Facebook hatte vor fast drei Wochen einen der größten Börsengänge aller Zeiten hingelegt. Der Beginn des Börsengangs musste jedoch um fast eine halbe Stunde verschoben werden - offenbar wegen der schieren Masse der Kauf- und Verkaufsorders. Dem "Wall Street Journal" zufolge verfügt die US-Technologiebörse über etwa 13 Millionen Dollar, um Investoren zu entschädigen. Allerdings machen diese Verluste in Höhe von rund hundert Millionen Dollar wegen der technischen Probleme geltend.
Investor warnt Startups vor schlechten Zeiten
Facebooks Börsendebakel droht indes negativ auch auf andere geplante Börsengänge der amerikanischen Internetbranche abzufärben. Paul Graham, Mitgründer des Startup-Inkubators Y Combinator, warnte seine jungen Online-Firmen am Dienstag in einem im Internet veröffentlichten Schreiben vor schlechteren Zeiten. Sie sollten möglichst sparsam sein und sich auf sinkende Bewertungen einstellen.
Noch wisse niemand, wie stark genau der verpatzte Börsengang von Facebook das Geschäft belasten werde, räumte Graham ein. Er mache sich aber Sorgen, dass es für junge Internetfirmen schwieriger werden könnte, an Geld heranzukommen und die Investoren bei Finanzierungsrunden die Bewertungen drücken.
"Die beste Lösung ist, kein Geld zu brauchen", so Grahams Fazit. "Wenn Sie bereits viel Geld eingesammelt haben, geben Sie es nicht aus." Grahams Mahnung erinnert an eine ähnliche Warnung der bekannten Internetinvestmentfirma Sequoia Partners aus dem Jahr 2008. Damals hatte die Finanzkrise auch die Geldströme im Silicon Valley südlich von San Francisco ausgedünnt.
Bewertungen in die Höhe geschnellt
Die Bewertungen von Internetunternehmen waren vor dem Facebook-Börsengang noch mal in die Höhe gegangen. Unter einer Milliarde schien kaum noch etwas zu gehen. So erklärte sich Facebook bereit, gut eine Milliarde Dollar für die Fotoplattform Instagram zu zahlen - durch die Aktienkomponente ist der Deal inzwischen allerdings deutlich weniger wert.
Das Online-Notizbuch Evernote wurde bei der jüngsten Finanzierungsrunde mit einer Milliarde Dollar bewertet, der Bilderdienst Pinterest mit 1,5 Milliarden Dollar. Beim Musikdienst Spotify, der viele Nutzer, aber bisher nur Verluste hat, konnte man zuletzt laut Medienberichten nur zu einer Bewertung von vier Milliarden Dollar einsteigen.
Einige Beobachter fühlen sich angesichts dessen an die Börsenblase zur Jahrhundertwende erinnert, bei der Investoren viel Geld in Online-Firmen pumpten, ohne auf das Geschäftsmodell zu achten.
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