Prozess in Wien

Nokia-Manager zweigten über eine Million Euro ab

Österreich
11.04.2014 08:45
Wegen Untreue sind am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht zwei ehemalige ranghohe Manager des Handyherstellers Nokia rechtskräftig verurteilt worden. Sie hatten zwischen März 2011 und Mai 2012 mittels Scheinrechnungen über eine Million Euro abgezweigt und mithilfe eines libanesischen Geschäftsmanns auf eine Bank in Beirut transferiert.

Als Motivation führten die 34 und 38 Jahre alten Männer vor dem Schöffensenat ihre Erlebnisse in Osteuropa ins Treffen. Als sie bei Nokia Karriere machten, hätten sie dort "gewisse Gepflogenheiten" erlebt. Es habe einen "relativ lockeren Umgang mit bestimmten Dingen" gegeben. "Es war zu erkennen, dass sich gewisse Leute bei Nokia mit Geschäftspartnern bereichern. Es war so, wie man es sich in schlechten Filmen über Osteuropa vorstellt", sagte der 38-Jährige.

Nokia-Mitarbeiter hätten Aktivitäten verrechnet, für die es keine Belege gab, sich mit Kunden auf Firmenkosten "in Etablissements vergnügt", gingen die Angeklagten ins Detail. Als sie das der Firmenleitung meldeten, habe es keine Konsequenzen gegeben, "außer dass sich einige ans Bein gepinkelt gefühlt haben". Während einer Dienstreise nach Warschau hätten sie sich daher "hypothetisch überlegt, was wäre, wenn wir uns auch bedienen würden".

Mittels Scheinrechnungen 1,08 Millionen Euro abgezweigt
Mithilfe eines im Libanon agierenden Geschäftsmanns, der früher selbst bei Nokia gearbeitet hatte, wurde aus der Hypothese schließlich Realität. Der Komplize reichte bei Agenturen, die als Nokia-Subunternehmen tätig waren, Scheinrechnungen ein, wobei er Leistungen darstellte und oberflächlich dokumentierte, die in Wahrheit niemals erbracht wurden. Diese Rechnungen wurden an Nokia weitergeleitet, wo sie auf dem Schreibtisch des angeklagten 34-Jährigen landeten, der sie abzeichnete und die Auszahlung und Überweisung der Gelder in den Libanon veranlasste. Die Beute wurde unter den drei Beteiligten aufgeteilt.

"Sehr gefrustet gewesen"
Der 34-Jährige betonte, er habe das Ganze finanziell nicht nötig gehabt, sei aber "sehr gefrustet gewesen". Seine Hinweise auf korruptes Treiben im osteuropäischen Raum habe man bei Nokia nämlich "als jugendlichen Trieb, korrekt zu sein, abgetan". Er habe sich "vom Management im Stich gelassen gefühlt." Als sich auch noch seine Frau von ihm trennte, habe er sich "entschlossen, diese Gepflogenheiten zu übernehmen". Von der ihm zugeflossenen Beute - rund 320.000 Euro - habe er lediglich 22.000 Euro ausgegeben: "Wie gesagt, ich brauchte das Geld nicht. Ich hab' es teilweise gespendet."

"Ich weiß nicht, wieso ich mich dazu verleiten habe lassen. Es war sehr blöd. Ich kann es nicht anders formulieren", erklärte der Zweitangeklagte. Auch er habe von seinem Anteil nur 30.000 Euro verbraucht: "Ich hab' ja gut verdient."

Angeklagte machten Schaden wieder gut
Als die Machenschaften firmenintern aufflogen, erklärten sich die beiden zur umgehenden Schadensgutmachung bereit. Da der Dritte im Bunde - dieser befindet sich nach wie vor im Libanon und ist für die Justiz nicht greifbar - sich daran nicht beteiligen wollte, übernahm der 38-Jährige seinen Anteil und zahlte Nokia insgesamt 800.000 Euro zurück.

Dass Nokia am Ende kein Schaden entstanden ist - die beiden Angeklagten bezahlten sogar ihnen vom Konzern in Rechnung gestellte "Aufarbeitungskosten" von 100.000 Euro - war bei der Strafbemessung mildernd: Die mittlerweile bei zwei anderen bekannten Konzernen beschäftigten Manager erhielten je 22 Monate auf Bewährung und unbedingte Geldstrafen. Der 34-Jährige muss 9.480 Euro bezahlen, der 38-Jährige 5.400 Euro.

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