Android-Neuheiten

Google überrascht: Tablet und Mini-PC fürs Wohnzimmer

Elektronik
27.06.2012 20:46
Nach einer Dreiviertelstunde ging es am Mittwoch bei Googles Entwicklerkonferenz I/O in San Francisco ans Eingemachte: Der Internetriese hat nicht nur, wie bereits spekuliert, das eigene Tablet Nexus 7 vorgestellt. Als Überraschung hatte der Konzern außerdem den runden Mini-Computer Nexus Q in petto. Das Gerät bringt Inhalte aus dem Online-Dienst Google Play ins Wohnzimmer - und zwar nicht nur vom eigenen Handy oder Tablet, sondern auch von den Geräten anwesender Freunde. Zudem gab es jede Menge Neuigkeiten zur nächsten Android-Version 4.1, genannt Jelly Bean, sowie eine rasante Einlage mit Googles Datenbrille.

Das Nexus 7 (Bildmitte; Video oben) wird vom taiwanesischen Hardware-Hersteller Asus gebaut und kommt ab Mitte Juli in den USA für 199 US-Dollar (160 Euro) in der Version mit acht Gigabyte Speicherplatz auf den Markt. Auch eine 16-Gigabyte-Ausgabe erscheint. Zeitgleich wird das Tablet in Großbritannien, Kanada und Australien verfügbar sein, andere Länder sollen folgen. Einen Zeitplan nannte Google jedoch nicht.

Googles neues Tablet verfügt über ein 7-Zoll-Touchdisplay mit einer Auflösung von 1.280 mal 800 Pixeln und ist 340 Gramm leicht. Als Betriebssystem fungiert Android 4.1, angetrieben wird das Tablet von einer Vierkern-Tegra3-CPU und einem Grafikprozessor mit zwölf Kernen, es steht ein Gigabyte RAM zur Verfügung.

Das Nexus 7 bietet eine 1,2-Megapixel-Kamera an der Vorderseite für Video-Chats, aber offenbar keine - wie bei Tablets sonst üblich - an der Rückseite für hochauflösende Foto- und Videoaufnahmen. Mikrofon, WLAN, GPS, Bluetooth, NFC, Gyroskop, Beschleunigungssensor und Magnetometer sind integriert. Auf eine Internetverbindung abseits von WLAN verzichtet der Internetriese allem Anschein nach. Der Akku soll bis zu neun Stunden bei Videobetrachtung und bis zu 300 Stunden im Standby durchhalten.

Google macht mit dem Nexus 7 weniger Erzfeind Apples iPad Konkurrenz als vor allem Amazons Kindle Fire - schließlich wurde bei der I/O mehrmals betont, das Tablet sei "perfekt zum Lesen von Büchern". Ebenso großen Wert legt Google auf die Feststellung, dass das Nexus 7 für Google Play optimiert sei - also für Filme, Videos, Musik und Magazine. Die Inhalte können nicht nur gestreamt, sondern auch heruntergeladen und offline betrachtet werden.

Mit den Möglichkeiten fürs Gaming wollte Google bei der I/O anhand zweier Beispiele - eines Zombie-Shooters und eines Action-Rollenspiels - auf die grafischen Möglichkeiten des Nexus 7 ebenso hinweisen wie die erwachsene Zielgruppe ansprechen. "Wer sagt, dass mobile Spiele casual sein müssen?", so die Frage. Ein neues Feature für das Tablet ist "What's this Song", eine eingebaute App, die Lieder - zum Beispiel aus dem Radio oder im Kaufhaus - identifiziert. YouTube, Gmail und Google Maps können mit dem Nexus 7 selbstverständlich ebenso verwendet werden, Landkarten können nun auch offline gespeichert werden.

Mini-PC Nexus Q fürs Wohnzimmer
Als Überraschung hatte sich Google für den Schluss der I/O den Nexus Q (Bild rechts; Video auf YouTube) aufgehoben, einen etwa faustgroßen, runden Mini-Computer mit einem LED-Ring, der im Wohnzimmer mit Fernseher und Lautsprechern verbunden wird. Der Nexus Q ist immer an die Cloud angebunden und holt Inhalte von Google Play, die mit 1080p auf den Fernseher übertragen werden können.

Das Gerät wiegt 923 Gramm und ist mit dem Zweikern-Prozessor ARM Cortex-A9 und dem Grafikprozessor SGX540 ausgestattet, dazu gibt es ein Gigabyte RAM und 16 Gigabyte Flashspeicher. Interessanterweise kommt nicht Android 4.1, sondern der Vorgänger 4.0 zum Einsatz. Das Gerät soll ab Mitte Juli - vorerst nur in den USA - für 299 Dollar (240 Euro) erhältlich sein.

Es handle sich um das erste "soziale Streaming-Gerät", so Google. Schließlich ist der Clou hinter dem Nexus Q, dass man damit nicht nur selbst gekaufte Inhalte aus Google Play auf seinen Fernseher übertragen kann. Sind Freunde zu Besuch, die ebenfalls ein Android-Gerät besitzen, können sie Musik, Videos oder Filme ebenfalls auf den Fernseher übertragen. Diese werden nicht vom Gerät heruntergeladen, sondern aus der Cloud. Ob man allerdings viel Freude damit hat, dass jeder mit seinem Gerät gleichberechtigt ist und die Kontrolle übernehmen kann, bleibt abzuwarten. Die Idee, keine DVD zum gemeinsamen Filmabend mehr vergessen zu können und bei mehreren Freunden von einer großen Auswahl an Musik und Filmen zu profitieren, ist in jedem Fall spannend.

