Zehn Jahre Twitter

Die Sink- und Höhenflüge des blauen Vögelchens

Web
21.03.2016 06:19

Amsel, Drossel, Papst und Präsident - sie alle tun es: Sie zwitschern. Manchmal von den Dächern, meistens auf Twitter. Der Kurznachrichtendienst feiert heute seinen zehnten Geburtstag. Über die Sink- und Höhenflüge des blauen Vögelchens - und Zahlen zum Staunen.

Was am 21. März 2006 als Experiment begann, vereint derzeit 320 Millionen Nutzer. Dank Twitter verbreiten sich Nachrichten, Befindlichkeiten und Fotos in Echtzeit. Der Ottonormalverbraucher avancierte damit zum digitalen Kolporteur und schrieb mit gerade einmal 140 Zeichen - die Maximallänge eines Tweets - Geschichte.

Dank Twitter sahen wir ein Flugzeug im Hudson River notlanden, Hubschrauber über dem Al-Kaida-Chef Osama Bin-Laden kreisen, Bomben während des Bostoner Marathons explodieren und Stars vor der Oscarverleihung posieren.

Bei Letzterer entstand übrigens einer der berühmtesten Tweets überhaupt: 2014 "zwitscherte" die US-Komikerin Ellen DeGeneres ein Gruppenselfie und stürzte den (noch) amtierenden Präsidenten Barack Obama von seinem Twitter-Thron.

Ihr Oscar-Foto mit Mimen wie Bradley Cooper und Jennifer Lawrence wurde mehr als drei Millionen Mal geteilt!

Sogar der Geheimdienst CIA outete sich mit einem humorvollen Beitrag als Twitter-Fan: "Wir können weder bestätigen noch dementieren, dass dies unser erster Tweet ist."

Im Beliebtheitsranking staubt Katy Perry die meisten Follower ab (84 Millionen), gefolgt von Justin Bieber (elf Millionen) und Taylor Swift (72 Millionen). Das Twitter-Naturgesetz besagt: Je mehr Follower, desto "wichtiger" ist ein User. Genau mit dieser Regel verdienen sich einige Firmen mittlerweile ein goldenes Näschen. Sie haben sich darauf spezialisiert, falsche User zu generieren. 6000 Fake-Follower gibt es bereits zum Schnäppchenpreis um fünf Dollar!

Experten gehen davon aus, dass zwischen 15 und 40 Prozent der Follower von Computerprogrammen (sogenannten Bots) geniert wurden.

Einer US-Studie zufolge lassen sich Schäden bei Naturkatastrophen mithilfe der Anzahl an Twitter-Meldungen ableiten!

5787 Tweets pro Sekunde
In der Kürze liegt die Würze - das besagt ein altes Sprichwort. Eine Meldung auf Twitter darf gerade einmal 140 Zeichen lang sein. Davon entstehen pro Sekunde durchschnittlich 5787! So genannte Hashtags helfen bei der Themensuche. Der Begriff setzt sich aus dem Zeichen # (hash) und seiner Eigenschaft als Schlagwort (tag) zusammen.

Die zehn meistverwendeten Emoticons auf Twitter:

Als populärster Hashtag in den sozialen Netzwerken gilt das Wort Liebe. Welche Begriffe Geschichte schrieben - hier eine Zusammenfassung:

#jesuischarlie: Nach dem Terror-Anschlag auf das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo bekundeten Millionen Nutzer weltweit ihre Solidarität mit dem Hashtag #jesuischarlie ("Ich bin Charlie").

#icebucketchallenge: Eine skurrile Spendenkampagne für Menschen mit der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ADL) gipfelte 2014 in der "Ice Bucket Challenge". Dabei schütteten sich Menschen in einem vermeintlichen Wet-Tshirt-Contest wahllos eiskaltes Wasser über den Körper und stellten ein Beweisfoto ins Netz. Als Draufgabe überwiesen sie eine Spende an ADL-Hilfsorganisationen.

#arabellion: Der Begriff setzt sich aus den Wörtern Arabien und Rebellion zusammen und wurde zum Synonym für den arabischen Frühling.

#oscars: Mit ihrem Gruppen-Selfie legte Ellen DeGeneres 2014 beinahe Twitter lahm. Ihr Grinse-Foto mit Leonardo DiCaprio, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Brad Pitt, Angelina Jolie, Julia Roberts, Meryl Streep, Lupita und Peter Nyong'o, Kevin Spacey sowie Jenny Tatem wurde mehr als drei Millionen Mal retweetet. Zwei Jahre später legte Leonardo DiCaprio am 29. Februar 2016 mit seinem lange geforderten Oscargewinn noch einen drauf: Die Nachricht von seinem Sieg wurde 440.000 Mal pro Minute gezwitschert.

#BlackLivesMatter: Was ursprünglich als Twitter-Hashtag begann, steht inzwischen für eine ganze Bürgerrechtsbewegung. Neun Millionen Mal wurde BlackLivesMatter als Hashtag oder Slogan 2015 retweetet. Inzwischen ist daraus ein Forum entstanden, in dem Communities über US-Ereignisse wie #Ferguson, #Charleston, die #BaltimoreProtests und andere Vorfälle zwischen der Polizei und schwarzen Bürgern diskutieren.

Keine Chance gegen Web-Cashcows
So populär der Nachrichtendienst auch sein mag - das auf 24 Milliarden Dollar geschätzte Unternehmen schreibt mittlerweile nur mehr rote Zahlen. Die Aktie stand nie tiefer als in diesem Winter. Eigentlich sollte sich das Netzwerk über Werbung finanzieren - ohne Erfolg. Denn Unternehmen geben ihr Geld wohl lieber bei reichweitenstarken Riesen wie Google oder Facebook aus. Zum Vergleich: Auf Mark Zuckerbergs sozialem Netzwerk sind 1,6 Milliarden Nutzer registriert! Die Höhenflüge des blauen Vögelchens scheinen damit wohl gezählt.

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