Nach NSA-Skandal

US-Regierung will Kontrolle über ICANN aufgeben

Web
17.03.2014 09:16
Die US-Regierung will nach dem NSA-Skandal die Kontrolle über die unter anderem für die Vergabe von Domains zuständige Internet-Verwaltungsorganisation ICANN aufgeben. Mit allen Beteiligten solle ein Plan für den Übergang der Aufsicht ausgearbeitet werden, erklärte das US-Handelsministerium.

Der Startschuss dafür solle bereits bei der ICANN-Konferenz in Singapur Ende März fallen, kündigte die Internet-Organisation an. Regierungen, die Privatwirtschaft und die Öffentlichkeit seien zur Teilnahme an dem Prozess eingeladen, erklärte ICANN-Chef Fadi Chehade. Eine neue internationale Struktur solle bis September 2015 stehen, wenn der aktuelle Vertrag mit der US-Regierung ausläuft.

ICANN ist für Domainvergabe zuständig
Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) ist unter anderem für die Vergabe der übergeordneten Domainnamen wie .com zuständig. Das US-Handelsministerium hatte seit der ICANN-Gründung 1998 die Aufsicht über die Organisation. Schon seit längerer Zeit gab es Forderungen, dies zu ändern.

Ein Vorstoß Russlands und Chinas für stärkeren staatlichen Einfluss war noch 2012 unter anderem nach Druck der Internet-Wirtschaft abgewehrt worden. Nach dem Skandal um ausufernde Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA forderte jüngst aber auch die EU-Kommission eine Neuordnung der ICANN-Aufsicht. Die US-Regierung betonte jetzt, es sei von Beginn an geplant gewesen, dass ihre Aufseherrolle zeitlich beschränkt sein werde.

In früheren Jahren wurde die US-Aufsicht über die ICANN oft als eine Garantie für die Freiheit im Netz gesehen. Unter anderem Internet-Konzerne wie Google warnten vor einer staatlichen Kontrolle über das Internet.

Europas Telekom-Branche fordert Offenheit und Transparenz
Auch nach der Ankündigung von Freitag gab es mahnende Stimmen. So betonte der Präsident des Verbandes europäischer Telekom-Unternehmen ETNO, Luigi Gambardella, es müsse ein offener und transparenter Prozess mit Einbindung aller Beteiligten sein.

Der konservative frühere US-Parlamentssprecher Newt Gingrich äußerte sich klar kritisch. "Wer ist diese globale Internet-Community, der Obama das Internet übergeben will? Damit riskieren wir, dass ausländische Diktaturen das Internet prägen werden", schrieb er beim Kurznachrichtendienst Twitter.

EU-Kommission verspricht intensive Mitarbeit
Die für Digital-Politik zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes zeigte sich hingegen zufrieden. Dies sei schon lange ein politisches Ziel der EU gewesen. Die Kommission werde eng an der Übergangslösung mitarbeiten.

Zu den Aufgaben der ICANN gehört, für die Funktionsfähigkeit des Internets zu sorgen und den technischen Rahmen für das Netz festzulegen. Zuletzt organisierte sie unter anderem den Übergang zur neuen Version des Internet-Protokolls IPv6.

Ein umstrittener Schritt war die Entscheidung zur Einführung Hunderter neuer übergeordneter Adressenendungen wie Städtenamen oder sogar ".hello". So wurde kritisiert, dies bringe vor allem Unternehmen hohe Kosten für die Anmeldung neuer Adressen.

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