Bei LG nachgefragt

Diese Trends prägen 2015 den Markt für TV-Geräte

Elektronik
11.01.2015 07:50
Auf der CES in Las Vegas haben die großen TV-Hersteller die Welt mit Geräten verblüfft, die besonders groß, hochauflösend, farbstark, krumm oder gar biegsam sind. 4K-Qualität, Bildschirmtechnologien wie OLED und "Quantum Dots" und neue TV-Betriebssysteme haben die Messe dominiert. Doch was haben die Kunden davon und wie werden die CES-Neuheiten den Massenmarkt für Fernsehgeräte verändern? krone.at hat beim TV-Experten Markus Monjau von LG Electronics nachgefragt.

In einer Zeit, in der die meisten österreichischen Haushalte mit Full-HD-Flachbildfernsehern ausgestattet sind, hat man es als TV-Hersteller nicht leicht. Die TV-Sender reizen mehrheitlich nicht einmal die in Österreichs Wohnzimmern vorhandene TV-Infrastruktur aus, während die Hersteller den Kunden ihrerseits bereits ultrahochauflösendes Fernsehen der nächsten Generation schmackhaft machen möchten und mit teuren Hightech-Mattscheiben auf den Markt drängen. Wir haben Markus Monjau von LG gefragt, wie es mit dem TV-Markt weitergeht.

Die großen Trends: 4K und besseres Bild
Für den Manager sind die Trends, die 2015 die TV-Landschaft prägen werden, klar: "Der größte Trend ist jener zur höheren Auflösung. Bei uns ist bereits die Hälfte des auf der CES vorgestellten Sortiments 4K-fähig", verrät Monjau. Neben der Verbesserung der Bildqualität durch eine Erhöhung der Auflösung seien auch andere Bildverbesserungstechnologien heuer ein Thema. Dazu zählen "Quantum Dots", also in den Bildschirm eingebaute Nanokristalle, die für eine größere Farbpalette sorgen sollen. Und natürlich ist auch die Verbindung dieser Technologien – höhere Auflösung und besseres Bild – eines der zentralen Themen auf der CES. Krumme TV-Geräte sieht man bei LG hingegen schon wieder am absteigenden Ast. "Das lässt schon wieder etwas nach", erzählt Monjau – wenngleich die Geräte aus seiner Sicht tatsächlich ein etwas plastischeres Bild anzeigen.

Sozusagen das Optimum der CES-Trends sieht Monjau in OLED-Fernsehern mit 4K-Auflösung. "Das ist für die Bildqualität die beste Lösung", sagt er. LG sei in diesem Bereich führend, die 4K-OLED-Lösung favorisiere er aber nicht nur in seiner Funktion als LG-Manager, sondern auch aus anderen Gründen. OLED-TVs seien extrem kontraststark und böten das schönste Schwarz, die schönsten Farben und die schnellsten Umschaltzeiten. Da könnten andere Technologien nicht mithalten – wenngleich Monjau eingesteht, dass auch die Quantum-Dot-Geräte ein sehr gutes Bild zustande bringen. Langfristig sehe man jedoch trotzdem OLED als unschlagbar an.

"In fünf Jahren ist Ultra-HD sicher Standard"
Superscharfe und farbstarke Bilder am TV-Gerät sind die eine Sache. Die Verfügbarkeit von Inhalten, die das technisch Machbare auch tatsächlich ausreizen, eine andere. Derzeit sind – abgesehen von vereinzelten Streaming-Lösungen oder Film-Dreingaben der TV-Hersteller – kaum Inhalte in der schönen neuen 4K-Qualität vorhanden. Geht es nach Monjau, sollte das die Kundschaft aber nicht unbedingt abschrecken.

"Wenn man sich die Geschichte ansieht, werden die Zeitabstände, in denen sich neue Technologien entwickeln, immer kürzer", so der LG-Manager. Und bei einer durchschnittlichen TV-Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren könne man heute beim Neukauf durchaus darüber nachdenken, zwecks höherer Zukunftssicherheit zu einem 4K-Modell zu greifen. Denn: "Ich glaube, es wird schnell gehen. In fünf Jahren ist Ultra-HD sicher Standard. Auch, wenn der ORF bei so etwas immer ein bisschen langsamer ist", so Monjau. Zudem böten aktuelle 4K-TVs gute Upscaler, sodass auch "normales" Bildmaterial darauf besser aussieht als sonst. Dass Full-HD-Geräte in absehbarer Zeit aussterben werden, glaubt Monjau trotzdem nicht. Im Einsteigersegment und bei kleinen Diagonalen dürfte der aktuelle TV-Standard weiterhin angeboten werden. "Es gibt ja auch immer noch HD-Ready-Fernseher", so der TV-Experte.