Android 4.1 soll mit mehr Geschwindigkeit punkten
Vor der Hardware hatte Google viel Neues zur Android-Version 4.1 alias Jelly Bean zu verraten. Das neue Betriebssystem ist ab Mitte Juli für Google Nexus, Google Nexus S und Motorola Zoom verfügbar. Eines der zentralen Themen bei Jelly Bean ist die schnellere Bedienung.

So sind die Benachrichtigungen nun schlauer: Man kann direkt im Übersichtsbildschirm zurückrufen oder eine E-Mail an Meeting-Teilnehmer schicken, wenn man sich verspätet - alles, ohne die entsprechende App öffnen zu müssen. Per Multitouch lassen sich viele Benachrichtigungen nun außerdem vergrößern, etwa um nicht nur Nachrichtentitel, sondern auch die Bilder dazu zu sehen. Ebenfalls flotter: Gerade geschossene Fotos werden direkt nach rechts verschoben, zum Betrachten scrollt man in der Kamera-Anwendung nur weiter, statt eine andere App öffnen zu müssen.

Über die "komplett neu erstellte" Suche für Jelly Bean zeigte sich Google besonders stolz. Via Spracheingabe soll diese nun klügere Antworten auf Fragen liefern. So erhält der Nutzer nicht nur eine Auflistung von Suchergebnissen, sondern zum Beispiel zuerst die gewünschte Definition von Roboter oder die Antwort auf die Frage, wer Japans Premierminister ist. Und wer Tierbilder verlangt, bekommt diese ohne Umwege angezeigt. Ist die Antwort nicht genug, finden sich aber unterhalb weiterhin die Google-Suchergebnisse.

Obwohl in Bezug auf den Datenschutz fragwürdig, soll das überarbeitete Google now das Leben einfacher machen. Das Programm merkt sich zum Beispiel frühere Suchanfragen sowie den Wohnort und soll mit jeder Benutzung schlauer werden. Dies alles dient dazu, das eigene Leben mittels Smartphone oder Tablet durchzuplanen. Google now zeigt zum Beispiel an, wann das nächste Meeting ist und wie lange die Fahrt mit dem Auto - hier wird bei einem Stau eine schnellere Strecke vorgeschlagen - oder öffentlichen Verkehrsmitteln - hier gibt es z.B. Infos, wann die nächste U-Bahn fährt - dorthin dauert. Entsprechend dieser Zeitangaben warnt Google now rechtzeitig, wann man das Haus verlassen muss. Das System zeigt zudem an, ob ein Flug Verspätung hat und welches Terminal man ansteuern muss, es gibt Echtzeit-Infos zu den Lieblings-Sportmannschaften und welche Restaurants in der Nähe sind.

Der Startbildschirm wurde für Android 4.1 verbessert, so passen sich Widgets nun automatisch in der Größe an. Das Wörterbuch soll ebenfalls intelligenter geworden sein - vor allem aber dürfen sich Nutzer hier auf Offline-Spracheingabe freuen. Diese soll zuerst für Englisch, später auch in anderen Sprachen verfügbar sein. Auch die Bedienung für blinde Menschen sei optimiert worden, verspricht Google.

Um die schnellere Bedienung auch bei Apps von Drittherstellern zu ermöglichen, hat Google "Project Butter" für eine bessere Framerate und schnellere Reaktionszeiten bei der Touchscreen-Eingabe vorgestellt. Das entsprechende Entwickler-Toolkit soll App-Herstellern helfen, Probleme bei der Geschwindigkeit auf einen Blick zu entdecken.

Filme auf Google Play nun auch zu kaufen
Auch für Google Play gab es einige Neuankündigungen. So werden kostenpflichtige Apps künftig mit Verschlüsselung geschützt, außerdem muss bei einem Update nur noch der überarbeitete Programmteil heruntergeladen werden, nicht mehr die gesamte neue App. Filme kann man nun nicht mehr nur ausleihen, sondern auch dauerhaft kaufen. Neu sind zudem Magazine in Google Play.

Spezialauftritt für Datenbrille
Zu Ende der Präsentation hatte Google-Mitgründer Sergey Brin seinen Auftritt - und mit ihm Google Glass, die bei Privatsphäre-Schützern umstrittene Datenbrille des Konzerns. Von der Bühne des Moscone-Centers aus steuerte Brin ein Team von Extremsportlern, die aus einem Luftschiff über San Francisco absprangen, mit ihren Fallschirmen - teils mit Fahrrädern - auf dem Dach des Veranstaltungsortes landeten und sich dann an der Glasfront des Konferenzze der Sportler live über die Google Glass in die Halle übertragen.

Die Datenbrille sei leichter als die meisten Sonennbrillen, so Brin. Prototypen sollen ab Anfang 2013 für Entwickler in den USA erhältlich sein. Auf den Markt kommen soll die Computerbrille in zwei Jahren - für "deutlich weniger" als 1.500 US-Dollar (1.200 Euro), so Brin.

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