Projekt "Mystic"

NSA horcht auch “in Vergangenheit” ganzer Staaten

Web
18.03.2014 20:41
Die NSA kann offenbar auch in die Vergangenheit horchen: Der US-Geheimdienst verfügt einem Zeitungsbericht zufolge über die Fähigkeit, alle Telefonate eines ganzen Staates aufzuzeichnen und bis zu einem Monat lang zu speichern. Unter dem Namen "Mystic" könne die NSA damit die Telefongespräche rückwirkend belauschen, schrieb die "Washington Post" am Dienstag auf ihrer Internetseite. Ein Zielland, in dem das Programm bereits seit 2011 zum Einsatz komme, blieb vorerst auf Bitten von Washington ungenannt.

Das Blatt stützte sich bei den Recherchen zum wiederholten Male auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. Das gewaltige Überwachungsprogramm mit dem Namen "Mystic" funktioniere demnach wie eine "Zeitmaschine", heißt es in dem Bericht. Die NSA schneide "jedes einzelne" Telefonat in einem Land mit und bewahre die Unterhaltungen der jeweils letzten 30 Tage auf.

Somit könne der Geheimdienst Gespräche auch dann abhören, wenn er eine verdächtige Person zum Zeitpunkt des Telefonats noch gar nicht im Visier gehabt habe. Möglich mache dies ein "Retro" genanntes Instrument, mit dem NSA-Agenten die gespeicherten Gesprächsinhalte durchsuchen und zurückspulen können.

Gewaltige Datenmengen von Milliarden Telefongesprächen
Die Datenmengen, die beim Anzapfen des kompletten Telefonnetzes eines Landes anfallen, sind allerdings schier unvorstellbar. Laut "Washington Post" lagern auf den Servern der NSA zeitgleich die Aufnahmen von Milliarden Telefongesprächen. Mitarbeiter der NSA würden außerdem jeden Monat Millionen Mitschnitte mit verdächtigem Inhalt an den Langzeitspeicher des Geheimdienstes schicken.

Das "Mystic"-Programm begann den Angaben zufolge im Jahr 2009 und wird seit 2011 im vollen Umfang gegen das erste Zielland eingesetzt. Die "Washington Post" erklärte, den Namen dieses Landes auf Bitten der US-Regierung nicht zu nennen. Auch die Information, in welchen Staaten das Programm ebenfalls zum Einsatz kommen könnte, hielt die Zeitung zurück.

Im US-Geheimdienstbudget für 2013, das Snowden im vergangenen Jahr enthüllte, finden sich demnach Hinweise auf fünf weitere Staaten.

NSA will Bericht weder bestätigen noch dementieren
Die NSA wollte den Bericht der "Washington Post" auf Nachfrage bislang weder bestätigen noch dementieren. Der Geheimdienst betonte in einer Erklärung aber erneut, dass seine Überwachungsprogramme nicht "willkürlich" seien. Die Privatsphäre von US-Bürgern und Ausländern werde respektiert. Die NSA beklagte sich erneut, dass die "einseitigen Berichte" über die "rechtmäßigen" Spionageprogramme die nationale Sicherheit der USA gefährden würden.

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