Mit Radiowanzen

NSA zapft selbst Computer an, die offline sind

Elektronik
15.01.2014 09:53
Beunruhigende Neuigkeiten im NSA-Abhörskandal: Wie nun bekannt wurde, hört der US-Geheimdienst selbst Computer ab, die nicht mit dem Internet verbunden sind. Dazu werden offenbar Radiowanzen in USB-Geräte und PC-Komponenten eingeschleust, die an nicht mit dem Internet verbundenen Rechnern eingesetzt werden. Von der Abhöraktion betroffen seien unter anderem chinesisches und russisches Militär, aber auch Handelsorganisationen, heißt es.

Aufgedeckt hat den neuen Überwachungsskandal die "New York Times". Der US-Zeitung zufolge soll die NSA seit 2008 Computer, die gar nicht mit dem Internet verbunden sind, mit Radiowanzen abhören.

Die Geräte seien heimlich zum Teil in USB-Peripherie, aber auch direkt auf intern verbauten Platinen installiert worden, die in den abzuhörenden Einrichtungen verwendet werden.

Wanzen auf Platinen und in USB-Kabeln
Die Funktionsweise der NSA-Radiowanzen: Sie seien auf einer Platine oder im Kabel eines USB-Geräts versteckt und hörten den Rechner unbemerkt ab. Ihre Daten senden sie laut Bericht an eine zugehörige Basisstation, die im Umkreis einiger Kilometer steht.

Das IT-Portal "Engadget" berichtet, dass diese koffergroßen Basisstationen WLAN-Netzwerke aus bis zu zwölf Kilometern Entfernung abhören könnten, aber eben auch zum Empfang der Signale von den Radiowanzen verwendet würden.

Letztere dürfte die NSA in die vom Zielobjekt genutzte Hardware einschleusen, bevor die Computerteile ihr Ziel erreichen (siehe Infobox). Für die Opfer der Abhöraktion sehen die von der NSA manipulierten Teile demnach ganz normal aus und erregen keinen Verdacht.

Militärische Ziele, aber auch Verbündete abgehört
Die NSA habe mit den Wanzen das chinesische und russische Militär sowie Drogenkartelle überwacht - aber auch Handelsinstitutionen der EU und Verbündete im amerikanischen Anti-Terror-Kampf wie Saudi-Arabien, Indien und Pakistan, berichtet das Blatt. Hinweise, dass die NSA dieses "Quantum" genannte Programm auch innerhalb der USA eingesetzt habe, gebe es nicht.

Neben der Spionage mit Radiowanzen soll die NSA übrigens auch ein eigenes, rund 100.000 Computer starkes Botnet für Cyberangriffe betreiben.

Die Abhörpraktiken der NSA haben weltweit für Empörung gesorgt. Ans Licht kamen sie durch den Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden. Seit Monaten sickern immer neue Details durch, die das Ausmaß der Lauschangriffe offenbaren. Russland gewährt Snowden derzeit Asyl. In den USA soll ihm der Prozess wegen Geheimnisverrats gemacht werden. Die Causa Snowden hat aber auch in den USA für Kritik am NSA-Überwachungsapparat gesorgt und Diskussionen ausgelöst.

US-Expertengruppe verteidigt NSA-Spionageaktivitäten
So hat die von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Expertengruppe für die Reform des Geheimdienstes NSA die umfassenden Überwachungsprogramme zuletzt verteidigt, zugleich aber Grenzen gefordert. Das Programm müsse nur einmal erfolgreich sein, um "unschätzbar" für die Terrorabwehr der USA zu sein, sagte der frühere Vizechef des Auslandsgeheimdienstes CIA, Michael Morell.

Das NSA-Programm sei geeignet, "eine katastrophale Attacke gegen die USA abzuwenden", so Morell bei einer Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats. Drei Tage vor der mit Spannung erwarteten NSA-Rede Obamas bekräftigte Morell vor den Senatoren aber auch Reformforderungen der Expertengruppe.

Geheimdienst-Reform wird bald vorgestellt
Ein im Dezember veröffentlichter Bericht macht dazu 46 Vorschläge. Insbesondere geht es dabei um das Programm, das der NSA die Speicherung von Telefondaten über einen Zeitraum von fünf Jahren ermöglicht. Zwar werden - offiziellen Angaben nach - nur Metadaten wie Telefonnummern und Anrufdauer gespeichert und nicht Inhalte, dennoch ist die Frucht vor Missbrauch groß.

Die Politik hat nach den Skandalen der vergangenen Monate Reformen angekündigt. US-Präsident Obama will am Freitag seine Pläne für die Zukunft der Geheimdienstarbeit vorstellen.

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