Digitaler Untergrund

Website sammelt Kopfgeld für Morde an Politikern

Web
20.11.2013 13:06
Im digitalen Untergrund des TOR-Netzwerks gibt es seit Kurzem eine neue Website: den "Assassination Market". Dabei handelt es sich um eine Internetpräsenz mit einem zutiefst bedenklichen Zweck. Die Seite versteht sich nämlich als Crowdfunding-Portal für Auftragsmorde. Nutzer können dort Bitcoins einzahlen, die beim erfolgreichen Mord an einer ungeliebten Person ausgezahlt werden. Ganz oben auf der Abschussliste: der Chef der US-Notenbank Fed.

Gut 124 Bitcoins hoch ist das Kopfgeld, das der digitale Untergrund im nur über das Anonymisierungsnetzwerk TOR zugänglichen Deep Web auf Ben Bernanke, den Chef der US-Notenbank Fed, ausgesetzt hat. Bei einem aktuellen Bitcoin-Kurs von 414,7 Euro für einen Bitcoin sind das immerhin rund 51.400 Euro. Ausgeschüttet wird das gesammelte Kopfgeld dem Wirtschaftsnachrichtenportal "Forbes" zufolge an den Ersten, der beweisen kann, dass er den in Auftrag gegebenen Mord durchgeführt hat.

Kopfgelder auf Obama und NSA-Boss ausgesetzt
Seit vier Monaten wird auf der Website bereits Geld für Morde gesammelt. Neben Bernanke finden sich auch Barack Obama und NSA-Chef Keith Alexander auf der Abschussliste. Ein Mord an Obama brächte dem Schützen derzeit 40 Bitcoins, der NSA-Chef ist der Benutzerschar des Portals zehn Bitcoins wert.

Bewiesen werden sollen die Auftragsmorde, indem die potenziellen Killer vor ihrer Tat auf der Website eine Nachricht mit dem geplanten Tatzeitpunkt sowie einen Bitcoin im Kopfgeld-Topf hinterlassen. Tritt der Tod einer Zielperson dann tatsächlich ein und der zuvor angekündigte Tatzeitpunkt stimmt, erhält der Killer die gesammelten Bitcoins. Ein Prozent der Summe behält der Betreiber der Website selbst.

Betreiber will sich an der NSA rächen
Betrieben wird die Website von einem Mann, der unter dem Pseudonym Kuwabatake Sanjuro agiert – eine Anspielung auf einen Protagonisten aus Akira Kurosawas Samurai-Streifen "Yojimbo". Von "Forbes" mit der Frage konfrontiert, warum er das Auftragsmord-Portal ins Leben gerufen hat, behauptet Sanjuro, es sei seine Reaktion auf die in den vergangenen Wochen bekannt gewordenen Späh-Affären der NSA.

"Ich lebe ein komfortables, aber eher spartanisches Leben. Und die einzige Sache, die mich wirklich schmerzt, sind die zunehmenden Attacken auf die Freiheiten, die ich in meinem täglichen Leben genieße, vor allem meine persönliche Privatsphäre", so Sanjuro. Es gehe ihm bei der Website nicht um Reichtum, sondern nur darum, sie zu einem Erfolg werden zu lassen. "Und dafür brauche ich tote Politiker", so der Untergrundaktivist.

Abgrundtiefer Hass gegen Politiker
Dabei hat der anonyme Betreiber der Website recht genaue Vorstellungen davon, welche Personen auf seiner Seite zum Abschuss freigegeben werden sollen. Sanjuro akzeptiere nämlich nur Ziele, "die Gewalt gegen andere Menschen angewandt haben. Genauer gesagt, nur Leute, die außer Reichweite des Gesetzes sind, weil es untergraben und korrumpiert ist, und deren Opfer keine andere Möglichkeit als die anonyme Rache haben."

Der tiefe Hass gegen Politiker äußert sich auch in anderen Sagern des Websitebetreibers. "Nachdem ich eine Woche lang jedes Mal, wenn ich die Zeitung öffnete oder den Fernseher einschaltete, gemurmelt habe: 'Sie müssen alle sterben', beschloss ich, dass etwas getan werden muss", so Sanjuro. "Assassination Market" sei sein Beitrag für diese Sache.

Ermittlungen im Deep Web schwierig
Ob die Behörden bereits gegen Sanjuro ermitteln, ist nicht bekannt, aber gut denkbar. Erst vor einigen Wochen gelang der US-Bundespolizei FBI ein Schlag gegen eine andere Website des digitalen Untergrunds im TOR-Netzwerk. Damals forschten Ermittler den mutmaßlichen Betreiber des digitalen Schwarzmarkts "Silk Road" aus und nahmen ihn fest (siehe Infobox). Und auch einige Benutzer des für den Drogenhandel genutzten Umschlagplatzes wurden bereits inhaftiert.

Leicht haben es die Behörden mit den Nutzern des Deep Web allerdings nicht. Es handelt sich zumeist um vorsichtige Personen, die darauf achten, bei ihren Taten anonym zu bleiben. Das ist auch der Grund, wieso sie für Websites wie den "Assassination Market" das Anonymisierungsnetzwerk TOR verwenden, bei dem jeglicher Datenverkehr über zahlreiche Knoten umgeleitet wird, sodass am Ende nicht mehr nachvollziehbar ist, woher der Besucher einer Website tatsächlich kam. Hinzu kommt, dass die Websites im Deep Web nur über kryptische Internetadressen zugänglich sind und die digitale Währung Bitcoin den Ruf genießt, weitgehend anonyme Geldübergaben zu ermöglichen.

Sanjuro selbst ist jedenfalls zuversichtlich, nicht erwischt zu werden. "Ich bin ein Crypto-Anarchist", sagt er. Er glaube an die Macht der Verschlüsselung und Anonymisierung – und an eine strahlende Zukunft für den digitalen Untergrund. Zudem seien "Maßnahmen in Kraft, um eine Verhaftung zu verhindern". Welche das sind, halte er aber naturgemäß geheim.

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