Wachsende Vielfalt bei TV-Betriebssystemen
Abseits des Auflösungs-Wettrüstens tobt am TV-Markt derzeit auch noch eine andere Schlacht: jene der Betriebssysteme. Auf der CES haben sich vier Herausforderer in Stellung gebracht. LG setzt auf WebOS, ein Betriebssystem, das ursprünglich vom Handy-Pionier Palm entwickelt wurde. Samsung nutzt bei seinen neuen Fernsehern das Betriebssystem Tizen ein, das auch schon auf einigen Smartwatches verwendet wurde. Sony, Sharp und Philips setzen auf Googles Android TV und einige chinesische Hersteller haben für ihre Smart-TV-Systeme den Mediacenter-Spezialisten Roku an Bord geholt.

Was sich hier durchsetzen wird? "Ich glaube, die Systeme werden bis auf Weiteres parallel existieren, eine Vereinheitlichung zeichnet sich derzeit noch nicht ab", so Monjau. Er sieht sein Unternehmen mit WebOS gut für die TV-Zukunft gerüstet – auch, weil es sich durch seinen schlanken Aufbau gut für den TV-Einsatz eigne.

Auch seien im Smart-TV-Bereich neben dem Betriebssystem andere Dinge zentral dafür, ob Online-Funktionen von den Kunden auch angenommen werden. Dazu zählen für LG beispielsweise genug regionale Inhalte und eine benutzerfreundliche Bedienung. Mit lokalen Kooperationen und der hauseigenen Magic Remote – sie funktioniert wie eine Wii-Fernbedienung und lenkt einen Cursor am TV-Schirm – sieht man sich hier auf einem guten Weg. Das äußere sich auch bei der Smart-TV-Nutzung. Wurden gerade in der Anfangszeit der intelligenten Fernseher viele nie mit dem Internet verbunden und ganz klassisch als TV-Gerät verwendet, habe man aktuell immerhin Aktivierungsraten von 70 Prozent und eine regelmäßige Nutzerbasis von rund einem Drittel.

Der Fernseher wird zum Gaming-Gerät
Neben Smart-TVs ein weiterer Trend, der sich nicht unbedingt auf das Bild an sich bezieht, sind Spiele am Smart-TV. Auf der CES haben insbesondere Sony und Samsung für Furore gesorgt, haben sie doch für ihre neuesten Smart-TVs die Unterstützung von PlayStation Now angekündigt. Dabei handelt es sich um einen Streaming-Dienst für Spiele, bei dem PS3-Games direkt aus dem Internet aufs TV-Gerät gestreamt werden. Eine separate Konsole ist nicht mehr notwendig.

Bei LG gebe es derzeit zwar keine Pläne, PlayStation Now auf die hauseigenen TV-Geräte zu bringen, Games sind aber ein Thema. Erste Spiele – etwa eine speziell angepasste "Skylanders"-Version – für die hauseigenen Smart-TVs seien in manchen Ländern bereits verfügbar und auch Browser-Games seien – wenn sie nicht gerade auf Flash setzen – kein Problem. Technisch sei auch der Einbau von Streaming-Diensten machbar, hier gehe es eher um Lizenzfragen.

OLED-TVs werden langsam erschwinglich
Angesichts all der beeindruckenden, aber meist auch sündhaft teuren TV-Neuvorstellungen auf der CES dürften sich viele Österreicher, die in nächster Zeit einen TV-Neukauf planen, ziemlich erschlagen fühlen. Ein günstiges Full-HD-Gerät mit hoher Diagonale nehmen, auch auf die Gefahr hin, dass es in ein paar Jahren veraltet ist? Einen neuen 4K-Fernseher kaufen und jahrelang mit hochskalierten Inhalten Vorlieb nehmen? Oder lieber noch warten?

Nicht unbedingt, wenn es nach Monjau geht. "Unseren OLED-TV mit 55 Zoll Diagonale gibt's mittlerweile schon für rund 2.500 Euro – der hätte eigentlich alles, was man braucht." Gut, 4K-Auflösung hat er nicht, in der Praxis dürfte den meisten TV-Nutzern aber der Zugewinn bei der Bildqualität durch OLED-Technologie ohnedies schneller ins Auge stechen als die extrahohe 4K-Auflösung, die erst bei großen Bilddiagonalen ihre volle Wirkung entfaltet.

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