"Nun auf meine Art"

Dänin wehrt sich gegen Nacktfotos – mit Nacktfotos

Web
25.01.2015 12:10
Emma Holten ist 19 Jahre alt, als jemand ihren Facebook- und ihren E-Mail-Account hackt und Nacktbilder von ihr im Netz verbreitet. Jahrelang verfolgen sie diese Bilder, kriegt sie Zuschriften von fremden Männern, die sie fragen, ob ihre Eltern wüssten, "dass sie eine Schlampe ist". Dann wagt sie einen mutigen Schritt: Sie wehrt sich gegen die Veröffentlichung der Nacktfotos – mit Nacktfotos. Aber mit solchen, bei denen sie bestimmen kann, was die Menschen zu sehen bekommen.

"An einem ganz normalen Oktobermorgen im Jahr 2011 stieg ich in meinen Facebook-Account und mein E-Mail-Postfach ein, und auf mich warteten Hunderte von Nachrichten und E-Mails. Nachrichten und E-Mails mit Bildern von mir", beginnt die heute 23-jährige Journalistin ihre Erzählung auf der Website Hysterical Feminisms. Auf einem sei sie 17 gewesen, nackt und im Zimmer ihres damaligen Freundes. "Ein harmloser Versuch, sexy zu sein", so Emma. Ein anderes zeigte sie zwei Jahre später: "Ein bisschen selbstbewusster, aber nicht wirklich."

"Schick mir Fotos oder ich schicke diese an deinen Chef"
Es sei ihr natürlich peinlich gewesen, dass die Bilder bald überall im Netz zu finden waren, doch anfangs habe sie gedacht, die Aufregung würde sich schon legen. Doch die Fotos verbreiteten sich immer weiter – und noch Jahre nach der Onlinestellung bekam Emma von Männern aus aller Welt Nachrichten und E-Mails. Nachrichten und E-Mails wie: "Wissen deine Eltern, dass du eine Schlampe bist?" Oder auch: "Schick mir weitere Nacktbilder oder ich schicke diese an deinen Chef!"

Diese Männer hätten es genossen, sie mit ihren Nachrichten weiter zu erniedrigen. "Dass diese Bilder gegen meinen Willen verbreitet wurden, hat sie angeturnt", so Emma. Sie sei von einem Subjekt zu einem reinen Sexobjekt geworden – wie die vielen anderen Frauen, deren Fotos auf einschlägigen Websites gegen den Willen der Abgebildeten veröffentlicht werden. Doch: "Keine Person verdient es, auf ein Objekt reduziert zu werden."

"Tja, wärst du nicht im Vorfeld so eine Schlampe gewesen..."
Sie habe versucht, dass die Bilder von den Seiten entfernt werden. Doch als Antwort habe sie stets dieselbe bekommen: "Tja, wärst du nicht im Vorfeld so eine Schlampe gewesen..." Man habe ihr die Schuld daran gegeben, dass es passiert ist. Denn wenn sie die Fotos erst gar nicht gemacht hätte, hätte man sie auch nicht verbreiten können.

Jahrelang habe sie sich für die Bilder geschämt und doch mit aller Kraft versucht, sich ihr Selbstwertgefühl zu behalten. Aber es sei schwer gewesen: "Wenn man dir oft genug sagt, dass du es nicht verdienst, dass man dich wie einen wertvollen Menschen behandelt, dann liegst du abends im Bett und beginnst, das auch zu glauben. Es war eine enorme Aufgabe, die letzten Reste meines Selbstbewusstseins zusammenzukratzen, nachdem man mir drei Jahre lang jeden Tag gesagt hatte, dass ich es nicht verdiene."

"Ich schäme mich nicht für meinen Körper, aber er gehört mir"
Dann sei sie zu dem Schluss gekommen, dass sie ihre Geschichte neu schreiben müsse, um sich selbst wieder nackt und trotzdem als Mensch sehen zu können. Also habe sie sich an die Fotografin Cecilie Bodker gewandt. In Zusammenarbeit mit ihr seien diese Bilder entstanden, mit denen sie ihren Kampf gegen Rachepornos und die Sexualisierung und Objektisierung von Frauen begann.

Emma: "Diese Bilder sind der Versuch, mich wieder zu einem sexuellen Subjekt anstatt eines Objektes zu machen. Ich schäme mich nicht für meinen Körper, aber er gehört mir. Zustimmung ist der Schlüssel. Wie auch Vergewaltigung und Sex nichts miteinander zu tun haben, sind es zwei komplett verschiedene Dinge, Bilder mit oder ohne Zustimmung an die Öffentlichkeit zu bringen."

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