bildschirms ab: Ultrabooks bis 14 Zoll sollen höchstens 1,8 Zentimeter dick sein, größere Geräte höchstens 2,1 Zentimeter. Der Begriff ist markenrechtlich geschützt, allerdings vergibt Intel zurzeit keine Sticker, mit denen die Hersteller ihre Ultrabooks als solche kennzeichnen können.

Neu ist diese Gerätekategorie allerdings nicht. Apple stellte bereits im Jänner 2008 sein MacBook Air vor, damals beworben als "dünnstes Notebook der Welt". Trotz seines nicht gerade niedrigen Preises von derzeit 950 Euro verkauft sich das Gerät gut. Auch Tablet-Computer machen den klassischen Notebooks immer mehr Konkurrenz, vor allem das in diesem Markt dominante iPad. Wer einen solchen Flachmann auf Reisen mitnimmt oder damit auf der Couch surft, verzichtet zwar vielleicht nicht komplett auf einen PC, kauft sich aber seltener einen neuen.

"Intel hat höchstes Interesse daran, der Konkurrenz durch das iPad und Android-Tablets den Wind aus den Segeln zu nehmen", sagt der Analyst Rüdiger Spies von IDC - bei mobilen Geräten ist die Intel-Plattform bisher kaum vertreten. Die Aufholjagd lässt sich der Konzern einiges kosten: Er legte einen Fonds auf, der mit 300 Millionen Dollar (236 Millionen Euro) die Entwicklung von Design und Komponenten vorantreiben soll.

Hersteller setzen Hoffnung in Ultrabooks
Auch die PC-Hersteller setzen Hoffnung in die Intel-Schöpfung. Der Absatz ist im vergangenen Jahr um nur 3,8 Prozent gewachsen, weitaus weniger als noch vor einigen Jahren. Und die Gewinnmargen sind schon seit langem extrem niedrig. "Auf dem Notebook-Markt herrscht ein brutaler Verdrängungswettbewerb. Die Hersteller sind gezwungen, auch kleine Marktanteile mitzunehmen", sagt Spies. Ultrabooks seien für viele Käufer "coole Geräte" - auf dieses Segment dürfe kein Anbieter verzichten.

Im Laufe des Jahres kommen 75 Ultrabooks heraus, schätzt Intel. Ob die Geräte es in den Massenmarkt schaffen oder trotz der Modell-Vielfalt in der Nische bleiben, ist offen. Der taiwanesische Hersteller Acer ist vom Erfolg überzeugt: "Das Ultrabook ist mehr als nur eine neue Produktkategorie", sagte Acer-Präsident Jim Wong auf der CES. "Es ist ein neuer Trend, der mobile PCs zum Mainstream werden lässt."

Zweifel am Erfolg
Andere sind da skeptischer. "Wir sind der festen Überzeugung, dass es für Ultrabooks ein großes Potenzial gibt", sagte Toshiba-Manager Gabriel Willigens. Dies werde sich aber auf kleinere Formfaktoren beschränken. "Ich denke kaum, dass sich 15-Zoll-Ultrabooks behaupten werden." Die traditionellen Notebooks hätten daher weiter ihre Berechtigung. Einen Marktanteil von 40 Prozent, wie von Intel einmal geschätzt, werde die neue Kategorie aber kaum erreichen.

Eine wichtige Rolle dürfte der Preis spielen. "Wir sind beim Ultrabook mit Preisen um die 1.000 Dollar gestartet, aber es sollte viel billiger werden", sagte Intel-Manager Mooly Eden. "Jeder soll sich ein Ultrabook leisten können." Zudem will Intel bei künftigen Gerätegenerationen mit neuen Funktionen locken. "Wir entwickeln das Ultrabook Schritt für Schritt weiter", betonte Eden. Künftig können die Geräte statt einer Tastatur ein zweites Touch-Display bekommen. Zudem will der Chip-Riese eine Spracherkennung auf die Geräte bringen und kooperiert dafür mit dem Software-Spezialisten Nuance (siehe Infobox).

Werden die Verbraucher die in Las Vegas so hoch gelobten Ultrabooks annehmen? Zumindest was den Erfolg im Massenmarkt angeht, sind die Experten beim britischen Marktforschungsunternehmen Ovum skeptisch: "Es ist in keiner Weise garantiert, dass das große Angebot an Ultrabooks sich bis Ende des Jahres auch in nennenswerten Marktanteilen niederschlagen wird."

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