PCs haben ausgedient

IT-Branche hofft auf Geldregen aus der “Wolke”

Web
08.03.2010 10:52
Die nächste Revolution der Computerwelt kommt aus den Wolken: "Cloud Computing" nennen IT-Profis die neue Art der Vernetzung, bei der Daten, Programme und selbst die Rechenleistung des Schreibtisch-PCs in Rechenzentren verlegt werden. Die Branche wittert ein gutes Geschäft, und so manch einer glaubt bereits an das baldige Aus für gewöhnliche Computer.

Dank "Cloud Computing" sollen Nutzer künftig nur eine Verbindung ins Internet brauchen, um Word-Dokumente oder Powerpoint-Präsentationen zu erstellen, E-Mails zu schreiben oder Videospiele zu nutzen. IT-Leistungen könnten so bedarfsgerecht und in Echtzeit über das Internet bezogen und nach wirklicher Nutzung bezahlt werden, ist IBM-Deutschlandchef Martin Jetter überzeugt.

Bis 2013, so die Marktforschungsfirma Gartner, dürfte der globale Cloud-Markt 150 Milliarden Dollar schwer sein - nicht zuletzt deshalb, weil die die "Wolke" dominierenden Anwendungen und Dienstleistungen höhere Renditen abwerfen als das umkämpfte Geschäft mit der Hardware.

Der klassische PC ein Auslaufmodell?
Die klassische IT-Industrie reagiert bereits mit neuen Angeboten. Fujitsu etwa warb vergangene Woche auf der CeBIT für einen Bildschirm-Arbeitsplatz ohne Computer. Der "Zero Client" besteht nur aus Display, Tastatur und einer Netzverbindung. Der herkömmliche Computer könnte zum Auslaufmodell werden.

Doch so weit ist es laut Microsoft-Vorstand Kevin Turner noch nicht. "Neue Produktgattungen wie Apples iPad, Tablet-Computer oder das elektronische Buch Kindle entstehen gerade erst, und in den Schwellenländern wächst der PC-Absatz nach wie vor." Die Zuwächse der PC-Industrie würden auf absehbare Zeit nicht nennenswert gedämpft.

Dennoch will man bei Microsoft heuer 9,5 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung investieren, "weil wir das Cloud Computing anführen wollen", so Turner. Neben klassischen IT- und Softwareanbietern wie IBM oder Microsoft preschen vor allem Internetkonzerne wie Google und Amazon vor. Richtig Geld verdienen bereits die vergleichsweise unbekannten US-Spezialanbieter Citrix und VMWare.

"Kein Hype, sondern ein Technologiesprung"
Für Microsoft-Deutschlandchef Achim Berg ist das Thema viel mehr als eine Modeerscheinung: "Cloud Services sind kein Hype, sondern ein Technologiesprung, so wie einst die Einführung des PCs in die Arbeitswelt." Sicher ist, dass den Netzen eine Datenexplosion bevorsteht, die sie ohne einen massiven Ausbau nur schwer bewältigen können.

Cloud Computing lässt Datenverkehr anschwellen
Der Netzausrüster Nokia Siemens Networks schätzt, dass durch die Verbreitung des mobilen Internets und des Cloud Computings der Datenverkehr bis 2015 um 10.000 Prozent auf 23 Exabytes pro Jahr anschwellen wird. Solche Datenmengen fielen beispielsweise an, wenn 6,3 Milliarden Menschen ein Jahr lang täglich ein digitalisiertes Buch herunterladen würden.

Risiken für Datensicherheit
Der gigantische Transfer birgt allerdings Risiken für die Datensicherheit. So speichern etwa Anbieter von virtuellen Festplatten im Internet die Daten ihrer Nutzer meist in mehreren Rechenzentren rund um den Globus. Die Datenmissbrauchsfälle der Vergangenheit machen die Politik misstrauisch.

Kanzlerin Angela Merkel erkundigte sich auf der CeBIT am Fujitsu-Stand, wo denn die "Cloud" des Unternehmens schwebe. Der europäische Konzernableger hatte eine halbwegs beruhigende Antwort parat: in Augsburg.

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