Als Geldanlage

Griechen hamstern PS4-Konsolen und Apple-Computer

Wirtschaft
09.07.2015 08:37
Kapitalverkehrskontrollen und Beschränkungen bei der Nutzung von Bankomaten ängstigen griechische Bürger: Viele wissen nicht, wie es mit ihnen und dem Euro weitergehen soll, was im Falle eines Euro-Ausstiegs mit ihrem Ersparten passiert. Eine der Folgen: In Hellas werden Elektronikmärkte gestürmt, die Menschen hamstern PS4-Konsolen und Apple-Computer. Die Hardware soll als Geldanlage dienen, wenn alle Stricke reißen.

Sie kaufe einen Laptop, "weil ich später vielleicht keine Chance mehr habe, einen zu kaufen", sagte eine Bürgerin Athens kürzlich dem Wirtschaftsnachrichtenportal "Bloomberg". So wie ihr geht es vielen Griechen: Die Unsicherheit, wie es mit Europas Sorgenkind weitergehen soll, zwingt die Bürger zu radikalen Maßnahmen.

Viele decken sich dem Bericht zufolge derzeit mit teuren Apple-Computern oder PS4-Konsolen ein, damit im Notfall einigermaßen wertstabile Hardware vorhanden ist, die sich zu Geld machen lässt.

Wer noch kann, investiert in Elektronik
"Die Leute geben das Geld aus, das sie auf der Bank haben, weil sie sonst nicht wissen, ob sie es jemals herausbekommen", sagt eine junge Verkäuferin eines Athener Elektronikmarktes – und meint damit die Bankomat-Beschränkungen, durch die jeder griechische Bürger derzeit nur 60 Euro am Tag beheben kann.

Wer noch mit Bankomat- oder Kreditkarte zahlen kann, legt sein Geld deshalb in Elektronik an. "Ein Mac ist etwas, das seinen Wert behält", erklärt sie die Hoffnung der Elektronik-Käufer.

PS4 und Mac gelten als gute Geldanlage
Dabei verlieren gerade Computer und Elektronik üblicherweise schnell an Wert, schließlich findet in diesem Bereich eine besonders rasante technische Entwicklung statt, durch die Geräte oft schon nach zwei Jahren veraltet sind.

Apple und die PS4 bilden allerdings eine kleine Ausnahme: Apple-Geräte genießen generell den Ruf, einen hohen Wiederverkaufswert zu erzielen, Sonys PS4 ist bei Spielern äußerst beliebt und dürfte ob der hohen Nachfrage in absehbarer Zeit keine Preissenkung erfahren. Darauf setzen viele Griechen.

Viele können keine Elektronik hamstern
Zumindest jene, die es sich leisten können. In dem zunehmend verarmenden Land hat nämlich bei Weitem nicht jeder die finanziellen Reserven, um jetzt noch groß Hardware zu bunkern. "Ich habe genug, um meine Rechnungen zu zahlen und Essen zu kaufen, das war's aber dann. Wenn ich wegen eines Notfalls einen Installateur rufen müsste, könnte ich ihn nicht bezahlen", klagt ein 65-jähriger Pensionist.

Er gehört zu den Opfern des Sparkurses, die schon jetzt kaum über die Runden kommen. Und er ist nicht allein: Die griechische Wirtschaft ist in den letzten sechs Jahren um 25 Prozent geschrumpft, die Arbeitslosigkeit liegt auf Rekordniveau. Jeder zweite junge Grieche ist ohne Job. Jene, die sich noch mit Elektronik eindecken können, gehören also zu einer privilegierten Schicht.

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