Bei Polizei & Armee

Tod auf Knopfdruck: Wie Roboter das Kämpfen ändern

Elektronik
13.07.2016 14:10

Nachdem er fünf Polizisten getötet hatte, wurde der Scharfschütze von Dallas mit einem sprengstoffbeladenen Roboter zur Strecke gebracht. Es war für die US-Polizei der erste Einsatz eines solchen Geräts zur Eliminierung eines Verbrechers, es dürfte aber nicht der letzte gewesen sein. Roboter verändern die Art, wie Menschen töten - und schaffen damit neue Risiken.

Im Kampf hat Töten aus der Distanz immer schon Vorteile für jene Partei gebracht, die etwas davon verstand, berichtet die britische TV-Anstalt BBC. So wie die Polizei von Dallas den Roboter verwendete, um beim Ausschalten des Heckenschützen keine Polizisten in Gefahr zu bringen, nutzten mittelalterliche Armeen Bogenschützen zur gefahrlosen Dezimierung ihrer Feinde und im zweiten Weltkrieg die Nazis V1- und V2-Raketen für fatale Angriffe auf britische Städte.

Tausende Kämpfer per Drohne getötet
In jüngerer Vergangenheit spielten Drohnen eine große Rolle in der Kriegsführung. Afghanistan, Irak, Syrien: Die US-Streitkräfte haben in den letzten Jahren immer öfter auf Drohnen zurückgegriffen, um Ziele auszuschalten. Seit 2009 sollen bei solchen Drohnenattacken mehr als 2500 gegnerische Kämpfer getötet worden sein - und mehr als 100 Zivilisten. Dabei handelt es sich um die offizielle US-Schätzung, Drohnen-Kritiker sprechen von weit höheren Opferzahlen.

Sinkt durch Roboter die Tötungs-Hemmschwelle?
Das Töten aus der Distanz per Drohne verleiht militärischen Konflikten, aber seit Dallas eben auch der Polizeiarbeit, einen neuen gefährlichen Aspekt. Dass Armeen und die Polizei ihre Kämpfer nicht in Gefahr bringen wollen, ist zwar nachvollziehbar, verändert aber auch die Natur von militärischen oder polizeilichen Operationen. Das geringere Risiko für die eigenen Männer könnte zumindest teilweise dazu führen, dass die Hemmschwelle für den Einsatz tödlicher Gewalt sinkt.

Roboter können längst auch Bodenkampf
Und dazu tragen nicht nur Drohnen bei, sondern auch die immer zahlreicher werdenden Roboter für den Bodenkampf. Sie kommen zunehmend als Ergänzung oder Ersatz für menschliches Personal zum Einsatz - beispielsweise an der innerkoreanischen Grenze. Dort hat Südkorea seit Jahren Selbstschussanlagen mit bis zu vier Kilometern Reichweite und Maschinenkanonen, die einen Lastwagen stoppen können, im Einsatz. Und es gibt auch mobile Killer-Roboter - etwa den russischen Uran-9-Kampfroboter, der aussieht wie ein Mini-Panzer und angeblich in Syrien eingesetzt wurde.

Das letzte Wort hat im Moment der Mensch
Eines haben all diese Geräte bislang gemeinsam: Das letzte Wort vor dem Waffeneinsatz hat der Mensch. Entdeckt ein koreanisches Grenzschutz-Geschütz mit seiner Wärmebildkamera einen nahenden Menschen, alarmiert es die Zentrale und wartet auf den Schussbefehl. US-Drohnen, die in Afghanistan oder im Irak Terroristen jagen, werden von Soldaten ferngesteuert. Der Tötungs-Roboter der Polizisten in Dallas wurde ebenfalls von weitem gelenkt, Marschflugkörper erhalten ihre Ziele von Menschen. Was aber, wenn die Maschine selbst entscheidet, wer ihr nächstes Opfer wird?

Ethische Fragen durch autonomes Töten
Diese Frage beschäftigt Informatiker und Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Wenn Autos bald von selbst fahren können, könnten theoretisch auch Kampfroboter selbst auf Basis ihrer Programmierung zwischen Freund und Feind unterscheiden und Zielpersonen ausschalten. Das wirft aber tiefgehende ethische Fragen auf. Ebenso wie ein Robo-Auto im Zweifel entscheiden müsste, ob es im Fall eines unvermeidlichen Unfalls lieber zwei Pensionisten oder ein Kleinkind überfährt, müssten autonome Kampfroboter Abwägungen zur Vermeidung ziviler Opfer treffen. Keine leichte Aufgabe.

Was, wenn ein Kampfroboter gehackt wird?
Hinzu kommt: Alles, was vernetzt ist, kann theoretisch gehackt werden. Also auch Kampfroboter. Und das macht die Geräte, die eigentlich das Leben von Soldaten oder Polizisten schützen sollten, automatisch auch zu einer potenziellen Gefahr für sie. Und diese Gefahr wird größer, je tödlicher ein Waffensystem ist. Die Chancen mit den potenziellen Risiken automatischer Waffensystem abzuwägen und das Risiko für Unbeteiligte möglichst gering zu halten, muss für Polizei und Armee Priorität haben - die Zukunft naht nämlich schneller, als viele glauben. Der Sprengstoff-Roboter von Dallas war nur der Anfang.

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