Profis vorbehalten

Ein Biest von einer Kamera: Nikons D4S im Test

Elektronik
04.05.2014 09:00
Sie ist das laut Hersteller "ultimative Werkzeug für Profis" und mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 6.149 Euro wohl auch solchen vorbehalten: Nikons Vollformat-Spiegelreflexkamera D4S. Aber ein bisschen träumen wird man ja wohl noch dürfen – das dachte sich auch krone.at-Fotograf Andreas Graf und ließ es sich deshalb nicht nehmen, einen Blick auf den, wie er sagt, "Ferrari unter den Kameras" zu werfen.

Als Konzertfotograf ist Andreas Graf in der Regel mehrmals pro Woche in den Pressegräben von Stadthallte, Gasometer und Co. im Einsatz, um internationale Größen wie Lady Gaga, Beyoncé oder Robbie Williams abzulichten. Die Anforderungen an ihn bzw. seine Kamera dabei sind hoch: In der Regel dürfen Fotografen nur während der ersten drei Songs eines Konzerts fotografieren, natürlich ohne Blitz, ehe sie vom Veranstalter wieder hinauskomplimentiert werden. Während dieser Minuten stellen die zumeist dürftigen und sich ständig ändernden Lichtverhältnisse die Technologie vor eine Herausforderung.

Foto-Salven schießen
Um am Ende des Abends dennoch eine Handvoll guter Bilder im Kasten zu haben, braucht es daher neben einem lichtstarken Objektiv vor allem zwei Dinge: Schnelligkeit und eine hohe ISO-Empfindlichkeit – beides Dinge, die die D4S wie derzeit keine andere Kamera von Nikon meistert. Mit einer maximalen Bildrate von elf Bildern pro Sekunde bei voller Auflösung und Autofokusnachführung schießt die D4S regelrechte Salven und lässt damit selbst Kameras wie die mit acht Bildern pro Sekunde ohnehin bereits sehr schnelle D700, mit der krone.at-Fotograf Graf ansonsten seine Aufnahmen macht, fast schon langsam wirken.

"Kl-kl-kl-kl-kl-kl-kl-kl-klack" statt "Kla-Kla-Klack" bei bis zu 1/8.000 Sekunde macht der aus Kevlar-/Kohlefaserverbundmaterial gefertigte und auf 400.000 Auslösungen ausgelegte Verschluss - und zaubert damit sämtlichen Umstehenden in der Redaktion ein breites Grinsen ins Gesicht. Schnell genug jedenfalls, um auf der Bühne herumhüpfende Stars oder Sportler in ihren Bewegungen einzufrieren.

Dass die Bilder fast ebenso schnell auf die Speicherkarte wandern, wie sie geschossen werden, ist Nikons neuer Bildverarbeitungsengine Expeed 4 zu verdanken. Für eine noch schnellere Bildübertragung spendiert der japanische Hersteller seiner Kamera zudem ein neues, kleineres RAW-Format sowie, für die Übertragung von der Speicherkarte auf den Rechner, einen Gigabit-Ethernet-Anschluss. Auf integriertes WLAN muss hingegen verzichtet werden, das gibt es nur mittels optionalem WLAN-Adapter.

Es werde Licht...
Die zweite große Stärke der D4S ist ihre hohe Lichtempfindlichkeit. Der mit 16,2 Megapixeln auflösende Vollformatsensor erlaubt Empfindlichkeitseinstellungen von ISO 100 bis 25.600. In Extremsituationen lässt sich dieser Bereich auf bis zu 409.600 erweitern. In der Praxis bedeutet dies kurze Verschlusszeiten selbst bei wenig bis kaum vorhandenen Umgebungslicht - und zwar ganz ohne Stativ, wie Graf diesmal nicht im Pressegraben während eines Konzerts, sondern bei einem nächtlichen Spaziergang durch Wien erleben konnte.

Sein Urteil: Bis rauf auf ISO 16.000 lassen sich Aufnahmen noch guten Gewissens schießen. Zwar rauscht es dann schon, wirklich sichtbar wird dies aber erst in der 100-Prozent-Ansicht – die hochauflösenden Bilder gibt es auf dem Flickr-Account von krone.at. Kurzum: "Wo es mit anderen Kameras nicht möglich bzw. keinen Sinn mehr macht, zu fotografieren, ist es mit der D4S kein Problem", zeigt sich Graf von den Qualitäten des Sensors angetan. Übrigens handelt es sich dabei um das gleiche Fabrikat, das Nikon auch in seiner mit 3.000 Euro vergleichsweise günstigen Retro-Kamera Df verbaut (siehe Infobox).

Fokus auf das Wesentliche
Begeistert zeigt sich der krone.at-Fotograf auch von der Bauweise: Mit ihren Abmessungen von 156,5 x 160 x 90,5 Millimetern und einem Gewicht 1,35 Kilogramm ist die durch ein wetterbeständiges Metallgehäuse geschützte D4S ein wahres Monstrum von einer Kamera. Für den ambitionierten Fotografen ist sie damit eindeutig zu groß und schwer, Profis wissen allerdings genau das an ihr zu schätzen, liegt sie dadurch doch hervorragend und stabil in der Hand.

Einstellräder für spezielle Motivprogramme oder Kreativmodi sucht man bei der D4S übrigens vergebens. Wie bei einem Sportwagen konzentriert sich das Angebot an Knöpfen und Tasten auf das Wesentliche. Letztere wurden so angeordnet, dass sie selbst im dunklen Pressegraben schnell und vor allem blind, also intuitiv auffindbar sind. Die Fingerauflagen für Daumen und Mittelfinger wurden zudem laut Nikon neu gestaltet, um einen gegenüber der Vorgängerin D4 noch besseren Grip zu ermöglichen.

Fazit: Auch mit anderen Kameras lassen sich perfekte Aufmachen machen, ist sich krone.at-Fotograf Andreas Graf sicher. Mit einer Profi-Spiegelreflex wie der D4S stünden die Chancen auf solche jedoch ungleich höher - schließlich sorge der Sensor etwa auch bei schwierigen Verhältnissen für die richtige Belichtung. Für den ambitionierten Amateur, der seinen Lebensunterhalt nicht mit dem Fotografieren bestreitet, bleibt die D4S jedoch vor allem eines: ein kaum bezahlbarer Wunschtraum.

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