"TrueNorth"

IBM enthüllt Super-Chip mit künstlichem Gehirn

Elektronik
08.08.2014 09:49
Zehn Jahre lang hat ein 200 Personen starkes Forschungsteam des US-amerikanischen IT-Konzerns IBM an einem Computerchip geforscht, der wie das menschliche Gehirn funktionieren soll. Jetzt haben die Entwickler ein fertiges Produkt präsentiert: den Prozessor "TrueNorth", der die IT in den kommenden Jahren revolutionieren könnte.

"Es ist ein Supercomputer von der Größe einer Briefmarke, mit dem Gewicht einer Feder und dem Stromverbrauch eines Hörgeräts", sagt IBM-Chefentwickler Dharmendra Modha. Die große Besonderheit des neuen IBM-Chips sei, dass er im Gegensatz zu aktuellen Prozessoren mehrere Arbeitsschritte parallel abarbeiten könne, berichtet das IT-Branchenportal "Golem".

Chip soll fühlen, schmecken und hören können
Der Chip besteht aus 4.096 einzelnen Rechenkernen mit 100.000 Bit Speicherleistung. Eine Million künstliche Neuronen und 256 Millionen synthetische Synapsen sind ebenfalls an Bord. Damit soll der Chip in einer Sekunde 46 Milliarden synaptische Rechenoperationen durchführen und auch das menschliche Fühlen, Schmecken und Hören nachahmen können.

Der Stromverbrauch ist mit 70 Milliwatt so gering, dass der Chip schon jetzt von einem Smartphone-Akku angetrieben werden könnte. Die Verwendung in Mobilgeräten scheint da nur eine Frage der Zeit. Das hat IBM auch so im Sinn. Der Chip könnte in Datenbrillen eingesetzt werden, um Sehbehinderten bei der Orientierung zu helfen. Im Hightech-Fieberthermometer könnte er künftig Krankheiten "erschnüffeln".

Vom US-Verteidigungsministerium gefördert
Und auch als Herzstück von Robotern bietet er ungeahnte Möglichkeiten. Laut IBM könnte man mit "TrueNorth" Roboter konstruieren, die bei Katastrophen nach Vermissten suchen. Dass das Forschungsprojekt zum Chip mit 53 Millionen Dollar vom US-Verteidigungsministerium gefördert wurde, lässt freilich auch einen militärischen Einsatz naheliegend erscheinen.

Noch gibt es keine Software für "TrueNorth" und auch keine Geräte, die den Chip einsetzen. Eine Softwareumgebung namens SyNAPSE hat IBM jedoch bereits enthüllt. Jetzt hofft das Unternehmen darauf, dass sich die IT-Industrie mit dem neuen Chip beschäftigt und Anwendungsszenarien für ihn entwickelt. "Wir haben das Unmögliche möglich gemacht. Jetzt hoffen wir, dass das Mögliche schon bald zur Realität wird", sagt IBM-Forscher Modha.

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