Cyberarmee Büro 121

Experte warnt vor Nordkoreas gefährlichster Waffe

Web
19.05.2015 12:57
Büro 121 - was so unscheinbar klingt, steht für Nordkoreas gefährlichste Waffe: eine rund 6.000 Mann starke Truppe hochspezialisierter Hacker, die für zahlreiche Cyberangriffe im Ausland verantwortlich zeichnen soll. Das nachzuweisen fällt allerdings schwer, was die Angreifer nur umso gefährlicher mache, warnt der Verteidigungsexperte Michael Raska von der S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur gegenüber der Tageszeitung "Die Welt".

Hinter dem unauffälligen Namen "Büro 121" verbirgt sich wohl eines der am besten gehüteten Geheimnisse Nordkoreas. Überläufer aus dem kommunistischen Staat berichten, es handle sich um eine Schmiede für hochintelligente Hacker, die zum Cyberangriff gegen den südlichen Nachbarn, aber auch die USA und andere verfeindete Länder blasen. "Sie sind handverlesen", sagt der Informatik-Professor Kim Heung Kwang, der sich vor zehn Jahren aus dem Norden nach Südkorea absetzte, mit Blick auf die nordkoreanische Hacker-Elite.

Elite des Militärs
Einer von ihnen war Jang Se-yul, der seine Heimat im Norden vor sieben Jahren verließ. Die Hacker, die im Auftrag des Militärgeheimdienstes tätig sind, seien hochbegabt und würden zum Teil schon im Alter von 17 Jahren rekrutiert, erzählt Jang. Sie stellten die Elite des Militärs dar und gehörten zu den besten Verdienern in dem verarmten Staat. "Sie sind reiche Leute." Manche seien in der Universität für Automation in der Hauptstadt Pjöngjang ausgebildet worden - auf einem Campus, der von der Außenwelt mit Stacheldraht streng abgeschottet sei.

Die Hacker-Armee ist Jang zufolge auch im Ausland im Einsatz. Getarnt als Mitarbeiter etwa von nordkoreanischen Handelsfirmen starteten sie von dort ihren virtuellen Kampf, der in Nordkorea unter dem Namen "Geheimer Krieg" bekannt sei. Letztes prominentes Opfer: das Filmstudio Sony Pictures, das Ende vergangenen Jahres mit der Nordkorea-Satire "The Interview" den Zorn der Hacker auf sich zog. Sämtliche Rechner des Hollywoodstudios wurden landesweit lahmgelegt, Firmeninterna im Netz veröffentlicht.

Drittgrößte Cyberarmee der Welt
Dem südkoreanischen Geheimdienst nach ist Nordkoreas Cybertruppe nach den USA und Russland inzwischen die drittgrößte weltweit. "Die Nordkoreaner haben verstanden, dass sie militärisch nicht mit den USA oder auch nur Südkorea mithalten können", erläutert Verteidigungsexperte Michael Raska gegenüber "Der Welt". Das Regime wisse genau, dass seine konventionelle Armee obsolet sei; mit der Hackerbrigade könne das Land "den gleichen Grad an militärischer und politischer Effektivität erreichen wie andere mit konventionellen Waffen".

"Nicht zu unterschätzen"
Der Experte warnt davor, die Schlagkraft der Cyberkrieger zu unterschätzen. Vor fünf Jahren hätten sie noch zeigen wollen, was sie alles draufhaben, so Raska. "Das haben sie heute nicht mehr nötig. Heute wollen sie nicht mehr die Lorbeeren für besonders spektakuläre Schachzüge einheimsen." Wozu Kim Jong Uns Hacker in der Lage seien, wisse niemand gewiss, genau das sei jedoch Nordkoreas Strategie: "Es ist sehr leicht, Nordkorea zu unterschätzen, sich über seine Soldaten in den schlabberigen Uniformen und die rostigen Jets lustig zu machen, aber die Furcht bleibt. Denn seine Cyberkrieger können großen Schaden anrichten. Und wenn sich Kim Jong Un in die Ecke gedrängt fühlt, dann wird er das auch tun!", wird Raska von "Der Welt" zitiert.

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