Marcus könnte diese künftig so erweitern, dass Facebook-Nutzer darüber auch Konzerttickets kaufen oder einen Tisch im Restaurant reservieren können, wie Analyst Brian Blau von der Beratungsfirma Gartner sagte. "Angesichts seiner Expertise in den Bereichen E-Commerce und Zahlungsverkehr ist es naheliegend, dass er viele dieser Dinge bei Facebook einführen wird."
Internetkonzerne wie Google, Amazon oder eBay machen Banken bereits seit einiger Zeit im Zahlungsverkehr Konkurrenz. Bisher bieten die Konzerne ihren Kunden vor allem Dienste an, mit denen sie im Internet bezahlen können - und verlängern damit quasi ihre Wertschöpfungskette. Künftig könnten sie nach Einschätzung von Experten jedoch auch in andere Bereiche des Bankgeschäfts vordringen.
Marcus will sich "Hände wieder schmutzig machen"
Im Gegensatz zu eBay oder Amazon ist es Facebook bisher nicht gelungen, E-Commerce-Angebote in großem Stil auf seiner Seite zu integrieren. Dies könnte sich nach der Verpflichtung von Marcus jedoch ändern. "Ich freue mich darauf, meine Hände wieder schmutzig zu machen und etwas Neues und Bedeutendes in großem Ausmaß auf die Beine zu stellen", erklärte er auf seiner LinkedIn-Seite.
Er habe sich für den Wechsel zu Facebook entschieden, nachdem er sich mit Firmenchef Mark Zuckerberg über "überwältigende Visionen bei mobilen Messenger-Diensten" ausgetauscht habe. Laut der "Financial Times" hat Facebook außerdem eine Banklizenz in Irland beantragt, womit der Konzern Bankdienstleistungen vermutlich in ganz Europa anbieten könnte.
Bei Banken, die im Zahlungsverkehr schon seit einiger Zeit die Konkurrenz von branchenfremden Wettbewerbern zu spüren bekommen, dürften die Sorgen nun größer werden. Bereits bei PayPal hat der Manager die Entwicklung eines Unternehmens vorangetrieben, das innerhalb kurzer Zeit zum Marktführer im E-Commerce aufgestiegen ist. Allein in Deutschland werden laut Schätzung der Unternehmensberatung Bain ein Viertel aller Interneteinkäufe über die eBay-Tochter bezahlt. Weltweit hat PayPal 148 Millionen aktive Nutzer.
Abgang nach zwei Jahren bei PayPal
Marcus hatte bei PayPal seit zwei Jahren das Sagen und das Geschäft zuletzt stark auf Angebote für Mobilgeräte ausgedehnt. In den Bereich drängt auch Facebook immer stärker und hofft auf steigende Einnahmen durch Werbung auf Smartphones und Tablets. Um seinen Messenger-Dienst voranzubringen, hat Facebook jüngst für 19 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) den aufstrebenden Konkurrenten WhatsApp übernommen. Über das weltgrößte soziale Netzwerk werden täglich rund zwölf Milliarden Nachrichten versendet, die mobile Messenger-App hat mehr als 200 Millionen Nutzer. Für beides werde Marcus künftig zuständig sein, sagte eine Facebook-Sprecherin, jedoch nicht für WhatsApp.
Rückschlag für eBay
Für eBay ist der am Montagabend angekündigte Abgang von Marcus Investoren zufolge ein Rückschlag. eBay-Chef John Donahoe erklärte zwar umgehend, Marcus hinterlasse ein starkes Management-Team und die für 2015 gesteckten Ziele seien nicht in Gefahr. eBay-Aktien gaben in den USA nachbörslich dennoch rund zwei Prozent nach, in Frankfurt verloren eBay-Papiere am Dienstag knapp Prozent.
PayPal ist eine zentrale Stütze von eBay, auch wenn die Tochter das Geschäft des US-Konzern zuletzt nicht so stark antrieb wie erwartet. Großinvestor Carl Icahn hatte unlängst seine Forderung zurückgezogen, PayPal von eBay abzuspalten und zu verkaufen oder an die Börse zu bringen.
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