"Geräusch-Alarm"

Tunnel bekommen “Ohren” für mehr Sicherheit

Wissenschaft
22.08.2014 08:14
Ein akustisches Überwachungssystem soll künftig die Sicherheit in österreichischen Tunnelröhren erhöhen: Es erkennt Unfallgeräusche und löst in der Folge einen Alarm aus. Das akustische Tunnelmonitoring (AKUT) soll sukzessive in 32 Tunnel eingebaut werden, kündigten Vertreter der Asfinag und der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research am Donnerstag in Alpbach an.

Reifenplatzer, der Aufprall eines Fahrzeugs gegen die Tunnelwand oder der Zusammenprall zweier Fahrzeuge sind praktisch immer von charakteristischen Geräuschen begleitet. Deshalb sind seit 2012 im 2,7 Kilometer langen Kirchdorftunnel auf der Brucker Schnellstraße (S35) 49 Mikrofone in regelmäßigen Abständen montiert worden, die das akustische Geschehen im Tunnel überwachen. Alle aufgenommenen Geräusche landen in einer Datenbank. Die entwickelte Analyse-Software könne "gutartige" akustische Signale wie Rollgeräusche von "kritischen" Geräuschen durch spezielle Erkennungsalgorithmen unterscheiden und im Notfall Alarm auslösen, schilderte Projektleiter Franz Graf von Joanneum Research.

Unfälle werden schneller erkannt
Das international einzigartige akustische Sensor- und Geräuschanalysesystem ist wiederum an die Asfinag-Überwachungszentrale angebunden. Bei Alarm wird auch die dem detektierten Geräusch nächste Videokamera im Tunnel automatisch aktiviert, und die Mitarbeiter in der Zentrale können sofort reagieren. Laut den Experten habe das System im Testbetrieb kritische Ereignisse um bis zu zweieinhalb Minuten schneller erkannt, als dies über ebenfalls vorhandene Videoanlagen erfolgte. Die Reaktionszeit lag damit unter einer Sekunde. "Der bisherige Einsatz hat gezeigt, dass Unfälle immer zuerst durch dieses akustische Tunnelmonitoring erkannt wurden", betonte Asfinag-Vorstand Alois Schedl.

Funktioniert auch bei schlechter Sicht
Gezeigt habe sich außerdem, dass das akustische Monitoring auch im Falle von starker Rauchentwicklung bei Bränden im Tunnel wirksam sei und so unter anderem eingeschlossene Personen lokalisiert werden können, die am Videobild gar nicht sichtbar seien. Über Speziallautsprecher konnten die Asfinag-Mitarbeiter oder Einsatzleiter von Polizei, Rettung und Feuerwehr mit den Personen und Einsatzkräften im Tunnel kommunizieren.

"Das System ist ein weiterer Schritt für uns zu noch mehr Sicherheit in den Tunnelanlagen", resümierte Asfinag-Geschäftsführer Rainer Kienreich. Die Asfinag will vorerst 32 ihrer rund 150 Tunnel im Autobahnnetz auf diese Weise ausrüsten. So werde das System im Herbst 2015 im Bosruck-Tunnel (A9) aktiviert, dann folgen vier Tunnel bei der Nordumfahrung Klagenfurt sowie die neuen Tunnelanlagen auf der Mühlviertler Schnellstraße (S10). Bis 2019 sollen unter anderem Arlberg- und Karawanken- sowie Gleinalmtunnel (Bild) folgen. Die Kosten belaufen sich auf knapp 16 Millionen Euro.

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