Beweissuche

Scheidungsanwälte schnüffeln gerne auf Facebook

Web
30.06.2010 11:38
Wer sich gerade inmitten eines Scheidungsverfahrens befindet, sollte besser darauf achten, was er in sozialen Netzwerken von sich gibt. Denn laut einer Umfrage haben 81 Prozent der Mitglieder eines amerikanischen Verbands für Scheidungsanwälte binnen der letzten fünf Jahre schon einmal Beweise gesichtet oder genutzt, die sie auf Facebook, MySpace, Twitter und anderen sozialen Netzwerke gefunden haben.

"Oh, ich hatte schon ein paar lustige Fälle", sagte Linda Lea Viken gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Der Präsidentin des 1.600 Anwälte zählenden Verbands zufolge ist die Beweissuche in sozialen Netzwerken mittlerweile üblich. Am häufigsten gestöbert wird auf Facebook: 66 Prozent der Anwälte haben hier bereits Hinweise gefunden, "um die virtuelle Realität in ein ganz reales Scheidungsdrama zu verwandeln". Mit 15 Prozent abgeschlagen auf Platz zwei landet MySpace, gefolgt von Twitter mit fünf Prozent.

"Wir sagen unseren Klienten bereits wenn sie bei der Tür hereinkommen, dass wir ihr Facebook-Profil sehen wollen, und ermahnen sie, nichts zu schreiben, von dem sie nicht wollen, dass der Richter es liest", so Viken. Dabei sind es oftmals gar nicht die eindeutig zweideutigen Bilder mit der neuen Liebschaft, die während eines Scheidungsverfahrens für Komplikationen sorgen können.

Viken erinnert sich etwa an den Fall eines Mannes, der das alleinige Sorgerecht für seinen Sohn erstreiten wollte, im Internet seinen persönlichen Status jedoch mit "kinderlos" angab. In einem anderen Sorgerechtsstreit behauptete ein Mann, dass seine Ex-Frau sich nicht um das gemeinsame Kind kümmere und stattdessen auf Facebook lieber "Farmville" spiele, was über die Website exakt mit Zeitangaben belegt werden konnte.

"Du findest Informationen, die du normalerweise gar nicht bekommen würdest", schwört auch Anwalt Leslie Matthews auf die Beweissuche in sozialen Netzwerken. "Die Leute plappern ohne Unterlass in Facebook, geben im Verfahren aber vollkommen Gegensätzliches an", kritisiert er das fehlende Sicherheitsbewusstsein der Internetnutzer.

Damit sich das Online-Leben nicht plötzlich negativ auf das Scheidungsverfahren auswirkt, gibt der amerikanische Verband für Scheidungsanwälte seinen Klienten bereits Ratschläge. Einer lautet: "Die privaten Sicherheitseinstellungen heißen aus gutem Grund so. Finde sie, lerne sie kennen und nutze sie. Und bleib auf dem Laufenden, wenn Facebook die Einstellungen ändert."

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